Amtzells Bürgermeisterin sieht „klar eine rote Linie“überschritten
Manuela Oswald reagiert auf Beleidigungen und Schlag gegen Grünen-kandidaten – Sorge vor dem Kommunalwahlkampf
- Bedauern und eine klare Absage an jede Form körperlicher Gewalt: Unter anderem mit dieser Aussage nimmt Amtzells Bürgermeisterin Manuela Oswald Stellung zu dem Vorfall in der Gemeinde, bei dem in der vergangenen Woche ein 57-jähriger Mann einen Gemeinderatskandidaten der Grünen erst beleidigt und dann geschlagen haben soll – womöglich mit politischem Hintergrund. Positiv bewertet Oswald die Initiative von Bürgern im Ort, sich mit Transparenten an Wohnhäusern
für Respekt, Demokratie und ein friedliches Zusammenleben einzusetzen.
Mit dem Faustschlag und Gewalt generell ist laut Oswald „klar eine rote Linie“überschritten worden, sagte sie am Dienstag im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“. Sie betont aber auch, dass noch offen sei, ob die Tat politisch motiviert war. Dies müssten die Ermittlungen der Polizei ergeben, deren Staatsschutzabteilung sich des Falls angenommen hat. Nach Angaben des Ratskandidaten hat der mutmaßliche Täter ihn nicht nur geschlagen, sondern zuvor auch mit klaren Bezügen
zu den Grünen beleidigt. Generell begrüßt die Bürgermeisterin die Mitmachaktion einiger Amtzeller. Sie hatten übers Wochenende selbst gestaltete Transparente an ihren Wohnhäusern befestigt mit Aufschriften wie „Für ein friedliches und respektvolles Miteinander in Amtzell und überall“. Inzwischen hat die Aktion weitere Nachahmer gefunden, auch nachdem die Initiatoren in sozialen Medien und durch Flyer in örtlichen Geschäften dafür geworben hatten.
Sorge bereitet Manuela Oswald indes nicht nur der Vorfall der vergangenen Woche an sich, sondern auch das mediale Echo darauf. Bundesweit hatten Zeitungen, Onlineportale und Fernsehsender berichtet, nachdem er durch Berichte der „Schwäbischen Zeitung“und des SWR bekannt geworden war. Diese könnten auf die Gemeinde ein Licht werfen, das ihr nicht gerecht werde. Demokratieverständnis und Gemeinschaftssinn seien stark in Amtzell – „und das nicht erst seit gestern“. Bewiesen werde dies durch großes ehrenamtliches Engagement und hohe aktive wie passive Wahlbeteiligungsquoten.
Unterdessen gibt es in der Region erste Stimmen, in der Sorgen über den heraufziehenden Kommunalwahlkampf vor dem Urnengang am 9. Juni geäußert werden. Am Ende seiner Rede zur Haushaltsdebatte im Leutkircher Gemeinderat erklärte Gottfried Härle, Fraktionsvorsitzender des Bürgerforums und Mitglied der Grünen, am Montagabend: „Der erschreckende Vorfall in Amtzell sollte uns allen zu denken geben.“Der Wahlkampf könne gerne auch kontrovers geführt werden, müsse dabei aber immer fair bleiben, betonte der Brauereichef. Keinesfalls dürfe er „die Spaltung in unserer Gesellschaft weiter vorantreiben.“