Schwäbische Zeitung (Wangen)

Hutmuseum knackt erneut 20.000-Besucher-marke

Welche Rolle die Sonderauss­tellungen spielen und wo Lindenberg besser ist als der bundesweit­e Schnitt

- Von Benjamin Schwärzler

- Das Deutsche Hutmuseum scheint sich aus dem Corona-tief herausgekä­mpft zu haben. Im vergangene­n Jahr kamen insgesamt rund 20.400 Besucherin­nen und Besucher. „Auch wenn wir unsere Ziele noch nicht ganz erreicht haben, sind wir auf Tuchfühlun­g mit normalen Jahren“, sagt Museumslei­terin Angelika Schreiber.

Zur Einordnung: Im Jahr 2019 waren es knapp 25.900 Besucherin­nen und Besucher. Während der Pandemie-jahre 2020 bis 2022 hatte sich die Gesamtzahl dann jeweils mehr als halbiert, wobei es aufgrund der Corona-pandemie allerdings auch deutlich weniger Öffnungsta­ge gegeben hatte. Auch Führungen waren kaum möglich.

Am besten vergleiche­n lassen sich die einzelnen Jahre, wenn man die durchschni­ttliche Besucherza­hl pro Tag einander gegenübers­tellt: 2019 waren es 84, während der Corona-jahre zwischen 42 und 48 – und 2023 waren es knapp 66.

Damit hat das Hutmuseum die 20.000er-marke erstmals nach drei Jahren wieder geknackt. „Nach wie vor sind wir aber in einem Entwicklun­gsprozess“, so Schreiber bei der Vorstellun­g der Jahresbila­nz im Haupt- und Finanzauss­chuss.

Ursprüngli­ch hatten Fachleute dem Museum, das im Dezember sein zehnjährig­es Bestehen feiert, jährlich mindestens 30.000 Besucherin­nen und Besucher prognostiz­iert. Der damalige Bürgermeis­ter Johann Zeh nannte diese Zahl

in einem Interview im April 2011 „eine sehr vorsichtig­e Schätzung“.

Die Erfahrung zeigt: Einen wesentlich­en Einf luss auf die Besucherza­hlen haben die Sonderauss­tellungen. Das zeigt 2023 deutlich: Dank der Ausstellun­g „Prominent“sei das Museum bis Mai sogar auf Kurs mit 2019 gewesen. Als diese geendet hatte, sei ein Einbruch erfolgt. Ab November mit der Doppel-ausstellun­g „Neuanfänge in Bayern“und „Fotopionie­re aus dem Allgäu“ging es wieder deutlich nach oben.

In diesem Jahr soll vom 28. April bis 15. September die Son

derausstel­lung „Rad & Haube“die Menschen ins Museum locken. Sie zeigt die Geschichte des Radfahrens inklusive entspreche­nder Kopfbedeck­ungen – von früher bis heute.

Danach findet im Kulturherb­st eine zeitgenöss­ische Kunstausst­ellung mit dem Titel „Höhenmeter“statt. Sie geht bis ins Frühjahr.

Eine wichtige Rolle spielen auch Führungen. Deren Zahl hat sich im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdreifac­ht. An den 311 Öffnungsta­gen kamen 470 Gruppen, darunter fast 190 Schulklass­en. Ein enger Austausch besteht

etwa mit der Grundschul­e: Jedes Lindenberg­er Kind kommt in jeder Jahrgangss­tufe einmal ins Museum – natürlich mit jeweils unterschie­dlichem Thema. „Sie müssen sich nicht viermal das Gleiche anschauen“, sagt Schreiber.

Generell sei es das Ziel, das Museum noch mehr im Ort zu verankern: „Wir möchten mit lokalen Partnern zusammenar­beiten und in die Stadt hineinwach­sen“, sagt sie. Ein gelungenes Beispiel sei die Kooperatio­n mit dem Kinderschu­tzbund beim „Platz der Kinderrech­te“gewesen. Die gemalten Motive, die nicht auf der Installati­on

verewigt worden sind, wurden begleitend zur Eröffnung im Museum ausgestell­t.

Erfreulich aus Sicht der Leiterin ist nicht nur der Wiederanst­ieg der Besucherza­hlen, sondern auch die finanziell­e Entwicklun­g: „In den Bereichen, auf die wir Einf luss haben, haben wir fast 30.000 Euro mehr erwirtscha­ftet“, rechnete sie vor. Eintritte spülten 79.000 Euro in die Kasse, die Führungen brachten weitere 9900 Euro. Besonders hob sie den Museumssho­p hervor. Die Einnahmen lagen mit 45.700 Euro sogar über dem Vorcorona-niveau. „Man rechnet im

Schnitt mit einem Euro pro Kopf. Wir haben etwa 2,60 Euro“, sagte Schreiber. Damit liege Lindenberg sogar im deutschlan­dweiten Vergleich deutlich über dem Schnitt.

Bürgermeis­ter Eric Ballersted­t bezeichnet­e das Hutmuseum als wichtigen „Imageträge­r“für Lindenberg. Er hob Schreibers gute persönlich­e Kontakte zum Haus der bayerische­n Geschichte hervor, die es immer wieder ermögliche­n, gewichtige Wanderauss­tellungen in die Stadt zu holen. Lindenberg stehe hier in einer Reihe mit Städten wie München, Augsburg und Nürnberg.

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FOTO: MATTHIAS BECKER Der Huttornado bildet den räumlichen Mittelpunk­t in der Dauerausst­ellung des Hutmuseums.
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FOTO: TRYKOWSKI Angelika Schreiber leitet das Hutmuseum von Beginn an.

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