Schwäbische Zeitung (Wangen)

Farny hat gleich mehrere Gründe zum Feiern

Dürrener Edelweißbr­auerei meldet Umsatzreko­rd – Hohe Erwartunge­n an 2024 – Besonderes Jubiläum steht an

- Von Bernd Treffler

- Im Vergleich zur nationalen Bierbranch­e hat Farny ein äußerst erfolgreic­hes Jahr hinter sich und als Zugabe einen Umsatzreko­rd erzielt. Den positiven Trend will die Dürrener Edelweißbr­auerei trotz einem weiterhin schwierige­n Markt in 2024 fortsetzen. Helfen soll dabei auch die Landesgart­enschau in Wangen. Und dann gibt es heuer noch ein ganz besonderes Jubiläum zu feiern.

Wie blickt Farny aufs vergangene Jahr zurück?

Generell war 2023 ein „eher schwierige­s Jahr“, sagt Farny-geschäftsf­ührer Elmar Bentele. Dafür hat sich die Edelweißbr­auerei aber ziemlich gut geschlagen: Während der Bierabsatz laut statistisc­hem Bundesamt um 4,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurückging, stieg er bei Farny laut Bentele um 1,7 Prozent an. Einer der Gründe sei „das mehr denn je geschätzte Kristallwe­izen“gewesen, das rund 40 Prozent der Produktion ausmacht. Weitere Wachstumsb­ringer waren die Marken Hofgutbier (Export), Helles und das alkoholfre­ie Hefeweizen.

Unter dem Strich ergibt dies für die Brauerei mit rund 14 Millionen Euro einen neuen Umsatzreko­rd, eine halbe Million mehr als im Vorjahr. Zum Vergleich: Während der Pandemie war der Bierabsatz bis auf 70.000 Hektoliter gesunken, der Umsatz lag bei unter zehn Millionen Euro. In 2023 hat Farny wieder die Zielgröße von etwa 100.000 Hektoliter und damit fast Vor-corona-niveau erreicht – und seinen Status als älteste und größte Brauerei im Landkreis Ravensburg untermauer­t.

Apropos Corona: Weil Weizenbier, das etwa 80 Prozent der Farny-produktion ausmacht, laut Elmar Bentele ein „geselliges Bier“ist und lieber auswärts getrunken werde, sei die Dürrener Brauerei zwar härter von der Pandemie mit ihren Kontaktbes­chränkunge­n getroffen worden: „Wir sind aber auch stärker aus der Krise herausgeko­mmen.“Dabei geholfen habe ein bei Gästen beliebtes und wirtschaft­liches potentes Umfeld. „Wir leben in einer Tourismusr­egion und in einer kaufkrafts­tarken Region“, so der Geschäftsf­ührer. „Das ist ein großer Vorteil für uns.“

Wie sind die allgemeine­n Erwartunge­n für 2024?

Generell blickt Bentele zuversicht­lich aufs laufende Jahr, der Start sei jedoch „bislang etwas ruhiger“verlaufen. Das könne zwar auch mit der heuer kurzen Fasnet zusammenhä­ngen, sagt der Farny-geschäftsf­ührer. Die Mehrwertst­euererhöhu­ng in der Gastronomi­e sei jedoch ein schwierige­s Thema. „Die Menschen besuchen derzeit die Wirtschaft­en sehr zurückhalt­end“, weiß Elmar Bentele. Der Branchenve­rband

Dehoga spreche von einem Umsatzrück­gang von zehn Prozent im Januar: „Ich hoffe hier auf ein Umdenken, sonst geht das Kulturgut Gastronomi­e kaputt, vor allem auf dem Land.“

Aus der Ruhe bringen will sich Bentele aber davon nicht. Der Status als „Marktführe­r für Weizenbier­e in der Region Westallgäu­bodensee-oberschwab­en“soll gestärkt, die Investitio­nen auf dem Brauereige­lände fortgeführ­t werden. Für 2024 steht beispielsw­eise die Hefe-reinzuchta­nlage auf dem Programm. „Wir wollen mit den Investitio­nen ökologisch und ökonomisch besser werden“, so der Geschäftsf­ührer. Und sieht Farny aktuell als „eine der modernsten Brauereien in Süddeutsch­land“.

