Warum die Politik die Gülleverordnung wollte
Die Landwirtschaft ist mit einem Anteil von 95 Prozent laut Umweltbundesamt der größte Verursacher von Ammoniak. Es entweiche hauptsächlich aus Stallmist und Gülle. Wird Ammoniak freigesetzt, breite es sich in der Luft aus, reagiere mit anderen Luftschadstoffen und bilde Feinstaub. Partikel davon sind laut dem Amt gefährlich für die menschliche Gesundheit und schädigen Pflanzen. Und genau deshalb hat es sich die Bundesregierung schon vor Jahren zum Ziel gesetzt, den Ausstoß von Ammoniak zu reduzieren.
Doch die Ziele seien sehr „ambitioniert“, und Deutschland habe sich diese durch seine „Verhandlungsführung in Brüssel weitestgehend selbst auferlegt“, sagt Ulrike Müller (Freie Wähler). Sie hat ein Doppelmandat, im Landtag und in der EU, und befasst sich vor allem mit Agrarpolitik. Doch mit der Eu-agrarpolitik habe diese Verordnung grundsätzlich nichts zu tun. Sie entspringe den Eu-vorgaben zum Grundwasserschutz. Müller kritisiert, dass Deutschland sich dazu entschieden habe, nur Werte von stark belasteten Messstellen nach Brüssel zu liefern. Andere Eu-mitgliedsländer hätten deutlich geringere nationale Reduzierungsziele eingebracht.
Zweifel an der Umsetzung kommt auch vom Bund Naturschutz. Er stehe grundsätzlich zu „100 Prozent“hinter dem Ziel, Ammoniakemmissionen zu verringern, sagt Harald Ulmer vom „Fachbereich Landwirtschaft“. Doch wie sie jetzt angedacht sei, könne die Gülleverordnung kaum umgesetzt werden. Ulmer erkennt die Sorgen der Landwirte: Die Technik, die es gibt, sei teuer und für große Flächen gedacht: „Das passt nicht fürs Allgäu.“Es brauche eine bezahlbare Lösung. Ulrike Müller sieht das ähnlich: Sie fordert, alternative Verfahren, wie etwa die Wasserverdünnung der Gülle als gleichwertige Technik, anzuerkennen. Hierzu gebe es bereits entsprechende Versuche. (makr)