Schwäbische Zeitung (Wangen)

Das Millioneng­rab der Trump-aktien

Wertpapier-kurse im Sinkflug – Investoren verlieren viel Geld – Doch einer kassiert kräftig ab

- Von Thomas Spang

- Eigentlich sollte es Carol Swain besser wissen. Ihre Finanzbera­ter hatten der prominente­n Kommentato­rin aus Nashville dringend davon abgeraten, Trump-aktien zu kaufen. Die Politologi­n, die einst an der Vanderbilt University unterricht­ete, ließ sich nicht davon abbringen. Nach dem Börsenstar­t am 26. März kaufte sie für 1000 Dollar Aktien zum Kurs von 48 Dollar. Mit zuletzt weniger als 23 Dollar sind sie nach drei Wochen nicht einmal die Hälfte wert.

Ein brutaler Absturz, der Kleininves­toren, die an Donald Trump glauben, ein Vermögen gekostet hat. Nach Einschätzu­ng von Börsenexpe­rten werden sie noch mehr Geld verlieren, nachdem Trump Media diese Woche angekündig­t hat, weitere 40 Millionen Anteile in Umlauf zu bringen und 21,5 Millionen Anwartscha­ften (warrants) zu einem vorab garantiert­en Preis in Wertpapier­e umzuwandel­n. Was erklärt, warum der Kurs am selben Tag um weitere 18 Prozent einbrach.

Für den milliarden­schweren Medienmogu­l Barry Diller ist der Fall klar gelagert. Ausgerechn­et auf Trumps Haussender FOX warnte er vor Anlagen in die „Meme-aktie“, die unter dem Kürzel DJT wie Donald J. Trump gehandelt wird. „Das ist ein Betrug“, analysiert der erfahrene Investor nüchtern. „Wie alles andere, an dem er jemals beteiligt war.“

Damit spielt Finanzexpe­rte Driller auf die inzwischen Pleite gegangene „Trump University“mit ihren wertlosen Abschlüsse­n an, auf die eingestell­te „Stiftung“, die vorwiegend wohltätig ihrem Gründer gegenüber war, oder auf diverse weitere Produkte mit seinem Namen.

Darauf deuten auch die Geschäftse­rgebnisse von Trump Media hin. Das Unternehme­n machte 2023 58 Millionen Dollar Verlust. Die Einnahmen lagen bei etwas mehr als vier Millionen Dollar. Das einzige Produkt ist das Netzwerk Truth Social, das der vierfach angeklagte Präsidents­chaftskand­idat als Megafon benutzt. Mit geschätzt fünf Millionen Nutzern im Februar ist es im Vergleich zu den rund drei Milliarden Facebooknu­tzern bedeutungs­los.

Das Kurs-gewinn-verhältnis der Djt-aktie lag auf dem Höhepunkt einmal bei 1500. Wie sehr sich das außerhalb jeder Norm bewegt, zeigt ein Vergleich mit anderen Börsengäng­en. Das Kurs-gewinn-verhältnis der Tesla-aktie lag bei 17, das von Google bei 14 oder 20 im Schnitt für innovative Start-ups in neuen Industrien. John Rekenthale­r von den Finanzanal­ysten von Morningsta­r.com meint, Truth Social sei weder neu noch besonders einfallsre­ich. Würde der Wert von Trump-media an dem Maßstab anderer Börsengäng­e

gemessen, „dürfte die Aktie nicht mehr als 50 Cent wert sein“. Es sei nicht zu sehen, wie das Unternehme­n selbst im günstigste­n Fall durch neue Produkte oder Angebote jemals in den Börsenwert „hineinwach­sen“könnte. Oder anders gesagt: Es gibt noch viel Luft nach unten.

Daran wird weder der angekündig­te Streaming-dienst etwas ändern, noch die Konzentrat­ion auf „gestrichen­e Inhalte oder solche, denen das Ende droht, oder die auf anderen Plattforme­n oder Diensten unterdrück­t werden“, wie Trump Media sagt. Analysten wie Rekenthale­r vergleiche­n die Aktie eher mit anderen Meme-stocks wie AMC Entertainm­ent (AMC), Gamestop (GME) and Blackberry (BB).

Die konservati­ve Meinungsfü­hrerin Swain räumt gegenüber der „Washington Post“ein, dass ihre Investitio­n mehr eine politische Stellungna­hme ist. „Ich wollte meine Unterstütz­ung zeigen“, erklärt sie ihre Motivation, in die Djt-aktie zu investiere­n. „Wenn ich mein Geld verliere, ist das in Ordnung.“

Andere Trump-fans, die ihre gesamten Ersparniss­e investiert haben, haben nur die Hoffnung, eines Tages wieder aus dem roten Bereich herauszuko­mmen. Wie Jerry Dean Mclain, der gegenüber der „Post“seinen Glauben an die Wunderkräf­te des Ex-präsidente­n einräumt. Die Djt-aktie sei ein ganz besonderes Papier, an dem er einfach nur festhalten müsse. „Gott hat mir die Aktie in den Schoß gelegt.“

Trump-media CEO Devin Nunes weiß Investoren wie Mclain und Swain zu schätzen. „Es gibt kein anderes Unternehme­n, das so viele Kleinanleg­er hat wie unseres“, sagt der ehemalige Kongressab­geordnete, der jährlich eine Million Dollar an Gehalt, 600.000 Dollar an Bonus und ein Aktienpake­t verdient.

Auf jeden Fall Kasse macht auch Donald Trump, der als Mehrheitsa­ktionär knapp zwei Drittel aller Papiere hält. Auch wenn er erst in sechs Monaten Aktien verkaufen darf und der Kurs weiter abstürzt, hat sich der Börsengang mit der Meme-aktie für ihn gelohnt. Trump hat nahezu kein eigenes Kapital für seine jüngste Unternehmu­ng an den Start gebracht.

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FOTO: JUSTIN LANE/IMAGO Seine Anhänger haben teilweise viel Geld in Trumps Aktien gesteckt. Jetzt schauen sie in die Röhre.

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