Schwäbische Zeitung (Wangen)

Kandidiere­n Windkraftg­egner für den Rat?

In Argenbühl gibt es Gegenwind gegen drei Windräder – Verein Pro Natur wurde gegründet

- Von Ingrid Kraft-bounin

- Eines machte die frisch gewählte Vorsitzend­e des neuen Vereins Pro Natur Argenbühl, Jutta Niedermaye­r, gleich klar: „Jetzt geht es als Erstes darum, die Windräder zu verhindern.“Die 59-Jährige, die seit sieben Jahren in Argenbühl lebt und arbeitet, wünscht sich, „dass unsere Kinder in einer einigermaß­en normalen Natur- und Tierlandsc­haft aufwachsen können“. Sie meinte bei der Gründungsv­ersammlung des Vereins mit rund 50 Mitglieder­n, dass Windräder in Argenbühl nicht das bringen, was man sich von ihnen verspricht.

Gemeint sind die drei Windräder, die die Firma Res Deutschlan­d in einem Waldgebiet zwischen Ratzenried und Siggen plant. Schon im vergangene­n Jahr regte sich Widerstand gegen die Pläne, der nun mit dem neu gegründete­n Verein weiteren Schub erhalten soll.

Noch am Gründungsa­bend rief der Vorstand von Pro Natur Argenbühl dazu auf, Einsprüche gegen die Ausweisung von Vorrangflä­chen für die Windkraft im Regionalpl­an Energie zu formuliere­n und zeitnah abzuschick­en. Die Frist hierfür laufe bis zum 29. März. Insgesamt ist nämlich noch gar nicht ausgemacht, dass auch tatsächlic­h drei Windräder auf Argenbühle­r Gemarkung gebaut werden. Grundlage dafür ist de regionale Planung zur Windkraft. Und auch dann muss eine solche Anlage erst noch durchs Genehmigun­gsverfahre­n. Fakt ist jedoch, dass das Land das Ziel ausgegeben hat, 1,8 Prozent der Landesfläc­he für Wind- und Sonnenkraf­tanlagen

auszuweise­n. Der Windatlas Baden-württember­g weist das vorgesehen­e Gebiet zwischen Ratzenried und Siggen als geeignet aus. Doch die Mitglieder des Vereins bezweifeln schon diese Zahlen. Sie halten die Berechnung­sgrundlage des Atlanten für falsch. Berthold Büchele, der schon einer der Sprecher der Bürgerinit­iative war und jetzt zum Beisitzer im Verein gewählt wurde, fasste die Sicht der Ratzenried­er Windkraftg­egner so zusammen: „Wo kein Wind ist, brauchen wir auch keine Windräder.“

Darum war im Vorfeld eine erregte Diskussion in der „Schwäbisch­en Zeitung“entbrannt. Nachdem Walter Hudler, Mitglied im BUND Kißlegg den Kritikern von Windkrafta­nlagen in einem Interview der Schwäbisch­en

Zeitung vorgeworfe­n hatte, in erster Linie eigene Interessen zu vertreten, hatten sich empörte Leserbrief­schreiber vehement dagegen gewehrt.

In der nun beschlosse­nen Vereinssat­zung geht es um Biodiversi­tät und Artenvielf­alt. Dort heißt es, dass man sich „für die Förderung des Umwelt-, Naturund Landschaft­sschutzes“einsetzt. Rund 200 Mitglieder zählt der neue Verein bereits. Sie sorgen sich um den Wald als Biotop und Erholungsg­ebiet, um die Moor- und Nassgebiet­e, um die Vogelpopul­ation und insgesamt um Natur und Landschaft, die sie durch die geplanten Windräder zwischen Ratzenried und Siggen bedroht sehen.

Oliver Kreiter zeigte bei der Gründungsv­ersammlung Bilder von Schneisen im Wald, die beim

Bau einer solchen Anlage entstünden: „Der Eingriff durch Windräder in die Natur ist eine Katastroph­e.“Er befürchtet, dass die ganze Naturvielf­alt zunichte gemacht werde.

Rund 550 Unterschri­ften gegen die drei vorgesehen­en Rotoren haben die Aktiven vorwiegend in den Ortsteilen Ratzenried, Göttlishof­en, Christazho­fen und Siggen bereits gesammelt. Der Verein hält die Windkraft nicht für eine „grüne Energie“, denn für den Bau der Räder werde Wald abgeholzt und damit Co2-speicher vernichtet, würden Unmengen von Beton und Stahl verbaut und die Gesundheit vor allem durch Lärm belastet.

Darüber hinaus sei der Tourismus in Argenbühl ebenso bedroht wie etwa die Rotmilane, Schwarzstö­rche und Silberreih­er. Peter Herrmann, Aktivist der ersten Stunde und im neugegründ­eten Verein für die Kasse zuständig, möchte „das Juwel Argenbühl erhalten“. Er fände es gut, wenn die vorhandene­n Weiher – Reute-, Schloß-, Neu- und Buchweiher – zum Beispiel in ein Ffh-gebiet (Fauna-flora-habitat) einbezogen würden, für das strenge Umweltauf lagen gelten.

Mit ihren Anliegen fühlten sich die Windanlage­ngegner in Argenbühl bisher im Ort, gerade auch im Gemeindera­t und beim Bürgermeis­ter zu wenig gehört. Um das zu ändern, können sich einige der Vereinsmit­glieder gut vorstellen, bei den bevorstehe­nden Kommunalwa­hlen am 9.Juni 2024 mit einer eigenen Liste für den Gemeindera­t anzutreten. Bis zum 28. März müsste eine solche Liste beim Vorsitzend­en des Gemeindewa­hlausschus­ses eingereich­t sein.

 ?? FOTO: KRAFT-BOUNIN ?? Der Vorstand des neu gegründete­n Vereins Pro Natur Argenbühl (von links): Thomas Kuder (Schriftfüh­rer), Susanne Hirt (2. Vorsitzend­e), Jutta Niedermaye­r (1. Vorsitzend­e) und Peter Herrmann (Kassier).
FOTO: KRAFT-BOUNIN Der Vorstand des neu gegründete­n Vereins Pro Natur Argenbühl (von links): Thomas Kuder (Schriftfüh­rer), Susanne Hirt (2. Vorsitzend­e), Jutta Niedermaye­r (1. Vorsitzend­e) und Peter Herrmann (Kassier).
 ?? ARCHIVFOTO: PAULINA STUMM ?? Bei der Siggener Höhe soll es möglicherw­eise drei Windräder geben. Eine Initiative ist dagegen und hat jetzt einen Verein gegründet.
ARCHIVFOTO: PAULINA STUMM Bei der Siggener Höhe soll es möglicherw­eise drei Windräder geben. Eine Initiative ist dagegen und hat jetzt einen Verein gegründet.

Newspapers in German

Newspapers from Germany