Cettina reist ins LATIUM
Die Kochbuchautorin, Fotografin und Künstlerin Cettina Vicenzino hat für uns ihre liebsten Gerichte zusammengestellt und weiß dazu auch noch eine passende Geschichte zu erzählen. In dieser Ausgabe verrät sie zwei traditionelle Rezepte, die sie auf ihrer Reise durch Italien kennengelernt hat
Alle Wege führen nach Rom – auch meiner. Und dieser Weg führt mich in das Restaurant „Nino“unweit der Spanischen Treppe. Als ich eintrete, ist
das Restaurant noch geschlossen. In und außerhalb der Küche werden Vorbereitungen getroffen, und die „camerieri” putzen die vielen runden, dickstämmigen Artischocken und die vielen frischen Erbsen und Bohnen, die sie dann später elegant gekleidet mit schwarzer Fliege den Gästen servieren. Nach Meinung vieler Gäste sollen hier die besten „Carciofi alla romana“zubereitet werden. Und die möchte ich natürlich hier selbst probieren. Auch wenn die Artischocke aus der römischen Küche nicht mehr wegzudenken ist, verbreitete sie sich erst so richtig ab den 50er-, 60erJahren. Grund war eine intensive Kultivierung des „Carciofo Romanesco del Lazio IGP“, auch als „mammola“oder „cimarolo“bekannt, vor allem in Ladispoli im Latium.
Während ich schließlich vor einem Teller mit „Carciofi alla romana“sitze, erzählt mir Maria Guarnacci die Geschichte ihres Vaters und der Gründung des „Nino“. Gemeinsam mit zwei weiteren Geschwistern führt sie das Restaurant ihres Vaters Nino in alter Tradition fort, das vor nunmehr 84 Jahren eröffnet worden war.
An einem anderen Tag während meines Aufenthalts in Rom fahre ich zur Familie Carletti nach Frascati. Das Weingut Casale Marchese gehört der Familie Carletti seit etwa zwei Jahrhunderten. Hier wird auch der berühmteste römische Wein, der Frascati, hergestellt. Auf dem Weingut angekommen, erwarten mich in einem idyllischen Gutshaus aus dem 18. Jahrhundert Mamma Maria Gabriela, Papa Salvatore Maria, Alessandro, der ältere von den zwei Söhnen, der auch das Gut verwaltet, und ein weißwolkiger, schläfriger Hund mit dem passenden Namen Nuvola (Wolke). In dieser Romantik findet von der Weinherstellung bis hin zur Flaschenabfüllung und Verpackung alles statt. Und während wir bei „Spaghetti cacio e pepe“, „Salt’im bocca“und reichlich gutem Wein zusammensitzen, erfahre ich, dass auch der Koch Giorgio Locatelli seinen Frascati bei dieser durchaus sympathischen Familie einkauft, mit der ich einen schönen Nachmittag verbringe.