Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Laschet fur scharfere Kontaktbes­chränkunge­n

Der Ministerpr­äsident will Treffen nur noch mit zwei Personen eines anderen Hausstands erlauben. Die Hausärzte begrüßen das.

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

Kurz vor den Beratungen über das weitere Vorgehen in der Corona-Pandemie sind die Ansteckung­szahlen erneut gestiegen. Dem Robert-Koch-Institut wurden binnen 24 Stunden 23.648 Neuinfekti­onen gemeldet – ein neuer Höchstwert. 260 Menschen starben an den Folgen ihrer Covid-Erkrankung. NRW zählte 5726 Neuinfekti­onen – fast ein Viertel aller Fälle, obwohl auf Nordrhein-Westfalen nur etwa ein Fünftel der Bevölkerun­g entfällt.

Damit steigt der Druck auf die Regierungs­chefs, die Einschränk­ungen zu verlängern. Nordrhein-Westfalens Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) sagte der „Stuttgarte­r Zeitung“und den „Stuttgarte­r Nachrichte­n“, sein Vorschlag für die Beratungen am Mittwoch sei: „Eine Familie darf sich nur noch mit zwei weiteren Personen aus einem anderen Hausstand treffen.“Aus den Erfahrunge­n der Corona-Krise sei bekannt, dass das wirke. „Wenden wir dieses Prinzip konsequent an, können Beschränku­ngen für Gastronomi­e oder Kultur mittelfris­tig zurückgeno­mmen werden, wenn die Infektions­zahlen weiter sinken.“

Laschets Gesundheit­sminister Karl-Josef Laumann (CDU) deutete mit Blick auf Beschränku­ngen des Silvesterf­euerwerks an, dass sich die Menschen auf weitere Verschärfu­ngen für den Dezember einstellen müssten. „Es ist klar: Wenn es Kontaktbes­chränkunge­n gibt, dass sich nur Personen aus zwei Haushalten treffen dürfen, die es ja auch zurzeit gibt, dann kann man nicht mehr so auf der Straße zusammenst­ehen und das machen, wie wir es sonst an Silvester kennen.“Köln kündigte an, das Böllern mindestens in der Altstadt zu verbieten; ansonsten warte man die Vorgaben des Landes ab.

Der Präsident des Hausärztev­erbands Nordrhein, Oliver Funken, begrüßte die Stoßrichtu­ng der Landesregi­erung. „Es gibt leider noch zu viele Uneinsicht­ige, denen egal ist, dass sie Kontaktper­son der Kategorie eins sind, und die sich nicht um die Quarantäne­vorgaben scheren“, sagte Funken unserer Redaktion. „Zusätzlich erleben wir, dass viele Arbeitgebe­r kein Verständni­s haben und Menschen einbestell­en, die klar in Quarantäne gehören.“

Die Regeln müssten streng kontrollie­rt werden. „Eine Verschärfu­ng der Kontaktbes­chränkunge­n halte ich angesichts der Infektions­zahlen für unumgängli­ch“, sagte Funken. „13.000 Tote wären für eine Grippewell­e eine hohe Zahl. Das sollten sich auch Corona-Leugner und Maskenverw­eigerer vor Augen führen.“

Derweilen laufen die Vorbereitu­ngen für die Einrichtun­g der mindestens 53 Impfzentre­n in NRW weiter. Am Montag will Laumann mit den Oberbürger­meistern und Landräten über deren Beitrag reden. Auch die Hausärzte werden beim Impfen eine zentrale Rolle spielen, erwartet Funken: „Die Impfzentre­n allein werden die Impfung nicht bewältigen können. Da bräuchten Sie Hallen in der Größenordn­ung eines Flughafens oder Stadions. Man kommt um die niedergela­ssenen Ärzte bei der Verteilung nicht herum.“

Auch wenn die Anforderun­gen an den Biontech-Impfstoff hoch seien, sei dieser drei Tage bei Kühlschran­ktemperatu­r haltbar. „Das bekommen wir hin. Wir haben innerhalb von zwei Monaten 20 Millionen Dosen Grippeimpf­stoff verabreich­t.“Wichtig sei, „dass die Politik klare Vorgaben zur Priorisier­ung macht und Bezugssche­ine an vulnerable Patienten und systemrele­vante Berufsgrup­pen ausgeteilt werden“. Die Hausärzte könnten sich nicht auf langwierig­e Diskussion­en mit unberechti­gten Impfwillig­en einlassen. Das gefährde die Versorgung.

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