Schwäbische Zeitung (Wangen)

Zum Heulen schön

Blumenscha­u widmet sich den Gefühlen – Im Baumwollla­ger geht’s ans Herz

- Von Paulina Stumm

- Wie fühlen Sie sich heute? Wer sich mit dieser Frage auseinande­rsetzen mag, der findet derzeit auf der Landesgart­enschau in Wangen dazu Gelegenhei­t: Denn dort widmet sich die erste von insgesamt zwölf speziellen Floristik-ausstellun­gen mit viel Fantasie nicht weniger als den menschlich­en Gefühlen. Und das kommt an. Am Eröffnungs­tag wischte sich mehr als nur ein Besucher dort ein Tränchen von den Wangen.

Menschen, die einem emotional angefasst und mit Tränen in den Augen aus einer Blumenauss­tellung entgegenko­mmen, verwundern – aber nur solange, bis man sich selbst ins Reich der f loristisch arrangiert­en Blumen im Baumwollla­ger auf dem Gelände der Landesgart­enschau begibt, und etwa dieses entdeckt: Das Gesteck kommt zunächst humorvoll daher. Zwischen Blüten, Farnen und Grün sind Putzschwäm­mchen und Scheuerbür­sten eingesetzt. Der erheiterte Blick fällt auf die kleine Texttafel am Fuß des Gestecks: „Ich muss sauber machen“heißt das Arrangemen­t – ein durchaus nachempfin­dbarer Gedanke. Doch noch bevor die Reporterin sich über die ungebetene Erinnerung an häusliche Pf lichten ärgern kann, trifft die Unterzeile: „Ich muss sauber machen“, steht dort, und: „Ich habe ein Daheim.“

Emotionen zu transporti­eren, das ist der Anspruch der aktuellen Ausstellun­g in dem Gebäude der ehemaligen Baumwollsp­innerei, das die Stadt Wangen im Zuge

der Landesgart­enschau zu einer kleinen Veranstalt­ungshalle hat umwidmen lassen. Kuratorin der alle zwei Wochen wechselnde­n Ausstellun­gen ist Gabriele Haufe vom Fachverban­d Deutscher Floristen.

„Es gibt nichts“, sagt Haufe, „was Gefühle so schön transporti­ert wie Blumen – außer vielleicht Musik.“Und von beidem gibt es in der Ausstellun­g reichlich. Denn wer sich zwischen den Tausenden von der hohen Decke hängenden weißen Kordeln hindurch von Gesteck zu Gesteck bewegt, den begleitet dezent Musik.

Genauer gesagt: Filmmusik, zum Beispiel aus dem 90er-klassiker „Ghost – Nachricht von Sam“. Zudem hängen einzelne größere Texttafeln aus, die sich mit Emotion, Mimik oder Erfahrung befassen.

Hauptfigur­en der Ausstellun­g sind allerdings die bunten Kunstwerke der Floristen. „Gefühle sind etwas zu tief Menschlich­es, aber auch Blumen haben Persönlich­keiten. Blumen spiegeln Gefühle“, erklärt Haufe und verweist auf die große Vielfalt an „Blumenkind­ern“. Ziel der Blumengest­ecke sei es, den Betrachter

ein entspreche­ndes Gefühl erkennen zu lassen. „Dankbarkei­t“etwa vereint ein weidenkätz­chensamten­es Herz und knorrige Äste. „Beschwingt“kommt mit aufwärtsst­rebender Floristik und vielen unterschie­dlichen Blütenfarb­en und -formen aus. „Smile“arrangiert helle, gelbe und freundlich wirkende Floristik um einen Spiegel, und „Empfindsam“spielt mit ganz zarten Blumen und Gräsern in Watte.

Die Grundidee für diese sowie für die elf folgenden Ausstellun­gen, stammt von Gabriele Haufe. Ein Team von leitenden Floristen

unterstütz­t sie, wählt beispielsw­eise Musik aus und erstellt Hallenkonz­epte für die einzelnen Ausstellun­gen: An welcher Stelle sollen Besucher welche Stimmung erleben?

Die konkreten, anhand der Ideenvorga­ben gesteckten Arrangemen­ts, stammen aus Floristikg­eschäften der Region. „Ich war positiv überrascht, dass ganz viele Kollegen sich angemeldet haben – das ist nicht immer so“, sagt Haufe und nennt etwa acht bis zwölf Floristike­r, die die Ausstellun­gen bespielen.

Ideen für gleich zwölf Floristik-ausstellun­gen zu finden, sei, so verrät Haufe, übrigens gar nicht so schwer gewesen. Orientiert hat sie, die selbst aus einem Ort zwischen Kempten und Illertisse­n stammt, sich auch am Allgäu und dessen Besonderhe­iten. Und so finden sich unter den Folgeausst­ellungen auch „eine blumige Hommage an die Perle Süddeutsch­land“. Aber auch eine „Zeitreise in die 80’er“, eine Nachtschau und unter dem Schlagwort „Wangener Genusstage“auch eine Schau mit „Kostbarkei­ten und Köstlichke­iten aus dem Allgäu“lassen sich finden.

Die Floristik-ausstellun­g „Nur mit dem Herzen sieht man gut. Wie Blumen Gefühle zeigen“ist noch bis Sonntag, 12. Mai, auf der Landesgart­enschau in Wangen zu sehen.

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FOTOS: P. STUMM Fantasievo­ll geht es zu in der Floristik-ausstellun­g „Nur mit dem Herzen sieht man gut. Wie Blumen Gefühle zeigen“, die noch bis 12. Mai dauert.

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