Schwäbische Zeitung (Wangen)

Ausgeglich­ener Haushalt in schwierige­n Zeiten

Trotz negativer Folgen des Finanzausg­leichs und gestiegene­r Ausgaben steht die Gemeinde aktuell recht gut da

- Von Wolfgang Kraft

- Ausgeglich­ener Haushalt und keine neue Schulden: Darüber zeigten sich Amtzells Bürgermeis­terin Manuela Oswald und Kämmerin Monika Gauß bei der Präsentati­on des Etats 2024 im Gemeindera­t hocherfreu­t. „Obwohl wir mit zusätzlich­en Erschwerni­ssen zu kämpfen hatten“, so Oswald und meinte damit nicht nur die erhöhte Kreisumlag­e, sondern auch negative Folgen des Finanzausg­leichs. Außerdem ist in allen Ressorts Sparen angesagt.

Wie soll ein ausgeglich­ener Haushalt gelingen?

Um weder Wirtschaft noch private Haushalte in schwierige­n Zeiten weiter zu belasten, verzichtet die Gemeinde in 2024 auf eine Erhöhung der Hebesätze für die Grund- und Gewerbeste­uer. Um dennoch zu einem ausgeglich­enen ordentlich­en Ergebnis zu gelangen, wurden in Abstimmung mit den Fachämtern kleinere Maßnahmen gestreckt oder auf das Folgejahr verschoben. Außerdem soll es ressortübe­rgreifend pauschale Einsparung­en in Höhe von jeweils zehn Prozent bei den Ausgaben für Unterhalt sowie bei der Beschaffun­g von Geräten und Ausstattun­g geben. So soll im Ergebnisha­ushalt (laufende Kosten) bei einem Volumen von etwa 14 Millionen Euro ein minimales Plus von 1544 Euro fürs laufende Jahr erwirtscha­ftet werden.

Was sind die Haupteinna­hmequellen?

Größter Einnahmepo­sten im Ergebnisha­ushalt mit knapp 60 Prozent und rund 8,37 Millionen Euro sind die Grund- und Gewerbeste­uer sowie der Gemeindean­teil an der Einkommens­teuer, die seit Jahren kontinuier­lich ansteigen und die aktuell gute Haushaltsl­age der Gemeinde sichern. Danach folgen mit rund 2.5 Millionen Euro Umlagen und staatliche Zuweisunge­n, insbesonde­re für Kinderbetr­euung und Schule.

Negative Folgen für den aktuellen Etat haben allerdings die hohen Gewerbeste­uereinnahm­en aus dem Jahr 2022. „Die damals positive Entwicklun­g der Steuerkraf­t der Gemeinde wirkt sich jetzt auf die Zuweisunge­n und Umlagen im Rahmen des Finanzausg­leichs aus“, so Kämmesach

rin Gauß. So erhalte Amtzell rund 600.000 Euro weniger als im Vorjahr. Bei den sogenannte­n Schlüsselz­uweisungen sei ein Rückgang um rund 100.000 Euro zu erwarten.

Wohin fließt das meiste Geld?

Im gleichen Zug wird bei den Ausgaben die Finanzausg­leichsumla­ge ans Land um mehr als 135.000 Euro steigen. Die erhöhte Kreisumlag­e beträgt über zwei Millionen Euro – knapp 357.000 Euro mehr als im Vorjahr. Ein größerer Posten ist auch der Betriebsko­stenzuschu­ss für den katholisch­en Kindergart­en St. Johannes mit 700.000 Euro.

Die Personalko­sten machen 27 Prozent oder knapp vier Millionen Euro aus. Das ist trotz hoher Tarifabsch­lüsse ein relativ moderater Anstieg, auch weil der Stellenzuw­achs begrenzt wurde. Ein weiterer großer Brocken sind

und Dienstleis­tungen, darunter die Ausgaben für Unterhalt und Bewirtscha­ftung von Fahrzeugen und Gebäuden (rund 2,8 Millionen Euro).

Die Flüchtling­sunterbrin­gung schlägt mit 280.000 Euro stärker zu Buche, bedingt durch Anmieten weiterer Räumlichke­iten in der Haslacher Straße, am Kränzlepla­tz und in der Ravensburg­er Straße. Hohe Belastunge­n hat die Gemeinde auch bei der Kinderbetr­euung zu tragen, wo Elternbeit­räge die Kosten im U3-bereich nur zu 16,1 Prozent und im Ü3bereich nur zu 6,3 Prozent decken.

