Lochkarten-schiebeläden
Im Baumwolllager, dem Gebäude, das die floristischen Blumenschauen während der Landesgartenschau beherbergt, finden sich Spuren der Vergangenheit des Gebäudes und des Erba-geländes. Die Baumwollspinnerei hatte die Stadt Wangen mehr als 100 Jahre lang geprägt, bevor sie Anfang der 1990er-jahre Konkurs ging. Im Zuge der Landesgartenschau wurde die Industriebrache saniert und zu einem neuen Stadtviertel entwickelt. Im Baumwolllager, ehemals Pförtnergebäude genannt, findet sich ein besonderer Erinnerungsmoment: Raumhohe, schwarze Schiebeläden vor den bodentiefen Fenstern verdunkeln den Raum und sind gleichzeitig Schalldämpfer. Dabei sehen
sie mit ihren vielen kleinen Löchern aus wie die Lochkarten, mit denen einst in der Erba-spinnerei die Jaquardwebstühle bestückt wurden.
Es waren quasi die „Anleitungen“für die Maschine, wie das Muster zu weben ist. Im Original, berichtet Helga Mayer, Vorsitzende des Erbamuseumsvereins, waren die Lochkarten aus Karton. Die Schiebeläden sind aus Stahl. Was für ein Muster die Lochkarten der Schiebetür ergeben würden, „das weiß ich auch nicht“, sagt Mayer.
Diese Frage beantworten kann Peter Angerhofer vom Ravensburger Architekturbüro Angerhofer und Braun, das für die Umwandlung des ehemaligen Pförtnergebäudes in eine Veranstaltungshalle verantwortlich zeichnet und auch die Idee für die Lochkarten-schiebeläden entwickelte. Es seien, so Angerhofer, rein theoretische Lochkarten und keine Originalmuster. Die Stahlkarten seien auch etwas größer als die echten Karten – da habe man sich auch mit den baulichen Anforderungen abwägen müssen. Insgesamt 1200 solcher Lochkarten-tafeln aus Stahl seien für die Schiebeläden im Baumwolllager von einem Wangener Schmied und Schlösser einzeln in Handarbeit hergestellt worden. Von außen auf die Fenster geblickt sehe man übrigens die Bespannung mit einem leicht rosafarbenen Jacquardstoff Weitere Einblicke in die Geschichte der Erba-baumwollspinnerei gibt es auf der Landesgartenschau in einer Ausstellung im Erba-museum in den Räumen der ehemaligen Schlosserei beim Erba-hochkanal. (pau)