Sonne und frischer Wind zum Saisonstart
Was sich in diesem Jahr im Freilichtmuseum in Illerbeuren ändert – Mehr Berufstätige und Familien anlocken
- Das Schwäbische Freilichtmuseum in Illerbeuren ist diese Woche in die neue Saison gestartet – bei bestem Frühlingswetter und mit Neuerungen. Während am Vormittag zahlreiche Besucherinnen und Besucher die Gelegenheit und den freien Eintritt an diesem Tag für einen Streifzug über das Gelände nutzten, gab Leiter Bernhard Niethammer einen Überblick.
Öffnungszeiten: „Die Saison startet künftig erst am 19. März und endet am 11. November. Damit schließen wir uns der Tradition der meisten süddeutschen Freilichtmuseen an“, sagte Niethammer. In den ersten Märzwochen seien gerade bei kühler Witterung oft nur wenige Besucher gekommen. Die eingesparten Personalstunden stehen laut dem Museumsleiter an anderer Stelle zur Verfügung – „und das gibt uns Potenzial, um Themenfelder und Aktivitäten zu bespielen“. Geöffnet hat das Museum künftig durchgehend von 10 bis 18 Uhr, im Sommer ist von 15. Juni bis 15. September der Besuch freitags und samstags bis 20 Uhr möglich. Damit will die Museumsleitung für Berufstätige ein größeres Zeitfenster anbieten – und zudem auf Klimaveränderungen reagieren. „Vielen Menschen ist es im Sommer mittags zu heiß, zumal wir hier viele große, unbeschattete Freif lächen haben.“Wer stattdessen abends vorbeischaut, zahlt ab 16 Uhr den Feierabend-tarif, vier statt acht Euro. Kinder und Jugendliche haben freien Eintritt.
Sonderausstellung: Hauptattraktion ist die Ausstellung „Radmomente – Durch drei Jahrhunderte Fahrradgeschichte“(21. März bis 5. November) – mit der Möglichkeit, selbst mal eine Runde
auf einem Vorläufer des heutigen Fahrrads zu drehen. „Da sind durchaus skurrile Gefährte dabei“, verriet Niethammer. Passend dazu steht am 2. Juni ein Aktionstag mit dem Memminger ADFC an.
Aktionstage: Bei den Großereignissen im Jahreslauf wird laut Niethammer darauf geachtet, an den Wochenenden geballt Angebote zu machen. „Wenn jemand am Samstagmorgen noch zum Wertstoffhof muss, steht ihm so noch der Nachmittag zur Verfügung. Oder eben auch der Sonntag.“Wert legt das Freilichtmuseum demnach auch darauf, noch mehr Mitmachstationen für Kinder und Familien anzubieten. Den Auftakt macht ein Wochenende zum Thema „Hopfen und Hefe“(4. und 5. Mai). Mit eingebunden sind Akteure aus der Region: So können sich Interessierte etwa mit der
Kutsche vom Museum zur Brauerei Schweighart nach Kronburg chauffieren lassen, um dort an einer Führung teilzunehmen. Um „Ross und Reiter“, deren Geschichte und Beziehung dreht sich alles am 22. sowie 23. Juni und mehr als 30 Gruppen haben sich bereits für den 14. Juli angemeldet, wenn der „Tag der Volksmusik“steigt. Begleitet wird er erstmals von „Musik für Kids“am Vortag. Bei Dunkelheit und stimmungsvoller Beleuchtung sollen die Besucher das Gelände am 31. August bei einer Neuauflage der Museumsnacht erkunden. Die Handwerkertage indes finden nicht mehr wie gewohnt statt. Weil die Besucherzahlen sanken und es laut Niethammer immer weniger traditionelle Handwerksbetriebe gibt, die historische Techniken vorführen können, werden Handwerkertage und Obsttag
kombiniert zum Format „Illerbeurer Herbst“(28. und 29. September), der sich als Handwerker- und Genussmarkt etablieren soll. Den „letzten Aufschlag vor der Winterpause“bildet die Weihnachtswerkstatt (23. und 24. November).
Häuser: Für die Gäste zumeist unsichtbar gehen die Bauprojekte voran. Beim Bauernhaus aus Weicht nähern sich die Arbeiten dem Abschluss, zu den nächsten Schritten gehören der Einbau von Fenstern und Fußböden, außerdem muss das Haus gestrichen werden. Im Jahr 2025 soll dann eine Ausstellung konzipiert werden. Sie wird laut Niethammer vor allem den Veränderungsprozess des Gebäudes beleuchten, der einen Blick über 400 Jahre zurück ermögliche. Die Sölde Deiningen, die derzeit bei einer Fachfirma restauriert werde, soll 2025 auf dem Gelände ihren Platz beziehen
– als erstes Element der Baugruppe Nordschwaben. Unter Hochdruck werde außerdem ein Konzept für das Haus aus Messhofen erarbeitet, das zusehends verfällt. Aufgrund neuer Erkenntnisse wird es nach seiner Restaurierung völlig anders aussehen und sich der Gestalt annähern, die es vor einem späten Wiederaufbau hatte. Im Fall des Schulhauses aus Remshart werden sich die Besucher bei Baustellenführungen selbst einen Eindruck vom Fortschritt der Arbeiten machen können.
Bewirtung: Ein Wermutstropfen ist für Niethammer, dass die Pächterin der schiefen Torfwirtschaft auf dem Museumsgelände den Vertrag gekündigt hat und keine Nachfolge zu finden war. Zumindest gebe es eine Lösung für die Wochenendveranstaltungen, bei denen dort trotzdem Bewirtung stattfindet.