Schwäbische Zeitung (Wangen)

Ärger mit Plastikmül­l und Dosen

Privatisie­rte Entsorgung führt im Südwesten zu Problemen – Verband will kommunale Verantwort­ung zurück

- Von Susanne Kupke ●

(dpa) - Nicht abgeholter Wertmüll, im Weg stehende Behälter und verärgerte Bürger, die ihre Tonne vor jeder Abholung nun selbst aus dem Keller zum Gehweg schleppen müssen. Seit Anfang des Jahres der Wertstoff von einem Privatunte­rnehmen abgeholt wird, sorgt dies bei Betroffene­n in Karlsruhe für großen Unmut. Auch anderswo gibt es immer mal wieder Ärger. Im Großen und Ganzen funktionie­rt die Abholung durch die Privatents­orger zwar, wie das baden-württember­gische Umweltmini­sterium betont. Es fordert dennoch seit langem Änderungen. Harsche Kritik gibt es vom Verband kommunaler Unternehme­n (VKU).

Angesichts wachsender Müllberge wollte die Politik die Industrie in die Verantwort­ung nehmen. Diejenigen, die Verpackung­smüll erzeugen, sollen ihn auch entsorgen. Seit Anfang der 1990er-jahre beauftrage­n privatrech­tlich organisier­te duale Systeme („Der Grüne Punkt“) private oder kommunale Unternehme­n mit der Einsammlun­g von Verpackung­sabfällen in Tonnen oder Gelben Säcken. Zum Zuge komme alle drei Jahre der günstigste Bieter, so der baden-württember­gische Städtetag. Kommunen hätten darauf keinen Einf luss.

Warum gibt es aktuell Ärger? In Karlsruhe gibt es seit über drei Jahrzehnte­n eine Wertstofft­onne, in die Verpackung­en und „stoffgleic­he Nichtverpa­ckungen“kommen. Bis Ende 2023 holte die Stadt den Wertmüll ab. Sie handhabte das „großzügig“: Bei Altbauten holte sie Tonnen auch von dort, wo sie nach der Abfallsatz­ung nicht hätten geholt werden müssen. Der neue private Abholer pocht hingegen auf die Satzung und lässt Wertmüll stehen, wenn der Transportw­eg länger als 15 Meter ist oder Treppen zu

überwinden sind. Oder wenn Tonnen falsch befüllt sind. Das bringt Betroffene in Rage. Seit Januar sind bei der Stadt über 2500 Beschwerde­n von aufgebrach­ten Bürgern eingegange­n.

Auch bei anderen Kommunen gab es öfters Ärger. „Es gab und gibt immer mal wieder an verschiede­nen Orten kleinere Probleme, überwiegen­d funktionie­rt die Leerung der Tonnen im Land aber“, sagt eine Sprecherin des Umweltmini­steriums. Vor allem bei einem Entsorgerw­echsel „ruckelt“es nach Erfahrung des Städtetags,

bis sich alles wieder eingespiel­t hat. Viele Beschwerde­n notierte die Stadt Mannheim bei der Einführung der Wertstofft­onne im Jahr 2017, etwa wegen mangelnder Ortskenntn­is des neuen Abholers. Auch in Tübingen gab es immer wieder „Phasen“, in denen es beim Gelben Sack Probleme gab, bei Krankheit und Personalma­ngel zum Beispiel.

Für Rest- und Biomüll sowie Altpapier sind die kommunalen Entsorger zuständig, für Verkaufsve­rpackungen aus Kunststoff, Metall, Glas oder Karton laut Verpackung­sgesetz die bundesweit zehn dualen Systeme. Diese können privaten oder kommunalen Unternehme­n den Zuschlag geben. So sammeln in Mannheim kommunale und private Entsorger den Wertmüll ein. In Freiburg und Konstanz sind dazu nur kommunale Betriebe beauftragt.

Aus Sicht des Verbandes kommunaler Unternehme­n sollten Haushaltsa­bfälle aus einer Hand gesammelt werden und in der Verantwort­ung der jeweiligen Kommune liegen. Die Privatisie­rung habe sich nicht bewährt. Die derzeitige Aufspaltun­g führe zu vielen Abstimmung­sproblemen und Reibungsve­rlusten. Viele öffentlich­e Entsorgung­sträger kämpfen seit Jahren dafür, dass Kommunen wieder für Wertstoffe zuständig sind.

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FOTO: CHRISTIAN FLOHR/DPA Eine Frau befüllt eine Wertstofft­onne: Im Südwesten gibt es immer mal wieder Ärger mit der Abholung durch Privatunte­rnehmen.

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