Forscher suchen nach Lösung für das Gülle-problem
Experiment am Spitalhof in Kempten beschäftigt sich mit Alternativen zur bodennahen Ausbringung
- Landwirte machen sich Sorgen mit Blick auf die Düngeverordnung und die daraus resultierende bodennahe Gülleausbringung. Sie befürchten unter anderem hohe Kosten, weil sie in neue Technik investieren müssten. Am Spitalhof in Kempten, dem Bildungs- und Versuchszentrum der Bayerischen Staatsgüter, sucht die Landesanstalt für Landwirtschaft deshalb nach Lösungen. Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) brachte im vergangenen Jahr das mit 350.000 Euro dotierte Forschungsprojekt ins Allgäu. Einblicke in das Vorhaben gibt Elmar Karg. Er ist Vorsitzender des Milchwirtschaftlichen Vereins Bayern, dem der Spitalhof gehört.
Karg, selbst Landwirt im Westallgäu, sagt: „Das Thema ist klar, wir müssen Emissionen reduzieren.“Und so stellt sich diese Frage:
Gibt es eine Alternative zur bodennahen Ausbringung, die aber den gleichen Effekt hat? Die Landwirte hätten auch ein Eigeninteresse daran, diese Alternativen zu finden, denn grundsätzlich sei eine gezielte Ausbringung der Gülle wünschenswert: „Wir wollen die Nährstoffe am Boden haben und nicht in der Luft“, erläutert Karg.
Eine dieser Lösungen könnte die Güllemischung sein. „Wir wissen aus früheren Versuchen am Spitalhof, dass Regenwasser der billigste Güllezusatz ist und auch der beste“, sagt Karg. Die mit Wasser gemischte Gülle bindet den Luftstickstoff, fließt besser ab und kann vom Boden leichter aufgenommen werden. Ein weiterer Vorteil: Landwirte müssten nicht in teure Technik investieren, sie könnten ihre bisherigen Maschinen, zum Beispiel einen Schwenkverteiler, weiter verwenden. Was aber bisher fehle, seien wissenschaftliche Erkenntnisse.
Was haben die Forscher und Landwirte also gemacht? Karg erklärt: Es gab drei Felder von jeweils 27 auf 27 Meter. Dort wurde Gülle ausgebracht. Einmal herkömmlich mit reiner Gülle, einmal nach den Vorgaben der bodennahen Ausbringung (ebenfalls nicht gemischt) und auf Feld drei auf herkömmliche Weise, aber mit der mit Wasser gemischten Gülle. Eine Wetterstation sammelte Daten zur Witterung. Denn man will auch herausfinden, welchen Einf luss die Temperatur auf das Güllen hat.
„In dem Moment, wo man über ein Feld gefahren war, hat man einen Messturm aufgestellt“, sagt Karg. Der Turm bestand aus fünf Ebenen. Auf jeder dieser Ebenen waren kleine Mess-kugeln, sogenannte Alpha-sampler, angebracht. Der tiefste Messpunkt lag bei 30 Zentimetern, der höchste bei 2,75 Metern. Karg erläutert: „Damit man sieht, wie viel Ammoniak noch in der Höhe ausgestoßen wird.“Den gleichen Versuchsaufbau gab es auch in Triersdorf (Mittelfranken).
Durchgeführt wurden die Versuche in Kempten vom Institut für Meteorologie und Klimaforschung des KIT Campus Alpin in Garmisch. Über 2500 Proben wurden bis dato gesammelt und von der Muva Kempten analysiert, berichtet Karg. Diese werden dann im Anschluss durch das KIT ausgewertet.
Anfang Sommer sollen also Ergebnisse vorliegen, die zeigen könnten, dass mit der gemischten Gülle, herkömmlich ausgebracht, gleiche Ergebnisse wie bei der bodennahen Ausbringung erzielt werden: Verbunden mit der Hoffnung, dass Ausnahmen von der bodennahen Ausbringung gesetzlich erlaubt werden, sagt Karg mit Blick auf die Politik. Parallel laufen bereits Versuche, etwa rund um das Thema Gülle-lagerung.