Schwäbische Zeitung (Wangen)

Ein Spielmanns­zug für das Leutkirche­r Kinderfest

130 Jahre alte Tradition soll bewahrt werden – Der aktuelle Stand bei den beiden Fanfarenzü­gen

- Von Patrick Müller

- Die Geschichte des Leutkirche­r Spielmanns­zugs reicht zurück bis 1894, ist eng verbunden mit dem Leutkirche­r Kinderfest. Seit 1964 ist der Zug unter dem Dach der TSG Leutkirch, wie in der dortigen Chronik zu lesen ist. Zuletzt gingen dem Tsg-spielmanns­zug allerdings die Mitglieder aus, auch beim Kinderfest trat er nicht mehr auf. Das Aus für eine 130 alte Tradition droht.

Um das zu verhindern, soll der Spielmanns­zug unter dem Dach des Kinderfest­ausschusse­s wieder zum Leben erweckt werden. Wenn alles klappt, soll dieser bereits beim diesjährig­en Kinderfest auftreten. Am Mittwoch, 10. April, findet die Schnupperp­robe für interessie­rte Kinder und Jugendlich­e statt.

Maßgeblich beteiligt am Wiederbele­bungs-projekt sind Franziska Wohlfahrt und Tatjana Erdle. Sie gehörten zuvor zum Vorstand des Tsg-spielmanns­zugs, den es inzwischen nicht mehr gibt. „Wir haben es leider nicht geschafft, nach Corona genügend Mitglieder für den Neustart zu finden“, sagt Wohlfahrt. Aber so ganz auf sich beruhen lassen konnten die beiden das Aus des traditions­reichen Zuges dann doch nicht.

Beide sind zudem auch im Kinderfest­ausschuss aktiv, wie Wohlfahrt berichtet. Und auch da sei es immer wieder Thema gewesen, wie schade es doch sei, dass man keinen Spielmanns­zug mehr habe. Deswegen starte man nun einen neuen Anlauf. Wenn dieser gelingt, wird der Spielmanns­zug eine neue Abteilung innerhalb des Kinderfest­ausschusse­s, blickt Wohlfahrt voraus.

Bei der Idee, wie das gelingen könnte, nennt sie unter anderem die Isnyer Kinderfest­trommler als Vorbild. Statt einem Spielmanns­zug, der das ganze Jahr über mit Proben und Auftritten aktiv ist, soll der neue Zug nur im Vorfeld des Kinderfest­s zusammenko­mmen und regelmäßig proben, um dann auch nur hier aufzutrete­n. Also bei der Eröffnung, beim Umzug und zum Festabschl­uss. Vielleicht, so die Hoffnung, kann man mehr Kinder dafür gewinnen, wenn sich diese nicht gleich für mehrere Jahre verpflicht­en müssen, sondern es erst vorerst immer nur um mehrere Monate geht, so Wohlfahrt.

Neben einer Werbeaktio­n auf Instagram werden dazu auch Plakate in den Schulen aufgehängt. Mit den Einrichtun­gen sei man dazu auch im Vorfeld schon im Kontakt gewesen, sagt Wohlfahrt. Damit der Start gelingt, brauche es mindestens zehn Kinder. Das Mindestalt­er liege bei zehn Jahren. Eine Altersgren­ze nach oben gibt es nicht, wobei Wohlfahrt und Erdle nicht davon ausgehen, dass Kinder beziehungs­weise Jugendlich­e kommen, die älter als

14 oder 15 Jahre sind. „Ein bunt gemischter Haufen wäre schön“, so Wohlfahrt.

Für die Ausbildung der Kinder haben sie vier ehemalige Mitglieder des Spielmanns­zugs gefunden, die das übernehmen würden. Da nur wenige Monate vor dem Kinderfest mit den Proben begonnen wird, wäre es natürlich von Vorteil, wenn für die Flöten bereits Vorkenntni­sse da wären, sagt Wohlfahrt. Etwa auch durch ein anderes Blasinstru­ment, damit

die Kinder zum Beispiel schon Noten lesen können. Im Tsgspielma­nnszug sei das von Grund auf gelernt worden, in der nun geplanten Form werde das zeitlich aber sonst eng bis zum Kinderfest, sagt sie. Bei den Trommlern seien dagegen keine Vorkenntni­sse nötig.

Bei den Instrument­en bleiben sie wie im Tsg-spielmanns­zug bei den Piccolo-flöten sowie verschiede­nen Trommel. „Diese hat die TSG dankenswer­terweise dem Kinderfest­ausschuss gespendet“, freut sich Wohlfahrt. Aufgrund der Kürze der Zeit, und weil die Nähstube aktuell schon stark ausgelaste­t sei, werde man zum Start vermutlich in einheitlic­hen T-shirts auftreten. Wenn alles klappt, soll dann für das nächste Jahr aber eine Uniform angeschaff­t werden.

Neben dem Spielmanns­zug wurden beim letzten Kinderfest auch die beiden Leutkirche­r Fanfarenzü­ge vermisst. Beide kämpfen mit geringen Mitglieder­zahlen. Beim Fanfarenzu­g Leutkirch, so Patrick Kolros, finden daher derzeit auch keine regelmäßig­en

Proben statt. Man sei aber nach wie vor als Verein aktiv und wolle auch weitermach­en, betont er.

Auch beim Fürst Georg Fanfarenzu­g (FGFZ) würde man sich über ein paar Mitglieder mehr freuen, wie Katharina Winter berichtet. Nichtsdest­otrotz sei man aber aktiv und auch Proben finden regelmäßig statt. Zuletzt war der FGFZ auch in der Fasnet wieder bei mehreren Umzügen dabei. Beim FGFZ drückt man dem Kinderfest­ausschuss übrigens fest die Daumen, dass es mit der Wiederbele­bung des Spielmanns­zugs klappt, wie Winter betont. Vielleicht, so die Hoffnung, hat ja der ein oder andere Nachwuchsm­usiker von dort dann später Lust, auch in einem der Fanfarenzü­ge einzusteig­en.

 ?? SIMON NILL ARCHIVFOTO: ?? Der Tsg-spielmanns­zug bei der Eröffnung des Kinderfest­s 2017: Wenn alles klappt, werden diese Instrument­e bei der Eröffnung 2024 wieder erklingen.
SIMON NILL ARCHIVFOTO: Der Tsg-spielmanns­zug bei der Eröffnung des Kinderfest­s 2017: Wenn alles klappt, werden diese Instrument­e bei der Eröffnung 2024 wieder erklingen.
 ?? ARCHIVFOTO: GISELA SGIER ?? Einer der letzten Auftritte des Tsg-spielmanns­zugs: Die Eröffnung des bunten Nachmittag­s auf der Wilhelmshö­he beim Kinderfest 2019.
ARCHIVFOTO: GISELA SGIER Einer der letzten Auftritte des Tsg-spielmanns­zugs: Die Eröffnung des bunten Nachmittag­s auf der Wilhelmshö­he beim Kinderfest 2019.

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