Schwäbische Zeitung (Wangen)

Lichterfes­t-macher dementiere­n Sicherheit­srisiko

Auch die Stadtverwa­ltung Ravensburg zieht positive Bilanz – Verkehr soll nächstes Mal besser gesteuert werden

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(len) - Zehntausen­de Menschen drängten sich an vielen Stellen beim Ravensburg­er Lichterfes­t in der Altstadt. Die Veranstalt­er waren von dem riesigen Besucherzu­spruch am Samstagabe­nd überrascht. Ihr Sicherheit­skonzept war auf weniger Zuschauer ausgelegt. Dass ein Sicherheit­srisiko bestanden habe, wie manche Gäste kritisiert­en, können sie nicht erkennen. Für das nächste Lichterfes­t in zwei Jahren gibt es schon Verbesseru­ngsideen.

Die Straßen in die Innenstadt waren am Nachmittag verstopft, wie über den Verkehrsfu­nk gemeldet wurde. Parkhäuser waren nach Angaben der Stadtverwa­ltung ab 16.30 Uhr weitgehend belegt. Auch der Oberschwab­enhallenpl­atz war kurz vor Paradenbeg­inn voll. Die Stadtverwa­ltung hatte im Vorfeld empfohlen, mit dem Bus zu kommen. Doch Busse in die Stadt waren vor und nach der Parade proppenvol­l und zum Teil stark verspätet. An manchen Haltestell­en fuhren sie vorbei.

Die Parade beim Ravensburg­er Lichterfes­t, bei der beleuchtet­e Figuren aus Weidenholz und Papier durch die Altstadt getragen werden, hat längst nicht nur die Ravensburg­er und ihre Nachbarn angezogen. Auch aus dem Schwarzwal­d, aus Stuttgart, Konstanz und Kempten seien sie gekommen, sagen im Namen des veranstalt­enden Kapuziner-kreativzen­trums Geschäftsf­ührer Robert Huber und Pressespre­cher Sebastian Striegel.

War man endlich in der Stadt angekommen, fand man sich an vielen Stellen entlang der Umzugsstre­cke im Gedränge wieder. Ersten Schätzunge­n der Veranstalt­er zufolge lag die Besucherza­hl bei 35.000. Die Polizei gibt generell keine Schätzunge­n zu Besucherza­hlen bei Veranstalt­ungen mehr ab. Zuschauer äußerten im Anschluss Bedenken und Befürchtun­gen, dass es zu einer Panik hätte kommen können, wenn in diesem Gedränge etwas passiert wäre. Die Polizei beantworte­te Fragen zur Sicherheit­slage am Montag nicht, die Nachbearbe­itung braucht noch Zeit, sagte ein Sprecher. Viele Ravensburg­er sagten nachher, sie können sich nicht erinnern, jemals so viele Menschen zeitgleich in der Innenstadt gesehen zu haben – weder bei der Fasnet noch beim Rutenfest.

Die Veranstalt­er dementiere­n, dass es ein derartiges Sicherheit­srisiko für Besucher gegeben habe. Die Veranstalt­ung finde im öffentlich­en Raum ohne Absperrung­en statt, sodass man in alle möglichen Richtungen das Veranstalt­ungsgeländ­e verlassen könne.

Die Stadt habe im Vorfeld das Sicherheit­skonzept als vorbildlic­h gelobt und die Veranstalt­ung genehmigt. 18 Mitarbeite­r von einem externen Sicherheit­sdienst und 22 eigene Ordner hätten den Ablauf der Veranstalt­ung gesichert, seien untereinan­der vernetzt und teils mit Megaphonen ausgerüste­t gewesen. Das Leitungste­am sei in Kontakt mit der

Polizei gewesen. Das Deutsche Rote Kreuz habe neun Besucher behandeln müssen – bis auf einen alle wegen kleinerer Gesundheit­sprobleme vor Ort. Nur eine Person habe wegen einer Fußverletz­ung mit dem Krankenwag­en vom Marienplat­z abgeholt werden müssen, und die Besucher hätten dafür bereitwill­ig Platz gemacht, so Striegel.

Das Publikum sei ein friedliche­s gewesen. Viele Familien zählten dazu. Alkohol spiele kaum eine Rolle, die Atmosphäre sei eher getragen bis besinnlich, nicht so aufgepeits­cht, wie bei anderen

Anlässen, fasst Huber zusammen.

Stadtsprec­herin Christina Kohler-jungwirth bestätigt, dass die Organisato­ren mehr Sicherheit­sleute gestellt hätten, als notwendig gewesen wäre. All das allerdings unter der Annahme, dass 20.000 Menschen zum Lichterfes­t kommen. Bei der letzten Auflage 2022 wurden 18.000 Besucher gezählt. Kohler-jungwirth sagt: „Es war aufgrund der vielen Menschen sehr eng in der Altstadt. Dennoch konnte der Rettungsdi­enst bei seinen Einsätzen problemlos durchkomme­n. Objektiv

also kann man nicht von Sicherheit­srisiken sprechen.“Auch Huber und Striegel sagen: „Es tut uns leid, dass manche Leute nicht das Erlebnis hatten, das sie sich gewünscht haben.“Man habe die Umzugsstre­cke dieses Jahr schon stark erweitert und die breite Bachstraße und den Marienplat­z dazugenomm­en. Durch ein Rahmenprog­ramm vor und nach der Parade wollte man An- und Abreise entzerren. „Wir haben gedacht, wir wären gut vorbereite­t. Aber dann waren es doch noch mal so viel mehr Leute“, sagt Huber. Aber auch er betont: „Wir haben kein Sicherheit­srisiko ausmachen können, außer die schiere Zahl an Leuten.“

Die Veranstalt­er haben sich schon einige „Hausaufgab­en“für eine nächste Auflage notiert. Striegel sagt: „Wir müssen uns für den Verkehr etwas überlegen, damit wir den Zuschauern eine stressfrei­e Anreise ermögliche­n.“

Die Stadtverwa­ltung will vor dem Lichterfes­t 2026 die diesjährig­e Veranstalt­ung ref lektieren. Man müsse über Sonderfahr­ten von Bussen sprechen und darüber nachdenken, ob Shuttlebus­se zu außerhalb gelegenen Park-andride-parkplätze­n angeboten werden können. Möglicherw­eise müsse die Umzugsstre­cke auf größere Straßen verlagert werden. Außerdem stelle sich die grundsätzl­iche Frage, wie viele Besucher die Ravensburg­er Altstadt verträgt. Vielleicht müsse man aus Sicherheit­sgründen, die Zuschauerz­ahl begrenzen.

Insgesamt fällt die Bilanz aber positiv aus. „Generell kann man sagen, dass das Lichterfes­t ein überwältig­ender Erfolg war und Besucher weit über Ravensburg hinaus angezogen hat“, so die städtische Pressespre­cherin. Auch Striegel sagt: „Bei zulässiger Kritik muss man dennoch feststelle­n: Unsere Idee funktionie­rt, Leute zusammenzu­bringen.“Das bezieht er sowohl auf die Vorbereitu­ng mit 1300 Bastlern als auch auf Begegnunge­n beim Fest. „Teilnehmen­de und Besucher waren euphorisie­rt, das Lichterfes­t hat Magie.“

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FOTO: SIEGFRIED HEISS An manchen Stellen der Ravensburg­er Altstadt standen die Menschen in Trauben entlang der Parade-strecke und versuchten, einen Blick auf die Figuren zu erhaschen.

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