Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Lebensschu­tz braucht Taten

Die Schwangere­nberatung hilft – und schenkt zugleich neue Hoffnung.

- RAINER MARIA KARDINAL WOELKI

Eine Familie auf der Flucht. Die Frau hochschwan­ger, der Mann ohne Arbeit. Das wenige Geld ist längst aufgebrauc­ht. Niemand will sie aufnehmen. Tore und Türen bleiben zu. Die Lage ist ausweglos, zum Verzweifel­n. Nein – einen Monat vor Heiligaben­d ist das nicht die uns allen bekannte Weihnachts­geschichte. Diese Geschichte ist die kalte Realität. Tag für Tag, Woche für Woche wird sie erzählt. In unzähligen Variatione­n berichten Schwangere von ihrem Leid. Von ihrer Suche nach Hilfe und Unterstütz­ung. Und davon, dass sie häufig vor verschloss­enen Türen stehen. Ich bin sehr dankbar für die Arbeit unserer Schwangers­chaftsbera­tung, die diese seit 20 Jahren mit Hilfe der Caritas leistet. Esperanza – das heißt Hoffnung. Jeden Tag schenken die Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r von Esperanza neue Hoffnung. Seit ihrer Gründung hat die katholisch­e Beratung mehr als 185.000 Menschen geholfen. Knapp 50 Millionen Euro hat unser Erzbistum in den Fachdienst investiert. Geld, das bestens angelegt ist, denn wenn eine Schwangers­chaft festgestel­lt ist, sind es bei drei von vier Ratsuchend­en finanziell­e Probleme, die gelöst werden müssen. Es fehlt oft am Nötigsten – ein Babybett, ein Wickeltisc­h, ein paar Strampler. Aber neben der konkreten Hilfe geht es immer auch um Zuspruch, um Begleitung

bei Anträgen für Mutterscha­ftsleistun­gen oder Elterngeld. Übrigens: Es kommen von Jahr zu Jahr mehr Väter. Es zeigt: Die Not wird größer, es zeigt aber auch: Väter übernehmen mehr Verantwort­ung.

Für all die geleistete Arbeit sage ich ein herzliches Dankeschön. Gleichzeit­ig möchte ich uns in die Pflicht nehmen. Wenn wir das Leben von Anfang an schützen wollen, reichen dafür keine schönen Worte. Es braucht zuerst die gute Tat. Hier und heute wird dank Esperanza geholfen – Schwangere werden unterstütz­t, Flüchtling­sfamilien wird eine Herberge vermittelt. Da leuchtet schon jetzt ein weihnachtl­iches Licht der Hoffnung auf.

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