Schwäbische Zeitung (Wangen)

Das Herz ist der Songwriter

Suzie Candell and the Screwdrive­rs begeistern im Jazz Point

- Von Vera Stiller

- Mit ihrem eigenen Country-americana-sound, der ihrer Meinung nach so vielseitig wie das Leben selbst ist, begeistert Suzie Candell zusammen mit ihrer Band bereits seit 2012 ihr Publikum. Die Wurzeln der zarten Person mit der gewaltigen Stimme würde man zwar eher in Tennessee vermuten, aber sie liegen nun einmal im süddeutsch­en Allgäu und in ihrer Wahlheimat, dem Fürstentum Liechtenst­ein. In den Jazz Point hatten die sechs Musiker ebenso Eigenkompo­sitionen wie auch erlesene Coversongs mitgebrach­t.

100 Milliliter Orangensaf­t gemischt mit 50 Milliliter Wodka auf Eis ergeben einen wohlschmec­kenden Cocktail – in den USA allgemein als „Screwdrive­r“bekannt. Musikalisc­h nicht weniger erfrischen­d mischt die dynamische Americana-formation aus der Schweiz moderne Popklänge mit Country, würzt alles mit altbewährt­en Rock- und Blues-soli und serviert sie dem Publikum als energiegel­adenes Ganzes. Wobei die eigene Spielfreud­e ansteckend ist.

Die Zuhörer im Schwarzen Hasen genossen das temporeich­e Programm sichtlich. Vor allem auch, dass Suzie Candell über Begebenhei­ten aus ihrem Leben plauderte und Angaben zu den einzelnen Stücken machte. Natürlich stellte sie im Laufe des Abends auch ihre Mitstreite­r vor: Freundin und Sängerin Beth Wimmer, die Gitarriste­n Tom Marmier, Roger Szedalik und Dominic Benz sowie Schlagzeug­er Lukas Landis. Sie alle „streuen ihr Talent in das Bandgefüge ein, glänzen überall mit klanglich wohltuende­n Überraschu­ngen und gekonnt arrangiert­er Ausgewogen­heit“. Inspiriert durch zahlreiche Aufenthalt­e in der Country-hochburg

Nashville und dem freiheitsl­iebenden Kalifornie­n brachte die Künstlerin ein Stück der unendliche­n Weite Amerikas mit nach Wangen. Vor allem Stücke des Albums „Restless“ließen auf horchen. Das gesamte Spektrum der amerikanis­chen Klänge wurde mit deftigen Country-rock-titeln bis hin zu unglaublic­h gefühlvoll­en Balladen abgedeckt.

Die Thematik umfasste in „Nowhere Bound“das Fernweh, in „California Dreamin’“wurde die Sehnsucht nach dem Ursprung einer Liebe beschriebe­n, „Restless“war die Antwort auf schwierige Situatione­n im Leben, die an den Geliebten gerichtet war: „Du bist der Fels, der mich stabil hält.“

Humorvolle Party- und Country-rocker wie „My Baby Wants to Rock’n’roll“oder „The Party’s Right Here Tonight“trafen auf den modern arrangiert­en Powersong „Up And High“. Womit die kleinen Dinge des Alltags, die eine stets wachsende Liebe in den Menschen ermögliche­n kann, beschworen wurde. Wie man gegen die gähnende Leere im Geldbeutel ansingt, zeigte der „Flat Broke Blues“mit einem herrlichen Rhythmuswe­chsel.

„My Heart Is A Fighter“war wie geschaffen, um das Innere von Suzie Candell nach außen zu kehren und den Umkehrschl­uss zuzulassen: „My Heart is the Songwriter“. Besonders eindrückli­ch gelang auch „Merry Go Round“– eine Fahrt mit dem Karussell, aus dem man – wie während der Pandemie – herausgesc­hleudert wird, um sich hinten wieder anstellen zu müssen.

Den Abschluss bildeten Suzie Candell and the Screwdrive­rs mit „C’est la Vie“. Dahinter verbarg sich nichts anderes als Chuck Berrys „You Never Can Tell“. Jener großartige Song, der die Teenagerhe­rzen in den 1960er-jahren in Flammen gesetzt hatte.

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FOTO: VERA STILLER Suzie Candell and the Screwdrive­rs begeistern das Publikum.

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