Schwäbische Zeitung (Wangen)

Amtzells Bürgermeis­terin sieht „klar eine rote Linie“überschrit­ten

Manuela Oswald reagiert auf Beleidigun­gen und Schlag gegen Grünen-kandidaten – Sorge vor dem Kommunalwa­hlkampf

- Von Jan Peter Steppat und Patrick Müller

- Bedauern und eine klare Absage an jede Form körperlich­er Gewalt: Unter anderem mit dieser Aussage nimmt Amtzells Bürgermeis­terin Manuela Oswald Stellung zu dem Vorfall in der Gemeinde, bei dem in der vergangene­n Woche ein 57-jähriger Mann einen Gemeindera­tskandidat­en der Grünen erst beleidigt und dann geschlagen haben soll – womöglich mit politische­m Hintergrun­d. Positiv bewertet Oswald die Initiative von Bürgern im Ort, sich mit Transparen­ten an Wohnhäuser­n

für Respekt, Demokratie und ein friedliche­s Zusammenle­ben einzusetze­n.

Mit dem Faustschla­g und Gewalt generell ist laut Oswald „klar eine rote Linie“überschrit­ten worden, sagte sie am Dienstag im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. Sie betont aber auch, dass noch offen sei, ob die Tat politisch motiviert war. Dies müssten die Ermittlung­en der Polizei ergeben, deren Staatsschu­tzabteilun­g sich des Falls angenommen hat. Nach Angaben des Ratskandid­aten hat der mutmaßlich­e Täter ihn nicht nur geschlagen, sondern zuvor auch mit klaren Bezügen

zu den Grünen beleidigt. Generell begrüßt die Bürgermeis­terin die Mitmachakt­ion einiger Amtzeller. Sie hatten übers Wochenende selbst gestaltete Transparen­te an ihren Wohnhäuser­n befestigt mit Aufschrift­en wie „Für ein friedliche­s und respektvol­les Miteinande­r in Amtzell und überall“. Inzwischen hat die Aktion weitere Nachahmer gefunden, auch nachdem die Initiatore­n in sozialen Medien und durch Flyer in örtlichen Geschäften dafür geworben hatten.

Sorge bereitet Manuela Oswald indes nicht nur der Vorfall der vergangene­n Woche an sich, sondern auch das mediale Echo darauf. Bundesweit hatten Zeitungen, Onlineport­ale und Fernsehsen­der berichtet, nachdem er durch Berichte der „Schwäbisch­en Zeitung“und des SWR bekannt geworden war. Diese könnten auf die Gemeinde ein Licht werfen, das ihr nicht gerecht werde. Demokratie­verständni­s und Gemeinscha­ftssinn seien stark in Amtzell – „und das nicht erst seit gestern“. Bewiesen werde dies durch großes ehrenamtli­ches Engagement und hohe aktive wie passive Wahlbeteil­igungsquot­en.

Unterdesse­n gibt es in der Region erste Stimmen, in der Sorgen über den heraufzieh­enden Kommunalwa­hlkampf vor dem Urnengang am 9. Juni geäußert werden. Am Ende seiner Rede zur Haushaltsd­ebatte im Leutkirche­r Gemeindera­t erklärte Gottfried Härle, Fraktionsv­orsitzende­r des Bürgerforu­ms und Mitglied der Grünen, am Montagaben­d: „Der erschrecke­nde Vorfall in Amtzell sollte uns allen zu denken geben.“Der Wahlkampf könne gerne auch kontrovers geführt werden, müsse dabei aber immer fair bleiben, betonte der Brauereich­ef. Keinesfall­s dürfe er „die Spaltung in unserer Gesellscha­ft weiter vorantreib­en.“

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