Ein Spielmannszug für das Leutkircher Kinderfest
130 Jahre alte Tradition soll bewahrt werden – Der aktuelle Stand bei den beiden Fanfarenzügen
- Die Geschichte des Leutkircher Spielmannszugs reicht zurück bis 1894, ist eng verbunden mit dem Leutkircher Kinderfest. Seit 1964 ist der Zug unter dem Dach der TSG Leutkirch, wie in der dortigen Chronik zu lesen ist. Zuletzt gingen dem Tsg-spielmannszug allerdings die Mitglieder aus, auch beim Kinderfest trat er nicht mehr auf. Das Aus für eine 130 alte Tradition droht.
Um das zu verhindern, soll der Spielmannszug unter dem Dach des Kinderfestausschusses wieder zum Leben erweckt werden. Wenn alles klappt, soll dieser bereits beim diesjährigen Kinderfest auftreten. Am Mittwoch, 10. April, findet die Schnupperprobe für interessierte Kinder und Jugendliche statt.
Maßgeblich beteiligt am Wiederbelebungs-projekt sind Franziska Wohlfahrt und Tatjana Erdle. Sie gehörten zuvor zum Vorstand des Tsg-spielmannszugs, den es inzwischen nicht mehr gibt. „Wir haben es leider nicht geschafft, nach Corona genügend Mitglieder für den Neustart zu finden“, sagt Wohlfahrt. Aber so ganz auf sich beruhen lassen konnten die beiden das Aus des traditionsreichen Zuges dann doch nicht.
Beide sind zudem auch im Kinderfestausschuss aktiv, wie Wohlfahrt berichtet. Und auch da sei es immer wieder Thema gewesen, wie schade es doch sei, dass man keinen Spielmannszug mehr habe. Deswegen starte man nun einen neuen Anlauf. Wenn dieser gelingt, wird der Spielmannszug eine neue Abteilung innerhalb des Kinderfestausschusses, blickt Wohlfahrt voraus.
Bei der Idee, wie das gelingen könnte, nennt sie unter anderem die Isnyer Kinderfesttrommler als Vorbild. Statt einem Spielmannszug, der das ganze Jahr über mit Proben und Auftritten aktiv ist, soll der neue Zug nur im Vorfeld des Kinderfests zusammenkommen und regelmäßig proben, um dann auch nur hier aufzutreten. Also bei der Eröffnung, beim Umzug und zum Festabschluss. Vielleicht, so die Hoffnung, kann man mehr Kinder dafür gewinnen, wenn sich diese nicht gleich für mehrere Jahre verpflichten müssen, sondern es erst vorerst immer nur um mehrere Monate geht, so Wohlfahrt.
Neben einer Werbeaktion auf Instagram werden dazu auch Plakate in den Schulen aufgehängt. Mit den Einrichtungen sei man dazu auch im Vorfeld schon im Kontakt gewesen, sagt Wohlfahrt. Damit der Start gelingt, brauche es mindestens zehn Kinder. Das Mindestalter liege bei zehn Jahren. Eine Altersgrenze nach oben gibt es nicht, wobei Wohlfahrt und Erdle nicht davon ausgehen, dass Kinder beziehungsweise Jugendliche kommen, die älter als
14 oder 15 Jahre sind. „Ein bunt gemischter Haufen wäre schön“, so Wohlfahrt.
Für die Ausbildung der Kinder haben sie vier ehemalige Mitglieder des Spielmannszugs gefunden, die das übernehmen würden. Da nur wenige Monate vor dem Kinderfest mit den Proben begonnen wird, wäre es natürlich von Vorteil, wenn für die Flöten bereits Vorkenntnisse da wären, sagt Wohlfahrt. Etwa auch durch ein anderes Blasinstrument, damit
die Kinder zum Beispiel schon Noten lesen können. Im Tsgspielmannszug sei das von Grund auf gelernt worden, in der nun geplanten Form werde das zeitlich aber sonst eng bis zum Kinderfest, sagt sie. Bei den Trommlern seien dagegen keine Vorkenntnisse nötig.
Bei den Instrumenten bleiben sie wie im Tsg-spielmannszug bei den Piccolo-flöten sowie verschiedenen Trommel. „Diese hat die TSG dankenswerterweise dem Kinderfestausschuss gespendet“, freut sich Wohlfahrt. Aufgrund der Kürze der Zeit, und weil die Nähstube aktuell schon stark ausgelastet sei, werde man zum Start vermutlich in einheitlichen T-shirts auftreten. Wenn alles klappt, soll dann für das nächste Jahr aber eine Uniform angeschafft werden.
Neben dem Spielmannszug wurden beim letzten Kinderfest auch die beiden Leutkircher Fanfarenzüge vermisst. Beide kämpfen mit geringen Mitgliederzahlen. Beim Fanfarenzug Leutkirch, so Patrick Kolros, finden daher derzeit auch keine regelmäßigen
Proben statt. Man sei aber nach wie vor als Verein aktiv und wolle auch weitermachen, betont er.
Auch beim Fürst Georg Fanfarenzug (FGFZ) würde man sich über ein paar Mitglieder mehr freuen, wie Katharina Winter berichtet. Nichtsdestotrotz sei man aber aktiv und auch Proben finden regelmäßig statt. Zuletzt war der FGFZ auch in der Fasnet wieder bei mehreren Umzügen dabei. Beim FGFZ drückt man dem Kinderfestausschuss übrigens fest die Daumen, dass es mit der Wiederbelebung des Spielmannszugs klappt, wie Winter betont. Vielleicht, so die Hoffnung, hat ja der ein oder andere Nachwuchsmusiker von dort dann später Lust, auch in einem der Fanfarenzüge einzusteigen.