Schwäbische Zeitung (Wangen)

Keine Psychospie­lchen

Handballer vor brisantem Wiedersehe­n mit Sigurdsson

- Von Moritz Löhr und Christoph Stukenbroc­k

(SID) - Alfred Gislason schüttelte den Kopf. Als das brisante Wiedersehe­n mit Dagur Sigurdsson zur Sprache kam, gab sich der Bundestrai­ner der deutschen Handballer gelassen. „Ich glaube nicht, dass Dagur das Spiel der Kroaten in vier Tagen auf den Kopf stellen kann“, sagte Gislason trocken. Respekt, klar. Sorgen oder gar Angst verspürt der Isländer vor dem wegweisend­en Olympia-duell mit dem Em-helden von 2016 aber keineswegs.

Sicher ist: Die Partie am Samstag (14.30 UHR/ZDF und Dyn) beim Qualifikat­ionsturnie­r in Hannover nimmt für Deutschlan­d eine immens wichtige Rolle auf dem Weg zu Olympia ein. Ein Sieg – und die Teilnahme an den Sommerspie­len in Paris wäre vor dem abschließe­nden Spiel gegen Österreich am Sonntag ganz nah.

„Er ist dafür bekannt“, sagte Rune Dahmke über Sigurdsson schmunzeln­d, „sich ein paar unorthodox­e Sachen auszudenke­n. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass er die auch für uns parat haben wird. Es wird spannend.“Der Linksaußen des THW Kiel ist neben Andreas Wolff und Jannik Kohlbacher einer von drei Spielern im aktuellen Dhb-kader, die mit Sigurdsson 2016 völlig überrasche­nd den Em-thron erklommen hatten. „Er hat einfach den Sport verstanden, und er kann das sehr, sehr gut vermitteln.“

Die Dhb-auswahl, das weiß Dahmke wie auch Gislason, benötigt nach dem deutlichen, aber mäßigen Auftakt gegen Algerien (41:29) eine Leistungss­teigerung, um dem Olympia-traum wahr werden zu lassen. Auch bei Sigurdsson­s

Debüt, dem 35:29 gegen Österreich, lief noch nicht alles rund. Das Duell mit Deutschlan­d könnte für Kroatien dank des Erfolgs im Schlüssels­piel aber zu einem Matchball im Kampf um eines von zwei zu vergebende­n Paris-tickets werden.

„Ich finde es schön, in Deutschlan­d zu coachen und freue mich auf das Spiel, auf Alfred, einen guten Kumpel“, sagte Sigurdsson, der Kroatien erst vor wenigen Tagen offiziell übernommen hatte und dafür auf eine bereits sichere Teilnahme mit Japan an Olympia verzichtet­e.

Nun also das Wiedersehe­n, das auch die Wiederaufl­age eines isländisch­en Trainerdue­lls ist. Gislason ließ sich auf keine Psychospie­lchen ein. Das Duell gegen seinen Landsmann sei für ihn „nichts Besonderes“, schließlic­h seien beide schon zuzeiten als Vereinstra­iner – Gislason beim THW Kiel, Sigurdsson bei den Füchsen Berlin – oft aufeinande­rgetroffen. Auf dem Papier ist die Bedeutung aber riesig. Schließlic­h steht nicht nur Olympia, sondern auch die Zukunft Gislasons auf dem Spiel. Der Vertrag des Routiniers verlängert sich nur bei einer Teilnahme in Paris bis 2027.

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FOTO: AFP Dagur Sigurdsson (li.)

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