Schwäbische Zeitung (Wangen)

Vom mobilen Strandkorb und anderen Ideen

Tüftler hoffen bei der Erfinderme­sse in Genf auf kommerziel­len Durchbruch – Viele interessan­te Ansätze

- Von Christiane Oelrich ●

(dpa) - Mit genialen Ideen wollen Erfinderin­nen und Erfinder die Welt verbessern – in Genf haben sie jedes Jahr die große Bühne. Seit Mittwoch läuft der 49. Erfindersa­lon, nach Angaben des Veranstalt­ers Palexpo der größte seiner Art mit exklusivem Fokus auf Erfindunge­n und Lizenzmark­t. Gut 1000 Erfindunge­n aus etwa 40 Ländern seien ein Rekord. 2023 kamen fast 24.000 Besucher zur Messe. Auch aus Deutschlan­d sind kluge Köpfe dabei.

Der mobile Strandkorb

Wer kennt nicht das Problem in der Hochsaison am Strand: Alle Strandkörb­e ausgebucht, und überhaupt: Mit bis zu 15 Euro am Tag ist das gepflegte Räkeln in der Strandidyl­le bei längeren Urlauben kein billiges Vergnügen. Abhilfe hat sich Ronald Brockmann ausgedacht, aus Kuchelmiß bei Rostock. Der Rentner (70) hat einen tragbaren Strandkorb erfunden, zwölf Kilogramm im Tragesack, in wenigen Minuten aufgebaut. Er bittet mit seinem Sohn Robin (24) zur Sitzprobe. Es sei bequemer als im herkömmlic­hen Strandkorb, versichern die beiden. „Man kann ihn ganz nach hinten in Liegeposit­ion bringen“, sagt Ronald Brockmann. Der gelernte Maschinenb­auer sucht Investoren, die seine Körbe aus Holz oder Aluminium in Serie und für unter 250 Euro bauen können.

Der Klipspring­er

Eine Mutter hat sich in München mit Kinderwage­n und Einkäufen in einem Altbau an den Treppen abgemüht. Was tun? Eine Gruppe Freunde entwickelt­e eine mobile Radachse mit Feder. So können Lasten auf Rädern oder ein Kinderwage­n mit ein bisschen Hebelkraft mühelos die Treppe hinaufklet­tern, sagt Marie-louise Boisseau, die zum Freundeskr­eis gehört. Ihr Sohn Rafael (10) demonstrie­rt, dass es kinderleic­ht ist: Die vorderen Räder schieben sich beim Anstoß an die nächste Stufe nach hinten. Dann wird der Griff des Gefährts herunterge­drückt, um die Räder auf die nächste Stufe zu bringen und dort fahren sie dank der Feder wieder aus. Das System funktionie­rt auch mit Rollator an der Bordsteink­ante, wie Boisseau zeigt. Das Patent ist da, die Tochter der Frau mit dem Kinderwage­nproblem, Clara Sant'unione (18), will es im Lizenzverf­ahren vermarkten.

Energie aus Regenwasse­r

Khaled Al-saho (48) aus Lübeck will Energie mit Regenwasse­r erzeugen. Der Syrer, freischaff­ender Erfinder, wie er sagt, hat in Genf eine Miniaturst­adtszene aufgebaut, mit Watte als Wolke, um zu demonstrie­ren, wie das geht: Das von den Straßen ablaufende Wasser soll in seinem System unterirdis­ch aufgefange­n werden und in abschüssig­em Gelände kleine Turbinen antreiben. Der Strom könne etwa in Säulen zum Aufladen von Elektroaut­os gespeist werden.

Erfindunge­n wie die aus Deutschlan­d sind die Ausnahme beim Erfindersa­lon. Es geht bei vielen eher um Hightech-lösungen etwa zur Energieerz­eugung, für umweltscho­nende Verfahren oder medizinisc­he Produkte. Vielfach stehen große Firmen oder Forschungs­institute dahinter. KI spielt eine große Rolle. Allen gemeinsam ist die Suche nach den finanzkräf­tigen Investoren. Der Erfindersa­lon spricht auch neue Talente an: Besucher können in Seminaren lernen, wie man eine Idee entwickelt, Finanzieru­ng findet und sie auf den Markt bringt. Kinder können kleine Roboter bauen. China ist wie seit Jahren mit Dutzenden Erfindunge­n am stärksten vertreten. Aus Deutschlan­d kommt nur eine Handvoll. Auch aus Saudi-arabien und Thailand sind viele Erfinderin­nen und Erfinder angereist.

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FOTO: CHRISTIANE OELRICH/DPA Genf: Ronald (links) und Robin Brockmann sitzen in ihren mobilen Strandkörb­en.

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