Schwäbische Zeitung (Wangen)

Forscher suchen nach Lösung für das Gülle-problem

Experiment am Spitalhof in Kempten beschäftig­t sich mit Alternativ­en zur bodennahen Ausbringun­g

- Von Felix Futschik

- Landwirte machen sich Sorgen mit Blick auf die Düngeveror­dnung und die daraus resultiere­nde bodennahe Gülleausbr­ingung. Sie befürchten unter anderem hohe Kosten, weil sie in neue Technik investiere­n müssten. Am Spitalhof in Kempten, dem Bildungs- und Versuchsze­ntrum der Bayerische­n Staatsgüte­r, sucht die Landesanst­alt für Landwirtsc­haft deshalb nach Lösungen. Landwirtsc­haftsminis­terin Michaela Kaniber (CSU) brachte im vergangene­n Jahr das mit 350.000 Euro dotierte Forschungs­projekt ins Allgäu. Einblicke in das Vorhaben gibt Elmar Karg. Er ist Vorsitzend­er des Milchwirts­chaftliche­n Vereins Bayern, dem der Spitalhof gehört.

Karg, selbst Landwirt im Westallgäu, sagt: „Das Thema ist klar, wir müssen Emissionen reduzieren.“Und so stellt sich diese Frage:

Gibt es eine Alternativ­e zur bodennahen Ausbringun­g, die aber den gleichen Effekt hat? Die Landwirte hätten auch ein Eigeninter­esse daran, diese Alternativ­en zu finden, denn grundsätzl­ich sei eine gezielte Ausbringun­g der Gülle wünschensw­ert: „Wir wollen die Nährstoffe am Boden haben und nicht in der Luft“, erläutert Karg.

Eine dieser Lösungen könnte die Güllemisch­ung sein. „Wir wissen aus früheren Versuchen am Spitalhof, dass Regenwasse­r der billigste Güllezusat­z ist und auch der beste“, sagt Karg. Die mit Wasser gemischte Gülle bindet den Luftsticks­toff, fließt besser ab und kann vom Boden leichter aufgenomme­n werden. Ein weiterer Vorteil: Landwirte müssten nicht in teure Technik investiere­n, sie könnten ihre bisherigen Maschinen, zum Beispiel einen Schwenkver­teiler, weiter verwenden. Was aber bisher fehle, seien wissenscha­ftliche Erkenntnis­se.

Was haben die Forscher und Landwirte also gemacht? Karg erklärt: Es gab drei Felder von jeweils 27 auf 27 Meter. Dort wurde Gülle ausgebrach­t. Einmal herkömmlic­h mit reiner Gülle, einmal nach den Vorgaben der bodennahen Ausbringun­g (ebenfalls nicht gemischt) und auf Feld drei auf herkömmlic­he Weise, aber mit der mit Wasser gemischten Gülle. Eine Wetterstat­ion sammelte Daten zur Witterung. Denn man will auch herausfind­en, welchen Einf luss die Temperatur auf das Güllen hat.

„In dem Moment, wo man über ein Feld gefahren war, hat man einen Messturm aufgestell­t“, sagt Karg. Der Turm bestand aus fünf Ebenen. Auf jeder dieser Ebenen waren kleine Mess-kugeln, sogenannte Alpha-sampler, angebracht. Der tiefste Messpunkt lag bei 30 Zentimeter­n, der höchste bei 2,75 Metern. Karg erläutert: „Damit man sieht, wie viel Ammoniak noch in der Höhe ausgestoße­n wird.“Den gleichen Versuchsau­fbau gab es auch in Triersdorf (Mittelfran­ken).

Durchgefüh­rt wurden die Versuche in Kempten vom Institut für Meteorolog­ie und Klimaforsc­hung des KIT Campus Alpin in Garmisch. Über 2500 Proben wurden bis dato gesammelt und von der Muva Kempten analysiert, berichtet Karg. Diese werden dann im Anschluss durch das KIT ausgewerte­t.

Anfang Sommer sollen also Ergebnisse vorliegen, die zeigen könnten, dass mit der gemischten Gülle, herkömmlic­h ausgebrach­t, gleiche Ergebnisse wie bei der bodennahen Ausbringun­g erzielt werden: Verbunden mit der Hoffnung, dass Ausnahmen von der bodennahen Ausbringun­g gesetzlich erlaubt werden, sagt Karg mit Blick auf die Politik. Parallel laufen bereits Versuche, etwa rund um das Thema Gülle-lagerung.

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