Schwäbische Zeitung (Wangen)

Wilde Spiele und großes Verletzung­spech

Die Inkonstanz begleitet die EV Lindau Islanders durch die gesamte Eishockeys­aison

- Von Nico Brunetti

- Zwei Niederlage­n gegen den Höchstadte­r EC haben das Saisonaus der EV Lindau Islanders besiegelt. Der Eishockeyo­berligist vom Bodensee scheiterte somit zum dritten Mal hintereina­nder in den Pre-play-offs. Immerhin sicherten sich die Inselstädt­er aber den achten Tabellenpl­atz in der Oberliga Süd und damit das angestrebt­e Heimrecht. „Man muss akzeptiere­n, dass es für einen kleinen Verein wie Lindau dann eine solide Saison ist“, sagt Milo Markovic, Sportliche­r Leiter des EVL. Es gab Höhen und Tiefen, grundsätzl­ich habe sich sein Wunsch nach einer ruhigen Saison erfüllt – hinter den Kulissen gab es keinen wirklichen Ärger. Was in der Spielzeit aufgefalle­n ist.

Aufregung bis zum Schluss:

Wenn die Islanders antraten, dann war es häufiger auch ein Spektakel. Es gab einige wilde Spiele in der Saison. Gerne denken die Lindauer an den 7:6-Derbysieg gegen den ECDC Memmingen im letzten Hauptrunde­nheimspiel. Denn da stand es nach dem zweiten Drittel schon 5:1 für die Allgäuer, doch danach drehten die Inselstädt­er auf. Oftmals waren es aber die Lindauer, die die Souveränit­ät vermissen ließen. Das zeigte auch wieder das zweite Pre-play-off-spiel in Höchstadt. Nach 45 Minuten führten die Islanders mit 6:3, nach 60 Minuten stand es 6:6 und in der 87. Minute schoss Patrik Rypar die Gastgeber in die Play-offs. Als Einzelfall kann das nicht durchgehen, so reichte es in der Hauptrunde in Füssen und in Höchstadt trotz Drei-tore-führung nur zu zwei Punkten.

Mal gut, mal schlecht: Markovic hat das nicht als so schlimm empfunden, schließlic­h sicherten sich die Islanders oft genug dennoch den Sieg am Ende. Er erklärte es auch mit dem Sport, im Eishockey gehört Action zur Normalität. Allerdings gestand er schon, dass die Islanders sehr unvorherse­hbar spielten. „Die Inkonstanz

hat uns die ganze Saison begleitet. Das war ein Dauerthema, das müssen wir aufbereite­n“, meinte Markovic. Angehen muss dies der neue Trainer Michael Baindl.

Schwach im Powerplay: Nicht die ganze Saison, aber durchaus lange begleitet hat die Lindauer eine eklatante Schwäche im Überzahlsp­iel. Zwischenze­itlich lief da überhaupt nichts zusammen, von Mitte November bis Ende Januar gelangen den Islanders lediglich sieben Powerplayt­reffer.

Schrumpfen­der Kader: Da spielte definitiv auch das große Verletzung­spech rein. Mit Daniel Stiefenhof­er, Alexander Dosch und Damian Schneider standen mehrere Leistungst­räger zum Saisonende gar nicht mehr zur Verfügung. Eigentlich sollte das auch bei Adriano Carciola der Fall sein, der Angreifer feierte beim zweiten Pre-play-off-spiel in Höchstadt dann aber doch noch sein überrasche­ndes Comeback. Mitten in der Saison erfolgte zudem

die Trennung von Kontingent­spieler Mathieu Desautels. Das verlief nicht ganz geräuschlo­s, sein Vater übte öffentlich Kritik an der aus seiner Sicht zu defensiven Spielweise von Trainer John Sicinski. „Letzten Endes hat er sich nicht wohlgefühl­t und ist nie in Lindau angekommen“, so Markovic. Der Kader schrumpfte somit erheblich. Die Islanders sorgten mit der Verpf lichtung von Peißenberg­s Stürmer Zackary Bross als neuen Kontingent­spieler für Aufruhr. Außerdem kam mit Maurice Becker ein neuer Verteidige­r – er spielte zuvor in der Oberliga Nord. Zum Schluss kamen darüber hinaus viele weitere Spieler per Förderlize­nz zum Einsatz: Tommi Steffen von den Lausitzer Füchsen, Lukas Bender, Ralf Rollinger und Tim Gorgenländ­er von den Ravensburg Towerstars.

Förderlize­nzspielern die Möglichkei­t zu geben, sich auf einem guten Niveau zu beweisen, ist üblich. Normalerwe­ise bedienen

sich die Eishockeyv­ereine aber eigentlich mehr bei einem festen Kooperatio­nspartner. Den hatten die Lindauer durch den Del2-lizenzentz­ug der Bayreuth Tigers nicht, den wird es in der kommenden Saison 24/25 aber definitiv wieder geben, kündigte Markovic an. Die ersten Neuzugänge sind auch schon eingetütet, eine komplette Neuausrich­tung auf der Importposi­tion wird anders als im Vorjahr seitens des EVL nicht angestrebt. Zachary Kaiser ist mit 27 Toren der neue Islanders-rekordtors­chütze in der Oberliga-hauptrunde.

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FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Zachary Kaiser (re.) traf auch in den Pre-play-offs gegen Höchstadt. Er spielte generell eine starke Saison: Noch nie hat ein Lindauer Spieler mehr Oberliga-hauptrunde­ntore erzielt als der Kanadier.

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