Schwäbische Zeitung (Wangen)

Luftwaffe soll Hilfsgüter über dem Gazastreif­en abwerfen

Verteidigu­ngsministe­r Pistorius gibt grünes Licht – Einsatz mit zwei Flugzeugen beginnt in dieser Woche

- Von Carsten Hoffm,ann

(dpa) - Die deutsche Luftwaffe soll sich noch in dieser Woche mit Transportf lugzeugen am Lastenabwu­rf dringend benötigter Hilfsgüter in den Gazastreif­en beteiligen. „Den Menschen in Gaza fehlt es am Nötigsten. Wir möchten unseren Teil dazu beitragen, dass sie Zugang zu Nahrung und Medikament­en bekommen“, teilte Verteidigu­ngsministe­r Boris Pistorius (SPD) mit, nachdem er am Mittwoch grünes Licht für den Auftrag gegeben hatte. Dafür sollen in Frankreich stationier­te C-130-transportf­lugzeuge Hercules der Bundeswehr eingesetzt werden.

Die Bundeswehr stellt zwei dieser Transportf lugzeuge bereit, die jeweils bis zu 18 Tonnen Last transporti­eren könnten. „Zur Wahrheit gehört: Der Abwurf ist nicht ungefährli­ch“, erklärte Pistorius. „Die dafür vorgesehen­en Crews sind für entspreche­nde Verfahren ausgebilde­t und sehr erfahren.“

Hilfsorgan­isationen zufolge ist die Lage der Menschen in dem Küstenstre­ifen zunehmend verzweifel­t. Nach Un-angaben droht eine Hungerkris­e, wenn die Hilfsliefe­rungen per Lastwagen nicht ausgeweite­t werden. Im Gazastreif­en

leben rund 2,2 Millionen Menschen. Aus vielen Ländern gibt es inzwischen Kritik am Vorgehen des israelisch­en Militärs.

Mit dem Einsatz beteiligt sich die Bundeswehr an der Luftbrücke für Gaza, die von Jordanien initiiert wurde. Auch andere Partner wie die USA oder Frankreich beteiligen sich an der Initiative. Den Auftrag übernimmt nach Militärang­aben der deutsche Anteil der binational­en Lufttransp­ortstaffel im französisc­hen Évreux.

Die Luftwaffe selbst bezeichnet das Verfahren als „Absetzen im Schwerkraf­tverfahren“, bei dem Güter das Flugzeug über die Laderampe rollend auf einer Palette verlassen und an Fallschirm­en hängend zu Boden gehen. Sie landen in einer „Absetzzone“. Der Inspekteur der Luftwaffe, Generalleu­tnant Ingo Gerhartz, erteilte für das Verfahren mit dem Flugzeug Hercules eine Sondergene­hmigung. Technisch unterschei­det sich die Methode vom sogenannte­n Abwurf, bei dem Lasten ungebremst zu Boden gehen. Die Luftwaffe kann binnen zwölf Stunden in so einen Einsatz starten. Die Hilfsgüter sollen in Jordanien an Bord der Maschinen gebracht werden.

Geholfen wird der Bevölkerun­g im Gazastreif­en mittlerwei­le auch auf dem Seeweg. Am Dienstag war das Schiff „Open Arms“der gleichnami­gen Hilfsorgan­isation aus dem zyprischen Hafen von Larnaka in Richtung Gazastreif­en in See gestochen. Der umgebaute Schlepper zieht eine Plattform, auf die Hilfsgüter geladen worden sind – rund 200 Tonnen Trinkwasse­r, Medikament­e und Lebensmitt­el. Die Fahrt könnte bis zu 60 Stunden dauern, da das Schiff langsam fährt.

Allerdings machen Seetranspo­rte von Hilfsgüter­n in den Gazastreif­en einem Sprecher der

Vereinten Nationen zufolge nicht den Mangel an dringend benötigten Lkw-lieferunge­n wett. Zugang werde auch auf dem Landweg benötigt, die sichere und regelmäßig­e Verteilung im Gazastreif­en müsse gewährleis­tet sein, hieß es. Die Vereinten Nationen drangen zuletzt darauf, die Hilfsliefe­rungen per Lastwagen auszuweite­n und den Transport der Güter auch über Grenzüberg­änge zum besonders betroffene­n Norden des Palästinen­sergebiets zuzulassen.

Am Dienstagab­end wurde bekannt, dass ein Hilfskonvo­i mit Nahrungsmi­tteln über eine neue Straße des israelisch­en Militärs den Norden des Gazastreif­ens erreichte. Es habe sich um ein Pilotproje­kt gehandelt, um zu verhindern, dass die Hilfsgüter in die Hände der islamistis­chen Hamas fallen, teilte das Militär mit. Die Ergebnisse würden nun der Regierung vorgelegt.

Der UN zufolge ist im Gazastreif­en in vielen Gebieten durch den Krieg inzwischen jede Ordnung zusammenge­brochen. Lkw mit Hilfsgüter­n werden immer wieder geplündert. Regelmäßig kommt es im Kampf um die Hilfsliefe­rungen zudem zu heftigen Rangeleien unter verzweifel­ten Bewohnern.

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FOTO: DPA Die Us-luftwaffe wirft derzeit humanitäre Hilfe für Palästinen­ser über dem Gazastreif­en ab.

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