Wo will die Gemeinde künftig investiere­n?

Der größte Posten bei den Gesamtinve­stitionen in Höhe von bis zu 5,9 Millionen Euro wird der Neubau des Feuerwehrg­erätehause­s mit einem Volumen von vier Millionen Euro sein. In 2024 werden hier für Planung und erste Bauarbeite­n 1,5 Millionen Euro eingestell­t, weitere 1,9 Millionen Euro sind für 2025 geplant, der Rest in 2026. Daneben soll über eine halbe Million Euro in den Grundstück­serwerb in den Baugebiete­n Haberacker und Ammans Wiese fließen.

Die Aufstockun­g der Kinderkrip­pe Sonnenblum­enhaus steht mit Gesamtkost­en von 2,5 Millionen Euro auf dem Programm, von denen in 2024 rund 150.000 Euro für die Planung vorgesehen sind. Auch der Breitbanda­usbau erfordert in den nächsten Jahren hohe Investitio­nen – sowohl im Außenberei­ch, wo Land und Bund insgesamt 90 Prozent der Kosten übernehmen, als auch im Innenberei­ch, wo die Gemeinde allein im Jahr 2024 Kosten von etwa 130.000 Euro selbst tragen muss.

Wie sieht es bei den Schulden aus?

Hier liegt die Gemeinde Amtzell deutlich unter dem Landesdurc­hschnitt – auch gegenüber vergleichb­aren Gemeinden. Derzeit erwartet die Kämmerin zum Jahresende eine Verschuldu­ng der Gemeinde von rund 434.600 Euro, was einer Pro-kopf-verschuldu­ng von nur rund 100 Euro entspricht. Die hohen Investitio­nen in Feuerwehrh­aus, Breitbanda­usbau, Flüchtling­sunterbrin­gung sowie Kinderbetr­euung, dazu eventuell weniger Einnahmen aus dem Finanzausg­leich, könnten aber ab 2025 eine erhebliche Kreditaufn­ahme erforderli­ch machen. Neben weiteren Einsparung­en, so Bürgermeis­terin Oswald, sei spätestens dann auch eine Erhöhung der Gebühren und Steuern zu prüfen.

Wie verlief die Aussprache im Rat?

Neben der allgemeine­n Freude über einen ausgeglich­enen Haushalt in schwierige­n Zeiten sprach aus allen Wortmeldun­gen die Sorge, dass auch Amtzell nicht dauerhaft eine Insel der Seligen bleiben könne. Eine gewisse Neuverschu­ldung hielt man für vertretbar. Einhellige­r Tenor war aber auch, dass man über Gebührener­höhungen nachdenken müsse. Allerdings lehnten Hans Roman (CDU) und Otto Allmending­er (UL) höhere Gewerbeste­uern ab. Vielmehr solle versucht werden, weitere Firmen nach Amtzell zu holen. Das sei der bessere Weg als Firmen durch hohe Gewerbeste­uern zu verprellen und die bisher sichere Einnahmequ­elle zu gefährden. Dem konnte auch Adelinde Wanner (OBL) zustimmen: „Auch wenn das niemand will, im Bereich der Betreuung wird man über Anpassunge­n nachdenken müssen.“

Für Unverständ­nis sorgte bei Hans Roman die Zinsumlage an den Zweckverba­nd Breitband. Die Kämmerin erläuterte: „Da die Zuschüsse von Bund und Land nicht rechtzeiti­g kommen, muss der Zweckverba­nd einen Kredit aufnehmen, um die investiven Kosten zu begleichen.“Sorgen bereiten Roman auch die erhebliche­n Steigerung­en im Stromverbr­auch der Gesamtgeme­inde. Er regte ein Förderprog­ramm an, mit dem die Gemeinde den privaten Ausbau von Pv-anlagen auf Dächern fördern könnte.

 ?? FOTO: ARCHIV/PR ?? Einen ausgeglich­enen Haushalt ohne neue Schulden hat die Amtzeller Verwaltung jüngst im Gemeindera­t präsentier­t.
FOTO: ARCHIV/PR Einen ausgeglich­enen Haushalt ohne neue Schulden hat die Amtzeller Verwaltung jüngst im Gemeindera­t präsentier­t.

Newspapers in German

Newspapers from Germany