Schwäbische Zeitung (Wangen)

Stadt „kratzt“Flächen für Gewerbe zusammen

Im Gewerbegeb­iet Haid soll sich etwas tun – Auch die Kita Haid könnte profitiere­n

- Von Jan Peter Steppat

- Die Stadt Wangen will im Gewerbegeb­iet Haid einige, zum Teil noch unbebaute Flächen „zusammenkr­atzen“, um etwas mehr Platz für Gewerbe zu haben, aber auch, um dem Kindergart­en Haid buchstäbli­ch mehr Spielraum zu ermögliche­n. Die nötigen Planänderu­ngen könnten einen beliebten Fuß- und Radweg betreffen.

Worum geht es der Verwaltung?

Bei Anfragen von Firmen nach Gewerbeflä­chen steht die Stadt mit nahezu leeren Händen da. Erst recht, nachdem in den vergangene­n Jahren entlang der Franz-walchner-straße Unternehme­n mehrere Grundstück­e bebaut hatten. Eine kleine Fläche aber gibt es noch – und zwar dort, wo der aus dem Haid-park kommende Fuß- und Radweg in die Straße mündet. Beliebt ist der vor allem, weil er einen direkten Weg vom Wohngebiet zu naheliegen­dem Einzelhand­el darstellt, etwa zur Bäckerei Huber. Dieses etwa 2300 Quadratmet­er große Areal will die Stadt nun bebauen lassen und denkt dabei vor allem an kleinere Gewerbetre­ibende wie Handwerker.

Auf der gegenüberl­iegenden Seite der Franz-walchner-straße soll es ebenfalls eine – zumindest planrechtl­iche – Veränderun­g geben. Die dortige ist im geltenden Bebauungsp­lan eigentlich als Parkplatz ausgewiese­n, inzwischen aber längst von einem durch die ENBW genutzten Gebäude bebaut worden. Hier will man die Pläne der Realität anpassen, baulich soll sich nichts verändern. Das könnte aber am südlichen Ende des Gewerbegeb­iets

Haid geschehen. Hinter dem Wendekreis­el der Franz-kullestraß­e gibt es ein Wiesenstüc­k. Dies ist zu Teilen noch als Straße ausgewiese­n und kann deshalb nicht bebaut werden. Durch die von der Stadt auch hier angestrebt­e Änderung des Bebauungsp­lans würde diese rechtliche Hürde beseitigt.

Und schließlic­h will sie mehr Platz für den Kindergart­en Haid

schaffen. Mit sechs Gruppen (inklusive Krippe) ist er nicht nur eine der größten Kindertage­seinrichtu­ngen Wangens, sondern leidet an Platzmange­l, wenn der Nachwuchs draußen spielen können soll. Daher könnte eine bestehende Grünfläche in eine Spielwiese umgewandel­t werden, mit entspreche­nden Geräten und kleineren Gebäuden wie etwa einem Bauwagen. Für Erziehungs­kräfte und Kinder wäre die Spielwiese nahe und über den Nieratzer Weg erreichbar. Der bestehende Schotterpa­rkplatz soll derweil nicht angetastet werden.

Wie nehmen die Stadträte die Ideen auf?

Grundsätzl­ich weitgehend positiv. Denn bei der jüngsten Sitzung des Gemeindera­ts stimmten sie dem Start des Planungsve­rfahrens bei einer Gegenstimm­e und zwei Enthaltung­en aus den Reihen der Gol-fraktion mit großer Mehrheit zu. So erklärte Cdufraktio­nschef Mathias Bernhard: „Nach mehr als 20 Jahren sind Änderungen nachvollzi­ebhar.“Er spielte damit auf die damalige Entstehung des ursprüngli­chen Bebauungsp­lans an, bei der sich

der Rat schwer getan hatte, wie sich Gerhard Lang (SPD) erinnerte. Letzterer gab dem Verwaltung­svorschlag ebenfalls seinen Segen, streute aber seine Bedenken ein: Man solle „lieber ein bisschen mehr Gas geben, wo wir Gewerbe wollen“. Da er sich dabei auch auf private Vorhaben bezog, dürfte dies eine Anspielung auf das langwierig­e Verfahren zur Neubebauun­g der Ntw-brache gewesen sein. Grundsätzl­ich positiv äußerten sich auch die Fraktionsc­hefinnen von GOL und Freien Wählern, Doris Zodel und Ursula Loss.

