Diebstahl schockiert Kinderschutzbund
Ein Unbekannter ist in die Lindenberger Einrichtung eingebrochen und hat dort Spendengeld gestohlen
- Die Pressemeldung der Polizei vom 16. April liest sich nicht sonderlich spektakulär: Von einem Einbruch in ein Bürogebäude an der Lindenberger Blumenstraße ist die Rede, der sich zwischen dem 29. März und dem 15. April dort ereignet haben soll. Die Ermittler suchen wie üblich bei solchen Fällen nach Zeugen und taxieren den Sachschaden, den der oder die Täter hinterlassen hat, auf 1500 Euro.
Solche Taten kommen immer wieder vor – diese sticht jedoch im Hinblick auf die Institution, die es getroffen hat, heraus: Opfer ist nämlich der Kinderschutzbund Lindenberg/westallgäu. Die Institution unterstützt Familien, die in Not geraten sind und steht für die Rechte von Kindern ein. „Der Kinderschutzbund wurde bestohlen“, bezieht sich diese Woche Anja Kronenberg, die beim Ortsverband Lindenberg/westallgäu für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist, in einer Mitteilung auf den Vorfall.
Das ganze Team sei schockiert über diese Tat „und reagiert umgehend mit noch besseren Schutzmaßnahmen“, kündigt Kronenberg für die Zukunft an.
Zur Mannschaft gehört auch Monika Brutscher, die in der Verwaltung arbeitet und sich an keinen derartigen Fall während der vergangenen 25 Jahre erinnern kann. Die Mitarbeiterin grenzt den Tatzeitraum etwas ein: Der Einbruch dürfte sich ihrer Ansicht nach zwischen Samstag, 13., und Sonntag, 14. April ereignet haben. Bemerkt hätten sie und Anja Kronenberg ihn erst am Montagmorgen danach, als sie wie gewohnt in die Geschäftsstelle an der Blumenstraße gekommen seien. Eine Bürotür, die zu der Zeit eigentlich hätte abgesperrt sein müssen, stand merkwürdigerweise offen. Bei näherem Hinsehen stellten die Mitarbeiterinnen fest, dass sie aufgebrochen war. In dem Raum befand sich unter anderem ein bis dato verschlossener Schrank, den der Täter ebenfalls geknackt hatte. „Dort waren etwa 760 Euro an
Spendengeld verstaut“, berichtet Brutscher weiter. Fast alles habe der Täter mitgenommen, nur ein paar Münzen habe er dagelassen.
Seit 1977 verfolgt der Kinderschutzbund-ortsverband das Ziel, Kindern und Familien, auch alleinerziehende Mütter, vor Ort bessere Lebensbedingungen zu verschaffen – unter anderem helfen dabei zehn hauptamtliche und 180 ehrenamtliche Kräfte mit, die laut Verein im vergangenen Jahr etwa 9000 freiwillige Stunden abgeleistet haben. Darunter seien auch 60 Schülerinnen
und Schüler. Finanziert werden die Tätigkeiten unter anderem über die Beiträge von über 110 Mitgliedern sowie Spenden.
„Der Betrag, der uns an dem Wochenende gestohlen worden ist, mag für manche Menschen vielleicht eine Kleinigkeit sein“, sagt Monika Brutscher, „für uns war das aber viel Geld.“Dennoch, der Diebstahl beeinträchtige die Arbeit des Kinderschutzbunds nicht nachhaltig. Bestimmt gewesen war das Geld laut der Mitarbeiterin für den „Kindereuro“. Diese Leistung bietet der Ortsverband im Rahmen der Familienberatung und -begleitung freiwillig an. Sie soll denjenigen helfen, die zu wenig Geld für Lebensmittel, Hygieneartikel oder Schulmaterialien haben.
„Mit diesem Angebot möchten wir allen Kindern im Westallgäu die Teilnahme an Angeboten in Kindertagesstätten und Schulen ermöglichen und streben damit eine annähernde Chancengleichheit an“, erklärt der Kinderschutzbund auf seiner Internetseite.
In 85 Fällen seien damit alleine im vergangenen Jahr Familien unterstützt worden, sagt Brutscher, die von der Tat noch immer betroffen ist. Vor allem deshalb, weil durch die Inf lation die Not bei vielen Menschen in jüngster Vergangenheit gestiegen ist. „Wir sind entsetzt darüber, dass eine Einrichtung bestohlen wird, die vielen Menschen niederschwellig hilft“, sagt die Mitarbeiterin.
Damit so etwas in Zukunft nicht mehr vorkommt, wird der Kinderschutzbund Lindenberg/ Westallgäu vorsorgen. Wie Sprecherin Kronenberg ankündigt, werden seit dem Diebstahl keine Spendengelder mehr in der Geschäftsstelle aufbewahrt, um sie vor dem Missbrauch zu schützen. Zumal der Täter noch nicht ermittelt ist. Das teilt Polizeisprecher Holger Stabik auf Nachfrage unserer Zeitung mit. „Die Ermittlungen laufen also noch gegen unbekannt.“Immerhin: Im Westallgäu habe es seither keine ähnlichen Einbruchsdiebstähle mehr gegeben.