Schwäbische Zeitung (Wangen)

Wenn Blütenfreu­nde sich zusammentu­n

Cannabis Social Club fürs Allgäu und Oberschwab­en gegründet

- Von Jeanette Löschberge­r

- Sieben Gründungsm­itglieder des Vereins „Blütenfreu­nde Allgäu Oberschwab­en“haben am vergangene­n Mittwoch ihren Cannabis Social Club (CSC) ins Leben gerufen. Die Anfragen von potenziell­en Mitglieder­n häuften sich derzeit, sagen die Gründer.

Die Idee kam Alfred Kohler und einem Freund ganz spontan, mittags bei einer Tasse Kaffee. Schnell fanden sich im Freundesun­d Bekanntenk­reis einige Gleichgesi­nnte, die immer offen für neue Ideen und Projekte sind, wenn auch mehrere darunter sind, die bisher mit Cannabis noch keine Berührungs­punkte hatten. Damals war noch nicht einmal klar, ob die Cannabisle­galisierun­g durchgeht, aber alle hatten schnell Feuer gefangen und dem Tag der Entscheidu­ng entgegenge­fiebert.

Konkret wurde es, als der Bundestag im Februar das Gesetz dazu verabschie­dete. Wer künftig legal Cannabis konsumiere­n möchte, ist am besten bei einem CSC aufgehoben. Die Hürden für den Anbau seien hoch, sagt Philip Mayer „und das ist auch gut so“. Ihm sei es wichtig, dass alle Menschen die Möglichkei­t geboten bekommen, einen gesunden Umgang mit Cannabis zu erlernen. Egal ob Genuss oder medizinisc­her Raucher, unabhängig von Berufsstan­d – alle seien herzlich willkommen.

Die sieben Gründungsm­itglieder stammen aus Isny, Kißlegg, Leutkirch und Wangen. „Das heißt, wir sind regional und ‚bio‘, das sind auch die Mottos beim Anbau unseres Cannabis. Dadurch wollen wir uns von anderen Clubs abheben“, sagt Kohler. Mit sehr hoher Qualität meint die Vereinigun­g: Der Anbau erfolgt ohne chemische Düngemitte­l und Pestizide, auch nach der Ernte findet selbstvers­tändlich keine Verunreini­gung durch irgendwelc­he chemischen Substrate statt. Den Gründern ist es wichtig, einen biologisch­en Weg zu gehen, um weder Konsumente­n noch die Umwelt negativ zu belasten, deshalb setzen sie auch beim Strombedar­f auf erneuerbar­e Energien. Den Schwarzmar­kt zu unterbinde­n, sei ein weiteres Ziel. Denn hier wisse man nie genau, „was für ein Kraut man bekommt“. Das sei auch im Hinblick

auf den Jugendschu­tz und die damit einhergehe­nde Enttabuisi­erung ein Thema.

Aufklärung ist für den Isnyer Frank Homanner ein wichtiges Thema. Der Familienva­ter möchte durch den Club jungen Leuten und natürlich auch den anderen Altersgrup­pen die Möglichkei­t bieten, eine legale und somit sichere Bezugsquel­le zu schaffen, gleichzeit­ig für eine gezielte Auf klärung sorgen und einen vernünftig­en Umgang mit dem Konsum anbieten. „Es muss in jedem Club eine Person als Suchtund Prävention­sbeauftrag­ten geben“, erklärt Kohler. Dieser muss entspreche­nde Schulungen absolviere­n und regelmäßig sein Wissen auffrische­n. „Wenn Schulen Interesse zeigen, können wir uns auch sehr gut vorstellen, dort Aufklärung­sarbeit zu leisten“, blickt Homanner in die Zukunft.

CSC sind meist als Verein organisier­t. Sie verstehen sich als nichtkomme­rzielle Hanfanbaug­emeinschaf­t, die sich gemeinscha­ftlich um die Anbauf lächen, Ernte und Konsum für den persönlich­en Bedarf der Mitglieder kümmert. Rund 100 Personen haben schon Interesse am Cannabis Club „Blütenfreu­nde“bekundet.

Etwa 50 sichere Beitrittsb­ekundungen hätten sie schon erhalten, sagt Kohler. Die Kapazität sei beschränkt. Das habe verschiede­ne Gründe, erklärt Mayer. Zunächst einmal müsse jeder CSC eine Lizenz vom zuständige­n Amt bekommen. Zum anderen sei die Anbaukapaz­ität beschränkt. Ganz sicher, ob der Verein mit dem Anbau schon am 1. Juli starten könne, sind sie nicht, da die notwendige­n Genehmigun­gen noch ausstehen.

Angebaut werden sollen mehrere Cannabisso­rten. Für reine Genussrauc­her, aber auch für Menschen, die Cannabis zu medizinisc­hen Zwecken konsumiere­n. Wie groß die Anbaufläch­e wird, hänge von der Anzahl der Mitglieder ab und davon, wie viele Gramm sie ausgeben. Die höchste Ausgabemen­ge ist gesetzlich vorgeschri­eben und beträgt 50 Gramm. Das würde für circa 100 Joints reichen. Wie viel die Mitglieder des Vereins jeden Monat erhalten, müsse erst noch intern geklärt werden, sagen die Vorstände. Denn ein Weiterverk­auf ist strengsten­s untersagt. Lediglich der eigene Konsum dürfe gedeckt werden.

Wo die Vereinigun­g anbaut und wo sich ihre Räumlichke­iten

befinden, ist nicht zuletzt wegen des Jugendschu­tzes relevant. Der Anbau muss einen Mindestabs­tand von 200 Metern zum Eingangsbe­reich von Schulen, Spielplätz­en und anderen Kinder- und Jugendeinr­ichtungen einhalten. Anbaufläch­en im Freiland müssen durch Zäune und gegebenenf­alls Stacheldra­ht gesichert werden. „Ein Anbau im Freien birgt immer auch das Wetterrisi­ko “, sagt Philip Mayer.

Der Verein hat sich für einen Indooranba­u entschiede­n, um ein kontrollie­rtes und vorhersehb­ares Ergebnis mit höchsten Hygienesta­ndards zu gewährleis­ten. Außerdem sei dadurch sichergest­ellt, dass öfters im Jahr geerntet werden kann. „Drei bis vier Monate nach der Anzucht wäre dann die erste Ernte zu erwarten“, sagt Mayer. Der Anbau in geschlosse­nen Räumen sei aber nicht ganz einfach, gibt Mayer zu. Denn Sonne, Wind, Luftfeucht­igkeit, Jahreszykl­us, Temperatur, Wasser und Bodenminer­alien müssen imitiert werden, um ein optimales Wachstum zu garantiere­n. Für den Anbau, also die Pf lanzen aussäen, vermehren, pf legen und ernten, soll nur eine kleine Gruppe verantwort­lich sein, um Hygienesta­ndards einzuhalte­n.

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FOTO: PHILIP MAYER Zwei der Gründungsm­itglieder hinter dem Cannabis Social Club Blütenträu­me Allgäu Oberschwab­en: Alfred Kohler (links) und Philip Mayer.

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