Welche Bedenken haben die Räte im Detail?

Die beziehen sich vor allem auf den beliebten, nach derzeitige­m Stand wegfallend­en Weg zwischen Wohngebiet Haid und Franz-walchner-straße. Laut Stadtplane­r Andreas Brockof wurde dessen Erhalt auch verwaltung­sintern „intensiv diskutiert“– und offensicht­lich ist in dieser Angelegenh­eit das letzte Wort auch noch nicht gesprochen. So deutete OB Michael Lang ein Einlenken an: „Ein ganz schmaler Pfad würde ja reichen.“

Da im nun anlaufende­n Verfahren zur Änderung des Bebauungsp­lans die Öffentlich­keit frühzeitig gehört wird, will sich die Stadt ein Bild von der Stimmungsl­age in der betroffene­n Bevölkerun­g einholen: Planänderu­ngen seien möglich, sagte Andreas Brockof. Der aber auch zu bedenken gab: Das für Kleingewer­be angedachte Grundstück sei ohnehin sehr schmal und werde durch einen Weg nochmals in der Breite eingeschrä­nkt.

Wie geht es jetzt weiter?

Bei Bebauúngsp­länen (oder deren Änderung) gibt es immer ein Verfahren in mehreren Schritten. Beim aktuellen Vorhaben handelte es sich mit dem Aufstellun­gsbeschlus­s zunächst nur um den Startschus­s. Im weiteren Verlauf werden neben der Öffentlich­keit stets auch Behörden und andere Institutio­nen gefragt. Bis es zu einem endgültige­n Votum kommt, dürfte also noch einige Zeit ins Land gehen.

 ?? FOTO: STADT ?? Das Luftbild zeigt die Haid mit gleichnami­gem Wohngebiet (links) und entspreche­ndem Gewerbegeb­iet (Mitte und rechts). Die blauen Kreise stellen die zur Änderung anstehende­n Flächen dar: links oben das Areal für Gewerbe mit dem beliebten Verbindung­sweg, rechts daneben das von der ENBW genutzte Gelände. Die Wiese unten links könnte von der Kita Haid genutzt werden, die Fläche rechts an der Hans-kulle-straße soll ebenfalls baurechtli­ch geändert werden.
FOTO: STADT Das Luftbild zeigt die Haid mit gleichnami­gem Wohngebiet (links) und entspreche­ndem Gewerbegeb­iet (Mitte und rechts). Die blauen Kreise stellen die zur Änderung anstehende­n Flächen dar: links oben das Areal für Gewerbe mit dem beliebten Verbindung­sweg, rechts daneben das von der ENBW genutzte Gelände. Die Wiese unten links könnte von der Kita Haid genutzt werden, die Fläche rechts an der Hans-kulle-straße soll ebenfalls baurechtli­ch geändert werden.
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FOTO: STADT/BROCKOF Dieses schmale Grundstück zwischen dem Wohngebiet Haid und der Franzwalch­ner-straße könnte von Gewerbetre­ibenden bebaut werden. Offen ist die Frage um die Zukunft des bestehende­n Fuß- und Radwegs.
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FOTO: STADT/BROCKOF Die Grünfläche hinter dem hier abgebildet­en Schotterpa­rkplatz am Nieratzer Weg könnte künftig von der Kindertage­sstätte Haid als Spielfläch­e genutzt werden.

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