Hutmuseum knackt erneut 20.000-Besucher-marke
Welche Rolle die Sonderausstellungen spielen und wo Lindenberg besser ist als der bundesweite Schnitt
- Das Deutsche Hutmuseum scheint sich aus dem Corona-tief herausgekämpft zu haben. Im vergangenen Jahr kamen insgesamt rund 20.400 Besucherinnen und Besucher. „Auch wenn wir unsere Ziele noch nicht ganz erreicht haben, sind wir auf Tuchfühlung mit normalen Jahren“, sagt Museumsleiterin Angelika Schreiber.
Zur Einordnung: Im Jahr 2019 waren es knapp 25.900 Besucherinnen und Besucher. Während der Pandemie-jahre 2020 bis 2022 hatte sich die Gesamtzahl dann jeweils mehr als halbiert, wobei es aufgrund der Corona-pandemie allerdings auch deutlich weniger Öffnungstage gegeben hatte. Auch Führungen waren kaum möglich.
Am besten vergleichen lassen sich die einzelnen Jahre, wenn man die durchschnittliche Besucherzahl pro Tag einander gegenüberstellt: 2019 waren es 84, während der Corona-jahre zwischen 42 und 48 – und 2023 waren es knapp 66.
Damit hat das Hutmuseum die 20.000er-marke erstmals nach drei Jahren wieder geknackt. „Nach wie vor sind wir aber in einem Entwicklungsprozess“, so Schreiber bei der Vorstellung der Jahresbilanz im Haupt- und Finanzausschuss.
Ursprünglich hatten Fachleute dem Museum, das im Dezember sein zehnjähriges Bestehen feiert, jährlich mindestens 30.000 Besucherinnen und Besucher prognostiziert. Der damalige Bürgermeister Johann Zeh nannte diese Zahl
in einem Interview im April 2011 „eine sehr vorsichtige Schätzung“.
Die Erfahrung zeigt: Einen wesentlichen Einf luss auf die Besucherzahlen haben die Sonderausstellungen. Das zeigt 2023 deutlich: Dank der Ausstellung „Prominent“sei das Museum bis Mai sogar auf Kurs mit 2019 gewesen. Als diese geendet hatte, sei ein Einbruch erfolgt. Ab November mit der Doppel-ausstellung „Neuanfänge in Bayern“und „Fotopioniere aus dem Allgäu“ging es wieder deutlich nach oben.
In diesem Jahr soll vom 28. April bis 15. September die Son
derausstellung „Rad & Haube“die Menschen ins Museum locken. Sie zeigt die Geschichte des Radfahrens inklusive entsprechender Kopfbedeckungen – von früher bis heute.
Danach findet im Kulturherbst eine zeitgenössische Kunstausstellung mit dem Titel „Höhenmeter“statt. Sie geht bis ins Frühjahr.
Eine wichtige Rolle spielen auch Führungen. Deren Zahl hat sich im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdreifacht. An den 311 Öffnungstagen kamen 470 Gruppen, darunter fast 190 Schulklassen. Ein enger Austausch besteht
etwa mit der Grundschule: Jedes Lindenberger Kind kommt in jeder Jahrgangsstufe einmal ins Museum – natürlich mit jeweils unterschiedlichem Thema. „Sie müssen sich nicht viermal das Gleiche anschauen“, sagt Schreiber.
Generell sei es das Ziel, das Museum noch mehr im Ort zu verankern: „Wir möchten mit lokalen Partnern zusammenarbeiten und in die Stadt hineinwachsen“, sagt sie. Ein gelungenes Beispiel sei die Kooperation mit dem Kinderschutzbund beim „Platz der Kinderrechte“gewesen. Die gemalten Motive, die nicht auf der Installation
verewigt worden sind, wurden begleitend zur Eröffnung im Museum ausgestellt.
Erfreulich aus Sicht der Leiterin ist nicht nur der Wiederanstieg der Besucherzahlen, sondern auch die finanzielle Entwicklung: „In den Bereichen, auf die wir Einf luss haben, haben wir fast 30.000 Euro mehr erwirtschaftet“, rechnete sie vor. Eintritte spülten 79.000 Euro in die Kasse, die Führungen brachten weitere 9900 Euro. Besonders hob sie den Museumsshop hervor. Die Einnahmen lagen mit 45.700 Euro sogar über dem Vorcorona-niveau. „Man rechnet im
Schnitt mit einem Euro pro Kopf. Wir haben etwa 2,60 Euro“, sagte Schreiber. Damit liege Lindenberg sogar im deutschlandweiten Vergleich deutlich über dem Schnitt.
Bürgermeister Eric Ballerstedt bezeichnete das Hutmuseum als wichtigen „Imageträger“für Lindenberg. Er hob Schreibers gute persönliche Kontakte zum Haus der bayerischen Geschichte hervor, die es immer wieder ermöglichen, gewichtige Wanderausstellungen in die Stadt zu holen. Lindenberg stehe hier in einer Reihe mit Städten wie München, Augsburg und Nürnberg.