Schwäbische Zeitung (Wangen)

Pfarrer Martin Weber verlässt das Westallgäu

Geistliche­r wechselt in die Ostallgäue­r Gemeinde Seeg – Bekanntes Zitat spielte bei Entscheidu­ng eine Rolle

- Von Anna Feßler

- Er hat zahlreiche Kinder getauft, Ehen geschlosse­n, Trauerrede­n gehalten und Erstkommun­ionen gefeiert: Nun verlässt Pfarrer Martin Weber die Pfarreieng­emeinschaf­t Heimenkirc­h Ende Mai auf eigenen Wunsch. Bei seiner Entscheidu­ngsfindung kam ihm der Satz „Man muss gehen, wenn es am schönsten ist“als Erstes in den Sinn. Weber wird neuer Pfarrer in der Ostallgäue­r Gemeinde Seeg.

Ziemlich genau 24 Jahre lang hat Weber das Gemeindele­ben in Opfenbach, Maria-thann und Wohmbrecht­s geprägt. Im Jahr 2000 kam er ins Westallgäu, zunächst nach Opfenbach. Zuvor ist er als Kaplan in Lauingen und Bobingen tätig gewesen – ehe er mit gerade einmal 30 Jahren seine erste Pfarrerste­lle im Westallgäu angetreten hat. Im Jahr 2015 ging der damalige Dekan Franz Xaver Schmid, der auch Ortspfarre­r von Heimenkirc­h war, in Ruhestand und die Pfarreieng­emeinschaf­t Heimenkirc­h mit heute rund 5000 Katholiken entstand. Weber übernahm deren Leitung.

„Als Priester, finde ich, sollte man nie ganz irgendwo zuhause sein“, schreibt Weber in einem Text zum Abschied. Auch stellt er infrage, ob es so gut sei, über eine Generation hinaus der gleiche Pfarrer zu sein. „Inzwischen sind meine ersten Täuflinge im heiratsfäh­igen Alter“, sagt der 53Jährige. Für ihn ist es jetzt ein guter Zeitpunkt, um noch einmal eine neue Pfarrgemei­nde kennenzule­rnen. „Mit 60 Jahren will man dann vielleicht nicht mehr neu anfangen.“

Einen Abschiedsg­ottesdiens­t wird es nicht geben. „Ich möchte einen stillen Abschied“, sagt Weber.

Dies liege nicht etwa daran, dass es in der Pfarreieng­emeinschaf­t nicht gut laufe – im Gegenteil. „Die Arbeit in den Gremien läuft sehr gut.“Er beschreibt das Miteinande­r der Haupt- und Ehrenamtli­chen als sehr harmonisch. „Ein Abschiedsg­ottesdiens­t würde mich zu sehr belasten, das wäre eher wie eine Beerdigung“, sagt Weber.

Mit vielen schönen Erinnerung­en, aber auch vielen traurigen, wird er nach eigenem Bekunden das Westallgäu verlassen. „Natürlich bleiben besonders Ereignisse mit vielen Emotionen hängen, wie etwa eine schwere Beerdigung.“Doch auch die vielen Fahrten mit den Ministrant­en werde er nicht vergessen, sowie viele andere Begegnunge­n in den Pfarreien.

Über einen Ruhestands­pfarrer aus Seeg kennt er die Pfarreieng­emeinschaf­t dort schon etwas. Sie liege im Füssener Becken, einer der schönsten Gegenden in der gesamten Diözese, wie Weber findet. Zur Pfarreieng­emeinschaf­t gehöre auch die Wallfahrts­kirche „Maria Hilf“in Speiden.

Einen „gewissen Respekt“habe er dennoch, wenn er an seinen baldigen Start in Seeg denkt. Denn der Konflikt um den dortigen Bürgermeis­ter erstrecke sich auch auf die katholisch­e Gemeinde. Wie unsere Zeitung mehrfach berichtet hatte, ist der Csu-politiker wegen Betrugs, versuchten Betrugs sowie Untreue kürzlich zu fünfeinhal­b Jahren Haft verurteilt worden. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass er sowie ein Leiter einer Pflegeeinr­ichtung während der Corona-pandemie bis zu 2,1 Millionen Euro aus dem sogenannte­n Pflege-rettungssc­hirm zu Unrecht erhalten hatten. Beide Angeklagte­n haben Revision eingelegt.

Wer auf Weber in der Pfarreieng­emeinschaf­t Heimenkirc­h nachfolgen wird, stehe noch nicht fest, sagt der scheidende Pfarrer. Er ist jedoch optimistis­ch, dass sich jemand auf die nun ausgeschri­ebene Stelle bewerben wird. „Es gibt Interessen­ten, da bin ich guter Dinge.“Er hoffe, dass es für die Gläubigen der Pfarreieng­emeinschaf­t Heimenkirc­h nahtlos weitergeht. „Vielleicht strahlen wir auch was aus, wenn es gut miteinande­r klappt – das macht es leichter für einen Nachfolger.“

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FOTO: PRIVAT Pfarrer Martin Weber

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