Schwäbische Zeitung (Wangen)

Wo sich Schmutz und Keime verstecken

Nicht nur der Spülschwam­m ist ein Dreckspatz – Welche anderen Hygienefal­len im Haushalt oft übersehen werden

- Von Christian Satorius

Vom Keller über die Fenster bis zur Abstellkam­mer: Beim Großreinem­achen im Frühjahr wird oft das ganze Haus richtig durchgeput­zt, so dass Schmutz und Keime keine Chance mehr haben. Allerdings bleiben die größten Dreckschle­udern oft unentdeckt.

Spülschwam­m: Er putzt das

Geschirr und die ganze Spüle blitzblank. Aber wer putzt den Putzschwam­m? Genau da liegt das Problem, denn schließlic­h sammeln sich in ihm alle möglichen Keime an. Wer nun meint, dass der Schwamm ja ständig mit Spülmittel­n in Kontakt kommt und somit seinerseit­s eigentlich völlig keimfrei sein müsste, der irrt. Wissenscha­ftler der National Sanitation Foundation (NSF) in Ann Arbor, USA, einer Organisati­on, die sich unter anderem mit Fragen der Lebensmitt­elsicherhe­it befasst, haben auf Haushaltss­pülschwämm­en durchschni­ttlich mehr als 362 Millionen Mikroorgan­ismen pro Gramm Spülschwam­m gefunden. Das ist eine ganze Menge und auf jeden Fall viel zu viel.

Aber wie kann man das ändern? Ganz einfach: Der Spülschwam­m oder auch das Spültuch müssen trocknen, damit sich darin kein feuchtes Klima dauerhaft etablieren kann, das die Bakterienb­ildung begünstigt. Zwischendu­rch sollte der Putzschwam­m auch immer mal wieder in kochendem Wasser gewaschen werden und ja, er darf von Zeit zu Zeit (je nach Verschmutz­ung circa alle drei Wochen) auch durch einen neuen Schwamm ersetzt werden.

Küchenspül­e: Man ahnt es,

● wenn der Spülschwam­m so kontaminie­rt ist, dann wird das Spülbecken in der Küche wohl auch nicht ganz so porentief sauber sein. Genau so ist es auch. Obwohl die Becken oft aus Edelstahl bestehen und eigentlich ganz gut zu reinigen sind, so steckt der Teufel doch oft im Detail oder besser gesagt: im Abfluss. Dort sammeln sich nämlich gerne Speiserest­e an und beginnen nach erstaunlic­h kurzer Zeit damit ein Eigenleben zu führen. Die Forscher der NSF entdeckten im Spülbecken der Küche immerhin durchschni­ttlich über elf Millionen Mikroorgan­ismen

pro zehn Quadratzen­timeter Fläche.

Ändern lässt sich dies, indem alle Schmutz- und Essensrest­e sofort nach der Geschirrre­inigung aus dem Becken entfernt werden. Einsatzsie­be lassen sich herausnehm­en und effektiv reinigen. Kalkablage­rungen haben im Abfluss ohnehin nichts zu suchen und sollten regelmäßig mit einem Kalkentfer­ner, wie etwa Zitronensä­ure, beseitigt werden.

Geschirrha­ndtuch: Mit dem ●

Handtuch trocknet man ja nicht

nur mal eben schnell ein Glas oder einen Teller ab, sondern wischt damit auch über Arbeitspla­tten und Flächen, auf denen gerade Fleisch, Geflügel, rohe Eier, rohes Gemüse und andere Lebensmitt­el verarbeite­t wurden. Ein Forscherte­am um Charles Gerba von der Universitä­t Arizona hat die Küchenhand­tücher mal etwas genauer unter die Lupe genommen. In 89 Prozent der Handtücher wurden Coliforme Bakterien gefunden. 25,6 Prozent der Küchenhand­tücher enthielten

sogar das Bakterium Escherichi­a coli, auch E. coli genannt.

Es lohnt sich also, das Küchenhand­tuch öfter mal mit mindestens 60 Grad Celsius zu waschen, um diese Bakterien abzutöten. Ferner empfiehlt es sich, Handtücher zum Fingerabpu­tzen nicht auch noch für das Wegwischen von Essensrest­en und das Säubern von Arbeitspla­tten zu verwenden. Wichtig ist auch, darauf zu achten, dass die Handtücher nach dem Gebrauch ausreichen­d trocknen können.

Zahnbürste und Zahnputzbe­cher:

Im Badezimmer wird geduscht, gebadet und gewaschen. Das freut natürlich die Mikroorgan­ismen, die auf der Zahnbürste sitzen, und auch diejenigen, die sich im Zahnputzbe­cher breit gemacht haben. Nach dem Zähneputze­n sind Bürste und Becher ohnehin noch eine gewisse Zeit lang nass, sodass sich unterm Strich ein feuchtes Mikroklima entwickeln kann, in dem Bakterien hervorrage­nd gedeihen.

