Ein Gartenschaugelände als grünes Klassenzimmer
Bildungsprojekt bietet für Schulen 80 Kurse zu vielfältigen Themen – Zeltschule setzt einen besonderen Akzent
- Das geheime Leben im Fluss erkunden, ein Klimapuzzle machen oder Steine und Böden zum Sprechen bringen: Auch bei der Landesgartenschau in Wangen wird es mit dem sogenannten „Grünen Klassenzimmer“ein außerschulisches wie außergewöhnliches Bildungsangebot geben. Einen besonderen Akzent setzt dabei eine Zeltschule, die sich als Schwerpunkt der Friedenserziehung widmet. Was hinter dem Projekt steckt, wer die Zielgruppen sind und wie man sich anmelden kann – ein Überblick.
Was und für wen ist das Grüne Klassenzimmer?
Das Grüne Klassenzimmer versteht sich als ergänzendes, außerschulisches Bildungsprojekt, dahinter steckt die Förderungsgesellschaft für die baden-württembergischen Landesgartenschauen bwgrün. Sie bietet mit einem Team aus Referenten und Fachleuten für Schulen ein Programm, dessen Spektrum über naturbezogene Themen, Ernährung und Gesundheit, bis zu Energie, Geschichte und Kultur reicht. Im Mittelpunkt steht der Unterricht im Freien, das Klassenzimmer ist das gesamte Gelände der Landesgartenschau. Die Wangener LGS entlang der Argen ist laut Leiter Alexander Pieh besonders für das Grüne Klassenzimmer geeignet, wegen des unmittelbaren Zugangs sowohl zur Natur als auch zu vielen Ausstellungsbeiträgen.
Konzipiert ist das Grüne Klassenzimmer für alle Klassenstufen, von der Primar- bis zur Oberstufe. Viele
Kurse sind auch für sonderpädagogische Schulen und Einrichtungen geeignet oder können nach Rücksprache angepasst werden. Ältere Schüler können sich zudem hinsichtlich ihres beruflichen Werdegangs orientieren, die gärtnerischen Verbände kooperieren hier mit der Agentur für Arbeit. Angesprochen werden sollen durch das Grüne Klassenzimmer nicht nur Schulen aus Wangen und der
näheren Umgebung, sondern auch aus dem weiteren Umland. Alexander Pieh gibt als Einzugsgebiet bei Schulen eine Anreise von bis zu einer Stunde an.
Welche Themen und Kurse werden angeboten?
Das Programm des Grünen Klassenzimmers bei der Landesgartenschau Wangen besteht aus 80 unterschiedlichen Kursen und wird laufend erweitert. Im Unterricht lernen die Schüler spielerisch, wie sich Pflanzen vermehren lassen, welche Lebensgrundlage die Honigbiene braucht oder warum Fische manchmal gezwungen sind, Treppen zu steigen. Es wird auch der Frage nachgegangen, wie der Boden entstand, auf dem wir stehen, wie sich die zurückliegenden Wetterereignisse zu einem Klimawandel konkretisieren und inwieweit der Wald als Kohlenstoffspeicher zu verstehen ist.
Im Bereich Mensch, Gesundheit und Ernährung geht es beispielsweise um Spiele für den Pausenhof, um Gemüse und Kräuter oder um den Weg der Milch. Nachhaltigkeitsthemen sind wichtige Bestandteile des Unterrichtsprogramms, genau wie politische Bildung oder Ethik und Religion. „Ein Programm, das sich wirklich sehen lassen kann“, so Pieh.
Welche Rolle spielt dabei die Zeltschule?
Etwas Besonderes beim Grünen Klassenzimmer in Wangen ist die Kooperation mit dem gemeinnützigen Verein Zeltschule, der im Libanon solche Schulen für geflüchtete Kinder aus Syrien betreibt. „Für uns ist das eine tolle Chance, den Schülern und den Gartenschaubesuchern das Thema und das Projekt nahezubringen“, sagt Rainer Hölzel, Vereinsmitglied und Rektor der Grundschule Lindenberg.
Er ist „stolz darauf, mit 50 Aktiven aus sieben Schulen aus Baden-württemberg und Bayern die Zeltschule mit insgesamt 161 Kursen und Angeboten zu versorgen“. Einen Schwerpunkt wird dabei die Friedenserziehung bilden: Es geht beispielsweise um fairen Handel, Freundschaftsbändchen, Aufklärung bei Mobbing oder um Rhythmusspiele und einen Trommel-workshop. Für Gartenschaubesucher soll es zudem Mitmachangebote geben. Finanziell unterstützt wird das Projekt vom Rotary-club Isny-allgäu
Das sechs auf neun Meter große Zelt für die Schule wird an der unteren Argenwiese, am südlichen Ende des Gartenschaugeländes, stehen und soll Mitte März aufgebaut werden. Schüler
des Beruflichen Schulzentrum Wangen verlegen dazu den Boden und sorgen für die Hochbeete. Es sollen zudem Schülerbotschafter ausgebildet werden, die beim Unterricht mithelfen. „Wir wollen eine Atmosphäre wie im Libanon vermitteln“, sagt Hölzel. Auch einen Ofen im Zelt soll es geben.
Wie läuft der Unterricht ab, wie kann man sich anmelden?
Treffpunkt für die Zeltschule ist deren Standort auf der unteren Argenwiese (hinter dem Platz der Kirchen). Beim Grünen Klassenzimmer wird der Treff auf der Argeninsel nahe der Sportplätze sein, von dort geht es dann mit den Referenten aufs Gartenschaugelände. Die Kursdauer ist maximal 90 Minuten, die reine Unterrichtseinheit 60 Minuten, angeboten werden mehrere Einheiten zu verschiedenen Themengebieten.
Diese können von Schulen und Lehrern ab sofort online auf der Seite des Grünen Klassenzimmers (www.gruenesklassenzimmer-bwgruen.de) gebucht werden. Interessierte finden hier auch weitere Infos und können sich für den Newsletter anmelden. Die Teilnahmegebühr für Schüler beträgt fünf Euro, pro Klasse haben zwei Lehrende/begleitpersonen freien Einritt. Tickets können vor Kursbeginn an der Kasse erworben werden oder
vorab online unter lgswangen2024.de/tickets/gruenes-klassenzimmer/ gebucht werden. Für Wangener Schulen soll es beim Eintritt eine Sonderregelung geben. „Wir wollen hier maximal großzügig sein“, so OB Michael Lang.
Welche Erwartungen gibt es an das Projekt?
Für Heiko Kloos, geschäftsführender Leiter der Wangener Schulen, ist das Grüne Klassenzimmer eine „super Gelegenheit, Themen zu vertiefen“. Die Gartenschau biete einen Mehrwert für die Schüler, der vielen nicht bewusst sei. „Diese Chance sollten wir nutzen, damit sie verstehen, was sie hier alles erleben können“, so Kloos. Und hofft überdies, dass der freie und damit unkomplizierte Eintritt für eine „hohe Akzeptanz sorgt“.
Für OB Michael Lang sind das Grüne Klassenzimmer und die Zeltschule eine „Anregung für Schulen von überallher“, mit der Ansage: „Macht eure Ausflüge auf die Landesgartenschau.“Der Rathauschef freut sich, wenn möglichst viele Schüler sich auf dem Gelände aufhalten, Spielgeräte ausleihen oder die Freizeitmöglichkeiten nutzen. „Schulklassen beleben und bereichern das Gelände“, ergänzt Edith Heppeler, Co-geschäftsführerin der LGS.