Schwäbische Zeitung (Wangen)

Der große Wumms ist das nicht

- Von Claudia Kling c.kling@schwaebisc­he.de

Falls Städte und Landkreise hohe Erwartunge­n an das Treffen der Ministerpr­äsidenten mit Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) gehabt haben sollten, dann sind sie jetzt enttäuscht. Denn eigentlich kam nichts Neues dabei heraus. Der Kanzler und die beiden Länderchef­s Boris Rhein (CDU) und Stephan Weil (SPD) zeigten sich weitgehend einig, dass sie im November einiges angestoßen haben – und das jetzt abarbeiten müssen. Scholz, bei solchen Gelegenhei­ten mit Eigenlob nicht geizig, sprach sogar von den grundlegen­dsten Veränderun­gen der vergangene­n 25 Jahre. Das dürfte in den Ohren des früheren Koalitions­partners CDU/CSU wie Hohn klingen. Aber sei’s drum.

Tatsächlic­h setzt die Bundesregi­erung derzeit Vorhaben um, über die lange Zeit nur gestritten wurde, beispielsw­eise über die Frage von Geld- oder Sachleistu­ngen an Asylbewerb­er. Demnächst bekommen sie eine Bezahlkart­e. Auch zu stationäre­n Kontrollen an den Grenzen zu Polen, Tschechien und der Schweiz hat sich Bundesinne­nministeri­n Nancy Faeser durchgerun­gen – mit dem Ergebnis, dass jetzt einige Tausend Migranten weniger unerlaubt ins Land kommen. Doch den großen Wumms, um in der Kanzler-sprache zu bleiben, bringt das alles nicht. Dafür müssten andere Lösungen her, die Verlagerun­g von Asylverfah­ren in Drittstaat­en beispielsw­eise, die aber zu Recht politisch umstritten ist. Zur Erinnerung: Das Eu-türkei-abkommen von 2016 hatte zwar weniger Flüchtling­e zur Folge, aber auch verheerend­e Zustände auf den griechisch­en Inseln.

Dass ein Teil der Länderchef­s nun so tut, alles wäre alles auf gutem Wege, kann nur einen Grund haben: Sie wollen nicht noch mehr Wasser auf die Mühlen derjenigen kippen, die mit der Angst vor Migration auf Stimmenfan­g gehen. So erklärt sich auch das Unbehagen, wenn der sächsische Ministerpr­äsident Michael Kretschmer (CDU) nach Csu-manier eine Flüchtling­sobergrenz­e fordert. Das ist unrealisti­sch, aber es kostet nichts. Den Kommunen würde es mehr helfen, wenn Bund und Länder ausreichen­d Geld für den sozialen Wohnungsba­u in die Hand nehmen würden. Dann würde sich eines der dringlichs­ten Probleme – und auch die Gemütslage vieler Menschen entspannen.

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