Das Einmaleins der Sterbebegleitung
Patricia Rederer und Susanne Brillisauer bieten Letzte-hilfe-kurse im Westallgäu und im Kreis Ravensburg an
- Patricia Rederer und Susanne Brillisauer wirken offen, freundlich und lebensfroh. Dass sich in ihrem Alltag vieles um das Sterben und die Endlichkeit des menschlichen Daseins dreht, merkt man ihnen nicht an. Sie gehen offen mit dem Tod um, der in der deutschen Gesellschaft als Tabuthema gilt.
Das zu verändern, ist ihre Mission: Das Duo bietet im Westallgäu und im Kreis Ravensburg „Letzte-hilfe-kurse“an und ist dafür auch extra ausgebildet worden. Das Motto: „Am Ende wissen, wie es geht“. Damit wollen sie Menschen „das Einmaleins der Sterbebegleitung“vermitteln und über die Normalität des Themas sprechen – „den Tod ins Leben holen und die Angst davor nehmen“, wie es Brillisauer aus Vogt beschreibt, die jahrelang im Lindauer Hospiz gearbeitet hat. Er gehöre ganz natürlich zum Leben dazu. Trotzdem werde das Thema oft verdrängt. „Abschiednehmen ist eine schwierige Geschichte, wer will das schon?“Zwangsläufig müsse sich damit jedoch jeder irgendwann beschäftigen. Das Angebot der beiden, das unter dem Dach der Letzte
Hilfe Deutschland ggmbh steht, richtet sich deshalb an alle, wie Rederer und Brillisauer im Gespräch mehrfach betonen. Viele hätten vielleicht noch keine Berührung mit dem Thema gehabt – doch letztlich könne jeder von heute auf morgen betroffen sein, egal welchen Alters, Geschlechts oder welcher Religion. Der Name
„Letzte Hilfe“ist dabei an den Begriff der Ersten Hilfe angelehnt, für die jeder Führerscheininhaber schon einmal einen Kurs absolviert hat. Für den Umgang mit dem Tod gilt das dagegen nicht. „Man kann nichts falsch machen“, sagt Patricia Rederer, die in Niederstaufen lebt und im Hospiz in Bregenz Krankenschwester ist, „aber es ist gut, bestimmte Dinge zu wissen“– und das gilt in vielerlei Hinsicht.
Bislang hat es im Landkreis Lindau schon in verschiedenen Orten Letzte-hilfe-termine gegeben. Meistens sei die Initiative dabei von Kirchengemeinden ausgegangen, berichten die Leiterinnen, die ihr Angebot gerne breiter in der Gesellschaft tragen würden. Sie würden sich beispielsweise mehr Anfragen von Firmen oder Vereinen wünschen. Voraussetzung
ist eine Teilnehmerzahl von 15 bis 25, die Kosten liegen bei einer Dauer von ungefähr vier Stunden bei 20 Euro pro Person. Aufgebaut sind die Termine immer gleich, es werden vier Module behandelt.
Sterben als Teil des Lebens: Hier geht es grundsätzlich darum, dass Teilnehmer die Angst vor dem Tod verlieren. „Darüber zu reden, daran ist noch niemand gestorben“, erklärt Rederer.
Vorsorgen und entscheiden: Die Auseinandersetzung mit eigenen Wünschen bei der Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung sei wichtig, erklärt das Duo, dann hätten es Hinterbliebene leichter.
Leiden lindern: Hier geht es um praktische Tipps bei der Sterbebegleitung: Welche Therapien und Medikamente gibt es, welche Unterstützung kann man leisten? Wie kann man zudem auch mit Trauernden im Umfeld umgehen?
Abschied nehmen: Rederer und Brillisauer klären im vierten Modul auf, wie „der Akt des Sterbens“abläuft und welche Begleiterscheinung es gibt. So sei etwa die Schnappatmung ganz normal. Sie gehen auch auf die Organisation einer Beerdigung ein.