Zum Heulen schön
Blumenschau widmet sich den Gefühlen – Im Baumwolllager geht’s ans Herz
- Wie fühlen Sie sich heute? Wer sich mit dieser Frage auseinandersetzen mag, der findet derzeit auf der Landesgartenschau in Wangen dazu Gelegenheit: Denn dort widmet sich die erste von insgesamt zwölf speziellen Floristik-ausstellungen mit viel Fantasie nicht weniger als den menschlichen Gefühlen. Und das kommt an. Am Eröffnungstag wischte sich mehr als nur ein Besucher dort ein Tränchen von den Wangen.
Menschen, die einem emotional angefasst und mit Tränen in den Augen aus einer Blumenausstellung entgegenkommen, verwundern – aber nur solange, bis man sich selbst ins Reich der f loristisch arrangierten Blumen im Baumwolllager auf dem Gelände der Landesgartenschau begibt, und etwa dieses entdeckt: Das Gesteck kommt zunächst humorvoll daher. Zwischen Blüten, Farnen und Grün sind Putzschwämmchen und Scheuerbürsten eingesetzt. Der erheiterte Blick fällt auf die kleine Texttafel am Fuß des Gestecks: „Ich muss sauber machen“heißt das Arrangement – ein durchaus nachempfindbarer Gedanke. Doch noch bevor die Reporterin sich über die ungebetene Erinnerung an häusliche Pf lichten ärgern kann, trifft die Unterzeile: „Ich muss sauber machen“, steht dort, und: „Ich habe ein Daheim.“
Emotionen zu transportieren, das ist der Anspruch der aktuellen Ausstellung in dem Gebäude der ehemaligen Baumwollspinnerei, das die Stadt Wangen im Zuge
der Landesgartenschau zu einer kleinen Veranstaltungshalle hat umwidmen lassen. Kuratorin der alle zwei Wochen wechselnden Ausstellungen ist Gabriele Haufe vom Fachverband Deutscher Floristen.
„Es gibt nichts“, sagt Haufe, „was Gefühle so schön transportiert wie Blumen – außer vielleicht Musik.“Und von beidem gibt es in der Ausstellung reichlich. Denn wer sich zwischen den Tausenden von der hohen Decke hängenden weißen Kordeln hindurch von Gesteck zu Gesteck bewegt, den begleitet dezent Musik.
Genauer gesagt: Filmmusik, zum Beispiel aus dem 90er-klassiker „Ghost – Nachricht von Sam“. Zudem hängen einzelne größere Texttafeln aus, die sich mit Emotion, Mimik oder Erfahrung befassen.
Hauptfiguren der Ausstellung sind allerdings die bunten Kunstwerke der Floristen. „Gefühle sind etwas zu tief Menschliches, aber auch Blumen haben Persönlichkeiten. Blumen spiegeln Gefühle“, erklärt Haufe und verweist auf die große Vielfalt an „Blumenkindern“. Ziel der Blumengestecke sei es, den Betrachter
ein entsprechendes Gefühl erkennen zu lassen. „Dankbarkeit“etwa vereint ein weidenkätzchensamtenes Herz und knorrige Äste. „Beschwingt“kommt mit aufwärtsstrebender Floristik und vielen unterschiedlichen Blütenfarben und -formen aus. „Smile“arrangiert helle, gelbe und freundlich wirkende Floristik um einen Spiegel, und „Empfindsam“spielt mit ganz zarten Blumen und Gräsern in Watte.
Die Grundidee für diese sowie für die elf folgenden Ausstellungen, stammt von Gabriele Haufe. Ein Team von leitenden Floristen
unterstützt sie, wählt beispielsweise Musik aus und erstellt Hallenkonzepte für die einzelnen Ausstellungen: An welcher Stelle sollen Besucher welche Stimmung erleben?
Die konkreten, anhand der Ideenvorgaben gesteckten Arrangements, stammen aus Floristikgeschäften der Region. „Ich war positiv überrascht, dass ganz viele Kollegen sich angemeldet haben – das ist nicht immer so“, sagt Haufe und nennt etwa acht bis zwölf Floristiker, die die Ausstellungen bespielen.
Ideen für gleich zwölf Floristik-ausstellungen zu finden, sei, so verrät Haufe, übrigens gar nicht so schwer gewesen. Orientiert hat sie, die selbst aus einem Ort zwischen Kempten und Illertissen stammt, sich auch am Allgäu und dessen Besonderheiten. Und so finden sich unter den Folgeausstellungen auch „eine blumige Hommage an die Perle Süddeutschland“. Aber auch eine „Zeitreise in die 80’er“, eine Nachtschau und unter dem Schlagwort „Wangener Genusstage“auch eine Schau mit „Kostbarkeiten und Köstlichkeiten aus dem Allgäu“lassen sich finden.
Die Floristik-ausstellung „Nur mit dem Herzen sieht man gut. Wie Blumen Gefühle zeigen“ist noch bis Sonntag, 12. Mai, auf der Landesgartenschau in Wangen zu sehen.