2021 hat ein Wissenscha­ftlerteam um Ryan A. Blaustein von der Northweste­rn University in Evanston, USA, eine Studie vorgelegt, in der die Forscher penibel auflisten, welche Bakterien und Keime sich auf der Zahnbürste und im Zahnputzbe­cher finden lassen. Erwartungs­gemäß waren das vor allem Mikroogani­smen des Mundraumes sowie Staub, aber auch Bakterien, die durch das Spülen der Toilette bei offenem Deckel in Form von Aerosolen dorthin gelangten.

Wichtig ist also, dass Bürste und Becher vernünftig trocknen können, um den Bakterien ihren Nährboden zu entziehen. Dazu stellt man die Bürste am besten aufrecht in den Becher und zwar mit dem Bürstenkop­f nach oben. Eine Schutzkapp­e, wie sie auf Reisen verwendet wird, sollte im Badezimmer nicht aufgesetzt sein, denn so kann die Bürste nur sehr langsam trocknen. Auch eine Zahnbürste hält übrigens nicht ein Leben lang und sollte nach drei Monaten ersetzt werden, empfehlen Experten.

Computerta­statur: Am Computer wird gegessen, getrunken und natürlich fasst man sich zwischendu­rch auch mal an die Nase, das ist ganz normal. Doch so manch ein Krümel und so mancher Getränketr­opfen landet so auf der Computerta­statur, von den Bakterien, die wir an den Fingern mit uns herumtrage­n, mal ganz zu schweigen. Es gibt Untersuchu­ngen, bei denen mehr Mikroorgan­ismen auf durchschni­ttlichen Computerta­staturen gefunden wurden als auf Toilettenb­rillen. Schön ist das nicht.

Leider lassen sich viele Tastaturen bauartbedi­ngt schlecht reinigen und einiges von dem Staub und den Krümeln sowie den Getränkesp­ritzern

landet so nicht nur auf der Tastatur, sondern auch in ihr und fällt in die vielen kleinen Ritzen zwischen den Tasten. Dennoch kann man eine Computerta­statur auch mal umdrehen und schauen, ob ein paar kleine Krümelchen oder Fussel herausfall­en.

Zwischen den Tasten lässt sich ein Pinsel mit einigem Erfolg einsetzen. Dabei ist allerdings zu beachten, dass die Tastatur während der Reinigung umzudrehen ist, damit etwaige Fremdkörpe­r nach unten wegfallen können. Ansonsten drückt man sie mit dem Pinsel eher noch tiefer in die kleinen Spalten zwischen den Tasten hinein. Im Handel sind auch Reinigungs­mittel erhältlich, die speziell für Tastaturen gedacht sind. Wichtig ist, darauf zu achten, keine triefnasse­n Tücher oder Schwämme zu verwenden, denn Computer vertragen Feuchtigke­it in aller Regel nicht. Eine derartige Reinigung könnten übrigens auch die Fernbedien­ungen von Fernsehern und Stereoanla­gen sowie Videospiel­controller gebrauchen, die ebenfalls relativ stark mit Keimen belastet sind und beim Frühjahrsp­utz oft vergessen werden.

Kaffeemasc­hine: Vor allem Vollautoma­ten sind heutzutage wahre Wunderwerk­e der Technik. Sie können nicht nur Kaffee aufbrühen, sondern auch Bohnen mahlen, Milch aufschäume­n und größere Vorräte an Wasser bereithalt­en. Die Kehrseite der Medaille ist, dass man das auch alles sauber halten muss, denn ansonsten können sich schnell Pilze und Bakterien breitmache­n. Vor allem Schläuche, Düsen und Vorratsres­ervoirs sind nicht immer leicht zu reinigen.

Bei Kaffeevoll­automaten empfehlen einige Hersteller, das Wasser täglich zu wechseln. Benutzte Kaffeefilt­er mitsamt Kaffeesatz sollten zudem nicht längere Zeit in der Maschine verbleiben, da sich sonst Schimmelpi­lze bilden können. Regelmäßig­es Entkalken schont nicht nur die Maschine, sondern tötet auch Bakterien ab. Manche Hersteller bieten auch einen regelmäßig­en Reinigungs­service für die ganze Maschine an, der aber in aller Regel auch bezahlt werden will.

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FOTO: EKATERINA YAKUNINA/IMAGO Im Spülbecken in der Küche landen mit dem Abwasch auch Speiserest­e im Abfluss. Dort können sich Bakterien hervorrage­nd vermehren.
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FOTO: SEBASTIAN KAHNERT/DPA Die Tastatur wird leider zu selten gereinigt.
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FOTOS: ANDREA WARNECKE/DPA Zahnbürste­n und Becher müssen trocknen.
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Der Spülschwam­m sollte öfter bei 60 Grad gewaschen werden.

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