Nachkommen besuchen Soldatengrab
Paul Kaiser ist kurz vor Kriegsende erschossen worden – Ruhestätte in Haslach
- Ortsheimatpf leger Wolfgang Ahr hatte jüngst Besuch von der in Bullay (Mosel) lebenden Gisela Kretz. Sie wollte das Grab ihres Großvaters Paul Kaiser aufsuchen, der zusammen mit drei anderen Soldaten im April 1945 durch französische Besatzer hingerichtet wurde. Auf dem Friedhof in Haslach hatten sie ihre letzte Ruhe gefunden.
In Wangen herrschte in den letzten Wochen vor Ende des Zweiten Weltkrieges eine angespannte und undurchsichtige Situation. Menschenströme zogen durch die Stadt. Unter ihnen versprengte Truppenteile, die sich nach Österreich oder in die Schweiz absetzen wollten. Die anrückenden französischen Truppen kündigten sich an.
Es war der 29. April, als sich viele deutsche Wehrmachtsangehörige in der Umgebung von Haslach auf dem Rückzug befanden. Ihr Weg führte sie in Richtung Lindau. Gegen 11 Uhr kamen zwei bewaffnete deutsche Soldaten vom Argenufer hinter Hugelitz die Wiese nach Halbrechts herauf. Sie ahnten nicht, dass sich Soldaten der französischen Armee bereits in Halbrechts befanden, die sie im Schutz des auf dem Hof der Familie Jung befindlichen Bienenstocks in Empfang nahmen. Einer von ihnen, der damals 18-jährige Otto Strobel, wurde erschossen.
Zwei Tage danach sah der Haslacher August Galbusera drei Soldaten übers Bergele hinterm Hof Alger herabkommen. Es waren Wilhelm Winkler, Kurt Schlechtweg und Paul Kaiser. Sie wurden im Auftrag der französischen Armee gefangen genommen und sofort erschossen. Die gerade mit einem Gespann vorbeifahrende Ludwina Ray lud die Toten mithilfe einer „Tennenleiter“in den Wagen und transportierte sie nach Haslach.
Max Maier, der Großvater des heutigen Heimatpf legers, war zum damaligen Zeitpunkt Totengräber in Haslach. Er schaufelte für alle vier Soldaten ein gemeinsames Grab, das seit Jahren von Gisela Ahr gepflegt wird. Der inzwischen verwitterten Steine bekommen mithilfe des Kirchengemeinderates und der Ortschaft Haslach ein neues Gesicht.