Schwäbische Zeitung (Wangen)

Ersatzmann am falschen Ort

Skispringe­r Markus Eisenbichl­er blüht nach harten Monaten wieder auf

- Von Patrick Reichardt und Thomas Eßer

(dpa) - Am liebsten würde Bundestrai­ner Stefan Horngacher den seit Monaten nicht berücksich­tigten Skispringe­r Markus Eisenbichl­er direkt ins Team holen. Doch das ist nicht möglich. „Wir können leider hier nicht auswechsel­n“, sagte Horngacher nach einem schwierige­n Wochenende in Oslo. Während sein A-kader um Olympiasie­ger Andreas Wellinger nach starkem Saisonstar­t derzeit ausnahmslo­s auf Formsuche ist, kommt der Exweltmeis­ter wieder richtig in Schwung. Ein klarer Sieg und ein zweiter Platz im Continenta­l Cup im finnischen Lahti ließen am Wochenende auf horchen.

Doch bei der Raw-air-tour in Norwegen sind keine Veränderun­gen nach dem Startwoche­nende möglich. Frühestens beim Winterfina­le in Planica am übernächst­en Wochenende könnte der 32 Jahre alte Eisenbichl­er deshalb sein Saisondebü­t im Weltcup feiern.

Sportlich spricht viel für eine Rückkehr in Slowenien. Eisenbichl­er ist grundsätzl­ich ein starker Flieger und verfügt derzeit über ein stabiles System. „Skif liegen taugt ihm. Die Technik funktionie­rt offensicht­lich. Im Continenta­l Cup gewinnst du nicht einfach so Wettkämpfe. Es sieht alles gut aus. Deswegen hoffe ich natürlich, dass er noch mal die Möglichkei­t bekommt, die schwierige Saison positiv abzuschlie­ßen“, sagte der ehemalige Weltklasse­athlet Sven Hannawald.

Eisenbichl­er selbst hat in dieser harten Saison viel Kritik einstecken müssen — und sich nicht groß an den Diskussion­en über seine Person beteiligt. Als die Leistungen rund um den Jahreswech­sel immer schlechter wurden, sprachen manche schon offen von einem nahenden Karriereen­de. „Ich persönlich hatte keine Angst, dass er auf hört. Markus ist ein Vollblutsp­ortler, solche Leute geben nicht so schnell auf. Natürlich war er enttäuscht, es war einer

seiner schwierigs­ten Winter überhaupt“, sagte Sportdirek­tor Horst Hüttel. Nun kam doch noch der Formaufsch­wung — im zweitklass­igen

Continenta­l Cup war Eisenbichl­er plötzlich nicht mehr der Abgehängte, sondern ein Topathlet. Vor dem starken Wochenende

in Lahti hatte er bereits im amerikanis­chen Iron Mountain einen Wettbewerb für sich entschiede­n.

„Mich freut es persönlich für ihn. Es zeigt, dass er an sich gearbeitet hat. Ich hoffe sehr und gehe auf alle Fälle davon aus, dass der Markus seine Laufbahn weiterführ­en wird“, sagte Hüttel. Auch Bundestrai­ner Horngacher attestiert­e dem Weltmeiste­r von 2019 „starke Sprünge“.

Mit 32 ist Eisenbichl­er einer der älteren Generation im deutschen Team. Doch weil nur wenig Nachwuchs nach oben drängt, hoffen sie beim Deutschen Skiverband auf weitere Jahre mit ihm. „Wir haben zwei tolle Höhepunkte mit Trondheim und Olympia vor uns. Ich habe das Gefühl, dass er nach wie vor Lust und Spaß an der Sache hat“, sagte Hüttel mit Blick auf die WM 2025 und die Winterspie­le ein Jahr später. Ob der Siegsdorfe­r selbst das genauso sieht, ist ungewiss.

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FOTO: MATTHIAS SCHRADER/DPA Es geht wieder bergauf für Markus Eisenbichl­er.

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