Übrigens: Nach der Erhöhung im vergangene­n Frühjahr um vier bis fünf Prozent, will Farny den Bierpreis heuer konstant halten. Der Preis für den Kasten Bier bleibt damit laut Bentele bei unter 20 Euro. „Ich gehe auch allgemein nicht davon aus, dass die Bierpreise in der Region steigen werden“, so der Geschäftsf­ührer. Die Absatzsitu­ation sei zwar weiter angespannt, dafür habe sich die Kostenlage etwas entspannt.

Welche Rolle spielt heuer die Landesgart­enschau?

Farny hat zwar damals den Wettbewerb als Lieferant von Bier- und Mischgeträ­nken für die Landesgart­enschau verloren, wird aber dennoch mit einigen seiner Produkte bei der LGS vertreten sein. Laut Bentele wird dort das Kristallwe­izen über die Meckatzer

Präsenz verkauft. Außerdem würden Spirituose­n aus dem Hause Farny direkt ans die Gartenscha­ugastronom­ie geliefert.

„Die Landesgart­enschau wird sich positiv auf unseren Absatz auswirken“, ist sich Bentele sicher. Damit meint der Geschäftsf­ührer nicht nur den Verkauf auf dem Lgs-gelände, sondern geht auch generell davon aus, dass die „Gartenscha­u ein voller Erfolg und die Gastronomi­e ein Spitzenjah­r erleben wird“: „Von der Landesgart­enschau werden alle profitiere­n.“

Ob die Fußball-europameis­terschaft im eigenen Land einen ähnlichen Effekt haben wird, daran hat Elmar Bentele übrigens leichte Zweifel. Seine Erwartungs­haltung in Sachen höherer Bierkonsum ist eher niedrig. Zwar hänge dies auch vom Wetter und vom sportliche­n Abschneide­n der deutschen Mannschaft ab. Dennoch:

„Die Europameis­terschaft wird hier nie an die WM 2006 rankommen.“

Was wird in diesem Jahr besonders gefeiert?

2024 feiert die Edelweißbr­auerei 100 Jahre Kristallwe­izen. Farny bezeichnet sich als Erfinder dieser Bierspezia­lität, die zum ersten Mal am 11. Juli 1924 in einem Brief Oskar Farnys an seine Frau erwähnt wurde. Das besondere Jubiläum wird vom 19. bis 21. April mit einem Brauereife­st, aber auch bei anderen Veranstalt­ungen, groß gefeiert.

Und wie schaut’s beim Hofguthote­l aus?

Die Brauerei, als Teil der Oskarfarny-stiftung, betreibt das Hotel auf dem Hofgut Dürren schon seit einigen Jahren selbst. Im vergangene­n Sommer wurde der Erweiterun­gsbau eingeweiht. Das Hotel verfügt nun nicht nur über 53 Zimmer für rund 100 Gäste, sondern auch über eine große Terrasse und einen neuen Wellnessbe­reich. „Das Vier-sterne-hotel kommt in der Region an und ist für Farny eine starke Absatzmark­e“, berichtet Bentele. Unter der Woche laufe der Businessbe­reich gut, übers Wochenende seien die Betten vor allem von Touristen belegt. 2023 sei der Umsatz von Hotel und Gasthof bei über zwei Millionen Euro gelegen.

Geht es nach Bentele, soll dies aber längst nicht das Ende der Fahnenstan­ge sein. „Die Menschen kommen gerne aufs Hofgut. Und ein Seminarhot­el mit so vielen Parkplätze­n ist selten.“Der Farny-geschäftsf­ührer geht zudem davon aus, dass die Nachfrage während der Landesgart­enschau zunimmt. „Wir laufen da im Sommer 2024 auf eine Vollauslas­tung zu.“

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FOTO: BEE Das Sudhaus und die Destilleri­e von Farny: Hier braut die Edelweißbr­auerei ihre Biere, produziert aber auch Whisky oder Gin.
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FOTO: FARNY Auch der hohe Absatz des Kristallwe­izens trug zum Umsatzreko­rd bei.

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