Wenn ein Shuttle-bus zum Blickfang wird
Cabrio-doppeldecker der Firma Sohler pendelt zwischen Gartenschau-parkplätzen – Besondere Geschichte
- „Kunter.bunter.munter“: Das Motto der Landesgartenschau in Wangen passt in gewisser Weise auch zum Shuttle-bus, der zwischen den beiden großen Besucherparkplätzen am Ausstellungsgelände pendeln wird, aber auch am Bahnhof und in der Altstadt hält. Denn der Cabrio-doppeldecker wurde erst in liebevoller Arbeit von der Firma Sohler umgebaut, so zu neuem Leben erweckt, und fällt jetzt nicht nur wegen seines außergewöhnlichen Designs auf. Dahinter verbirgt sich auch eine nicht alltägliche Automobilgeschichte.
Sie beginnt im Frühjahr 2023, als der Technische Ausschuss des Wangener Gemeinderats grünes Licht für den Shuttle-bus gibt und der Aufsichtsrat der Landesgartenschau (LGS) das Busangebot „mit einem gewissen Sightseeingcharakter“ausschreibt. „Wir haben dann ein spezielles Konzept entwickelt und uns beworben“, erinnert sich Mario Sohler, Inhaber des gleichnamigen Busunternehmens mit Sitz in Hiltensweiler.
Sohlers Ziel: Mit dem Bus soll eine vergleichsweise kleine Stadt wie Wangen bei der Landesgartenschau groß rauskommen. Doch schnell wird klar, dass es das Wunschfahrzeug, einen gebrauchten, linientauglichen und maximal zwölf Meter langen Doppeldecker-cabriobus, der auch durch die engen Gassen der Altstadt kommt, offiziell nicht gibt auf dem Markt. Ein solch neuer, rund 650.000 Euro teurer Bus sei auch unfinanzierbar und habe zudem viel zu lange Lieferzeiten, ergänzt der Unternehmer.
Also macht er sich auf die Suche, nutzt sein berufliches Netzwerk und wird beim Unternehmen Autobus Oberbayern fündig. Bei dem Konzern ist ein Doppeldecker mit elektrischem Faltdach verfügbar, der bis zuletzt in München bei Stadtrundfahrten eingesetzt wurde. „Wir sind in die bayerische Hauptstadt gefahren, haben ihn angeschaut, eine Probefahrt gemacht und ihn dann im Mai gekauft – noch mitten im Bewerbungsprozess“, erzählt Mario Sohler. Er wird für sein Risiko belohnt und bekommt von der LGS den Zuschlag.
Dann beginnt aber erst die Hauptarbeit bei dem Sondermodell mit Baujahr 2010, das gerade einmal 200.000 Kilometer auf
dem Buckel hat. Zum Vergleich: Ein Regiobus fährt laut Sohler im Jahr immerhin 140.000 Kilometer. Der Doppeldecker des spanischen Herstellers Unvi wird zunächst technisch überholt und anschließend in Memmingen frisch lackiert – schwarz-weiß statt München-blau. Dann ist die Innenausstattung an der Reihe, der Bus erhält neue Sitze und einen neuen Boden.
Das „Outfit“des Shuttle-busses entwickelt das Sohler-team
zusammen mit der Gartenschau und Mendel Print-design, bei der Wangener Firma wird der Doppeldecker dann auch mit den Gartenschaumotiv-folien beklebt. Der 67-Sitzer mit elektrischem Faltdach erhält schließlich noch eine Telematikanlage, mit der Sprachansagen zu definierten Geo-zielen möglich sind. So bekommen Fahrgäste beispielsweise beim Einsteigen am Bahnhof ein „Herzlich Willkommen in Wangen“zu hören oder werden
bei der Einfahrt in die Altstadt über manche Sehenswürdigkeit informiert.
„Wir sind mit allem gerade so eben zum Vorverkaufsstart im Herbst fertig geworden“, sagt Mario Sohler. Insgesamt investiert seine Firma einen niedrigen sechsstelligen Betrag in den Shuttle-bus. Dafür macht das Fahrzeug innen wie außen mächtig was her. Ein echter Blickfang eben – wie sich auch schon bei den ersten Terminen und Testfahrten gezeigt hat.
Ab 26. April und bis zum 6. Oktober wird der Shuttle-bus täglich und im 20-Minuten-takt seine Runden drehen. Von der Haltestelle am Bahnhof geht es über die B 32 (Buchweg) bis zum Peterstorplatz und in die Schmiedstraße hinein, dann den Eselberg hinunter und in die Bindstraße, wo beim Gästeamt die nächste Haltestelle ist. Weiter geht es über die Karlstraße, Aumühleweg (Haltestelle am städtischen Lgs-eingang), Kanalweg (Haltestelle bei neuer Hubertsohler-brücke), Südring und Lindauer Straße bis zum großen Besucher-parkplatz südlich der Erba.
Von der dortigen Haltestelle aus geht die Tour über die Lindauer Straße und die Tiefgarage (Haltestelle) zurück zum Bahnhof.
Damit der Bus möglichst reibungslos durch die teilweise enge Altstadt kommt, wird während der Gartenschau die Einbahnstraßenregelung in der Bindstraße, zwischen Spitalkirche und Drogeriemarkt Müller, umgedreht, wie der städtische Mobilitätsbeauftragte Frank Anders erläutert. Fahrzeuge aus der Langen Gasse müssten deshalb links statt wie bisher rechts abbiegen. Der Verkehr in entgegengesetzter Richtung wird dann durch die Hafnergasse und die Spitalstraße geleitet, so Anders weiter, und erwartet die Genehmigung der zuständigen Verkehrsbehörde im städtischen Ordnungsamt in diesen Tagen.
Damit dürfte der Weg für den Wangener Shuttle-bus während der Landesgartenschau endgültig frei sein. Was nach der Ausstellung mit dem Cabrio-doppeldecker geschieht, ob er vielleicht in Wangen bleibt? Mario Sohler weiß es noch nicht. „Vielleicht braucht ja die nächste Gartenschau so ein Gefährt.“