So wirbt die Landesgartenschau für sich
Drei Frauen wollen möglichst viele Besucher locken – So geht das Marketing-team vor
- Was denn das sein soll, will die Besucherin des Ravensburger Lichterfests wissen, als wellenförmige Figuren an ihr vorbeiziehen – und springt damit direkt auf eine Marketingaktion der Wangener Landesgartenschau an. Die nämlich ist mit eigenen Leuchtfiguren bei der Parade mitgelaufen. Es ist bei Weitem nicht die einzige Aktion, die für die Ende April startende Schau werben soll. Was sich die Verantwortlichen so alles haben einfallen lassen.
Dass zum Ravensburger Lichterfest auch Gäste von weiter her, etwa Konstanz und Vorarlberg, kamen, dürfte auch das LGSTEAM gefreut haben. Immerhin hatte es sich mit einem bunten Bus im Gartenschau-design auf dem Marienplatz platziert – und fleißig Flyer und Magazine verteilt. Rund 100.000 Hauptf lyer hat die Landesgartenschau Gmbh (LGS) dabei bislang insgesamt ausgegeben. „Bis zum Ende der Gartenschau rechnen wir mit weiteren rund 100.000 Stück“, sagt Kathrin Schneider vom Lgs-marketingteam.
Die 37-Jährige studierte Bwlerin ist eine von drei Kolleginnen, die dafür sorgen sollen, dass die Landesgartenschau in Wangen zur Marke wird, möglichst viele Menschen von ihr erfahren – und sie dann besuchen. Das Ziel für die Ticketverkäufe ist gesteckt: Bei den Dauerkarten ist es mit rund 23.000 bereits bei Weitem übertroffen, für den Tagesticketverkauf ist es mit 475.000 Stück veranschlagt.
Flyer zu verteilen, ist dabei nur eine Aktion, um sichtbar zu werden. Eine andere sind beispielsweise die Liegestühle im Gartenschau-design. Etwa 600 Stück, sagt Schneider, seien bislang im Umlauf – vor Ladengeschäften beispielsweise oder auch in der Ankunftshalle des Flughafens Friedrichshafen. Daneben sollen auch kleine Nettigkeiten dafür sorgen, die Landesgartenschau in Wangen in gute Erinnerung zu rufen, wie die Postkarte mit Biene und der Wortspiel-werbespruch („Das müssen Sie sich ansäen“), oder das kleine Wildkräutersalzpäcken aus recyclebarem Recyclingplastik
– auch das selbstredend im Wangener Gartenschaudesign.
Grundsätzlich, erklärt Schneider, läuft die Werbekampagne crossmedial. Aber egal, ob gedruckte Flyer, aufgehängte Banner oder ein Post in den sozialen Medien: Was sich durchzieht, ist das einheitliche Erscheinungsbild im wiedererkennbaren Farb- und Stildesign, entworfen von einer örtlichen Agentur.
Zum digitalen Marketing zählt Schneider neben der umfangreichen Webseite der Landesgartenschau beispielsweise auch einen digitalen Newsletter, automatisierte Echtzeitwerbung im Netz und Bewegtbildcontent in den sozialen Medien wie den Imagefilm, der auch auf dem Youtube-kanal der Schau zu finden ist.
Apropos soziale Medien: An Inf luencern auf Instagram kommt auch die LGS nicht vorbei. Nicht nur, dass der „typische Landesgartenschaubesucher Ü50“mittlerweile selbst mit Smartphone und sozialen Netzwerken vertraut ist. Die LGS Wangen hat zudem explizit Familien und Kinder als eine
von zwölf Zielgruppe für sich definiert. Und gerade für diese gibt es eine unüberschaubare Zahl an Inf luencern, von denen sich die LGS einen Multiplikator-effekt erhofft: Sie sollen ihre Follower auf die Gartenschau in Wangen aufmerksam machen.
Besonders beliebt: die Instaposts der LGS zu den Spielplätzen auf dem Gartenschaugelände. Mitte April planen Schneider und ihre Kolleginnen ein Inf luencertreffen in Wangen. Beworben haben sie die Aktion nicht. „Die Nachfrage ist so hoch, dass wir nicht selbst aktiv werden mussten.“
Hört man Schneider zu, wenn sie über die Werbestrategie der Gartenschau spricht, wird deutlich: Viel Arbeit gibt es für das Marketingteam auch in der realen Welt. Dauerkarten hat es im Radius von 30 Kilometern um Wangen beworben, ansonsten ist baden-württemberg-weites Marketing angesagt. Dazu kommen die bayerische Nachbarschaft im Westallgäu, Vorarlberg und die Ostschweiz. Da werden beispielsweise Messeauftritte organisiert, Tourismusverbände ins Boot geholt, Touristinfos und Ferienwohnungsbetreiber eingebunden oder über den Hörfunk geworben. Ende März lädt die LGS 120
Gästeführer aus dem Bodenseeraum nach Wangen ein – und versorgt sie vor Ort mit Informationen und Werbematerial.
Woran bei ihrer Arbeit selten jemand denke, erzählt Schneider, sei der Bereich Erfolgskontrolle. Die sei aber sehr wichtig. Denn auch für in kreativen Runden ausgetüftelte Marketingaktionen gilt letztlich: „Der Köder muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler.“
Und während sich das bei den digitalen Aktionen oft relativ einfach über Reichweitenanalysen messen lässt, bleibt für andere Aktionen die Hoffnung auf einen Effekt. So wohl auch für ein 120seitiges Magazin zur Landesgartenschau, ihren Angeboten und Veranstaltungen. Es soll voraussichtlich Mitte April in einer Auflage von 200.000 Stück herauskommen – und an alle Haushalte im Umkreis von rund 30 Kilometern in und um Wangen verteilt werden.
Eine besondere, und in gewisser Weise noch nicht ganz abgeschlossene Aktion, war zuletzt die Teilnahme am Ravensburger Lichterfest. An ihr wirkten auch 15 ehrenamtliche Helfer mit, die unter Anleitung des Künstlers René Geier vom Team des Lichterfests die Wellen-lichtfigur gestalteten.
Am Samstag, 21. September, wiederum kommt das Lichterfest auf das Gartenschaugelände nach Wangen. Angeboten werden laut den Ravensburger Lichterfestveranstaltern Workshops, ein Taschenlampenkonzert und eine Parade mit einer Auswahl der Figuren, die in Ravensburg bei der Parade zu sehen waren.
Dass all die viele Werbung für die Schau auch Geld kostet, lässt sich nicht leugnen. Wie viel Geld die LGS Gmbh dafür ausgibt, Menschen für die Gartenschau zu begeistern, verrät sie indes nicht.