Das Millionengrab der Trump-aktien
Wertpapier-kurse im Sinkflug – Investoren verlieren viel Geld – Doch einer kassiert kräftig ab
- Eigentlich sollte es Carol Swain besser wissen. Ihre Finanzberater hatten der prominenten Kommentatorin aus Nashville dringend davon abgeraten, Trump-aktien zu kaufen. Die Politologin, die einst an der Vanderbilt University unterrichtete, ließ sich nicht davon abbringen. Nach dem Börsenstart am 26. März kaufte sie für 1000 Dollar Aktien zum Kurs von 48 Dollar. Mit zuletzt weniger als 23 Dollar sind sie nach drei Wochen nicht einmal die Hälfte wert.
Ein brutaler Absturz, der Kleininvestoren, die an Donald Trump glauben, ein Vermögen gekostet hat. Nach Einschätzung von Börsenexperten werden sie noch mehr Geld verlieren, nachdem Trump Media diese Woche angekündigt hat, weitere 40 Millionen Anteile in Umlauf zu bringen und 21,5 Millionen Anwartschaften (warrants) zu einem vorab garantierten Preis in Wertpapiere umzuwandeln. Was erklärt, warum der Kurs am selben Tag um weitere 18 Prozent einbrach.
Für den milliardenschweren Medienmogul Barry Diller ist der Fall klar gelagert. Ausgerechnet auf Trumps Haussender FOX warnte er vor Anlagen in die „Meme-aktie“, die unter dem Kürzel DJT wie Donald J. Trump gehandelt wird. „Das ist ein Betrug“, analysiert der erfahrene Investor nüchtern. „Wie alles andere, an dem er jemals beteiligt war.“
Damit spielt Finanzexperte Driller auf die inzwischen Pleite gegangene „Trump University“mit ihren wertlosen Abschlüssen an, auf die eingestellte „Stiftung“, die vorwiegend wohltätig ihrem Gründer gegenüber war, oder auf diverse weitere Produkte mit seinem Namen.
Darauf deuten auch die Geschäftsergebnisse von Trump Media hin. Das Unternehmen machte 2023 58 Millionen Dollar Verlust. Die Einnahmen lagen bei etwas mehr als vier Millionen Dollar. Das einzige Produkt ist das Netzwerk Truth Social, das der vierfach angeklagte Präsidentschaftskandidat als Megafon benutzt. Mit geschätzt fünf Millionen Nutzern im Februar ist es im Vergleich zu den rund drei Milliarden Facebooknutzern bedeutungslos.
Das Kurs-gewinn-verhältnis der Djt-aktie lag auf dem Höhepunkt einmal bei 1500. Wie sehr sich das außerhalb jeder Norm bewegt, zeigt ein Vergleich mit anderen Börsengängen. Das Kurs-gewinn-verhältnis der Tesla-aktie lag bei 17, das von Google bei 14 oder 20 im Schnitt für innovative Start-ups in neuen Industrien. John Rekenthaler von den Finanzanalysten von Morningstar.com meint, Truth Social sei weder neu noch besonders einfallsreich. Würde der Wert von Trump-media an dem Maßstab anderer Börsengänge
gemessen, „dürfte die Aktie nicht mehr als 50 Cent wert sein“. Es sei nicht zu sehen, wie das Unternehmen selbst im günstigsten Fall durch neue Produkte oder Angebote jemals in den Börsenwert „hineinwachsen“könnte. Oder anders gesagt: Es gibt noch viel Luft nach unten.
Daran wird weder der angekündigte Streaming-dienst etwas ändern, noch die Konzentration auf „gestrichene Inhalte oder solche, denen das Ende droht, oder die auf anderen Plattformen oder Diensten unterdrückt werden“, wie Trump Media sagt. Analysten wie Rekenthaler vergleichen die Aktie eher mit anderen Meme-stocks wie AMC Entertainment (AMC), Gamestop (GME) and Blackberry (BB).
Die konservative Meinungsführerin Swain räumt gegenüber der „Washington Post“ein, dass ihre Investition mehr eine politische Stellungnahme ist. „Ich wollte meine Unterstützung zeigen“, erklärt sie ihre Motivation, in die Djt-aktie zu investieren. „Wenn ich mein Geld verliere, ist das in Ordnung.“
Andere Trump-fans, die ihre gesamten Ersparnisse investiert haben, haben nur die Hoffnung, eines Tages wieder aus dem roten Bereich herauszukommen. Wie Jerry Dean Mclain, der gegenüber der „Post“seinen Glauben an die Wunderkräfte des Ex-präsidenten einräumt. Die Djt-aktie sei ein ganz besonderes Papier, an dem er einfach nur festhalten müsse. „Gott hat mir die Aktie in den Schoß gelegt.“
Trump-media CEO Devin Nunes weiß Investoren wie Mclain und Swain zu schätzen. „Es gibt kein anderes Unternehmen, das so viele Kleinanleger hat wie unseres“, sagt der ehemalige Kongressabgeordnete, der jährlich eine Million Dollar an Gehalt, 600.000 Dollar an Bonus und ein Aktienpaket verdient.
Auf jeden Fall Kasse macht auch Donald Trump, der als Mehrheitsaktionär knapp zwei Drittel aller Papiere hält. Auch wenn er erst in sechs Monaten Aktien verkaufen darf und der Kurs weiter abstürzt, hat sich der Börsengang mit der Meme-aktie für ihn gelohnt. Trump hat nahezu kein eigenes Kapital für seine jüngste Unternehmung an den Start gebracht.