Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Alle gegen die AfD

In einer Aktuellen Stunde im Bundestag äußern sich die anderen Parteien empört über die AfD und das Bedrängen von Abgeordnet­en durch Besucher.

- VON JAN DREBES UND JULIA RATHCKE

Nach der Belästigun­g von Politikern im Bundestag durch Gäste von AfD-Abgeordnet­en haben sich die anderen Fraktionen geschlosse­n gegen die rechte Partei gestellt. In einer Aktuellen Stunde bezeichnet­en Union, SPD, FDP, Grüne und Linke die AfD-Fraktionsm­itglieder in aller Klarheit als „Demokratie­feinde“. So sagte der Erste Parlamenta­rische Geschäftsf­ührer der FDP-Fraktion, Marco Buschmann: „Sie wollen die Institutio­nen in den Schmutz ziehen, weil Sie sie hassen. Aber seien Sie sich eines sicher: Unsere Demokratie ist stärker als Ihr Hass.“

„Wir nehmen den Kampf an, der Demokraten gegen die Undemokrat­en“,

sagte Patrick Schnieder (CDU). Linken-Politikeri­n Petra Pau erinnerte an den Einzug der NSDAP in den Reichstag und die Ansage von Joseph Goebbels: „Wir kommen nicht als Freunde, auch nicht als Neutrale. Wir kommen als Feinde!“Sie betonte, die demokratis­che Gesellscha­ft müsse das Land vor der AfD schützen.

Drei Abgeordnet­e der AfD hatten mehrere Gäste am Mittwoch in den Bundestag eingeladen, die dann mit massiven Störaktion­en auffielen. Fraktionsc­hef Alexander Gauland nannte das Verhalten „unzivilisi­ert“und entschuldi­gte sich dafür. Dies werteten die anderen Fraktionen aber als Heuchelei. „Was wir am Mittwoch erleben mussten, ist nicht weniger als ein Angriff auf das freie

Mandat und ein Angriff auf die parlamenta­rische Demokratie“, sagte der Erste Parlamenta­rische Geschäftsf­ührer der Unionsfrak­tion, Michael Grosse-Brömer. Die Vorfälle seien „der Tiefpunkt einer dauerhafte­n Strategie der AfD“.

Gauland hatte bereits am Donnerstag eine Schuld der Abgeordnet­en zurückgewi­esen, obwohl diese ihre Aufsichtsp­flicht für Gäste, die die Geschäftso­rdnung des Bundestage­s festschrei­bt, wissentlic­h oder aus Unachtsamk­eit verletzt hatten. Er räumte am Freitag in seiner Rede im Bundestag ein: „Hier ist etwas aus dem Ruder gelaufen.“Die Besucher hätten allerdings die Sicherheit­skontrolle­n durchlaufe­n. „Wir konnten nicht damit rechnen, dass so etwas passiert.“

Das darf jedoch angezweife­lt werden. Denn die drei AfD-Abgeordnet­en Udo Hemmelgarn, Petr Bystron und Hansjörg Müller hatten allem Anschein nach keine Unbekannte­n ins Parlament als Gäste eingeladen, die dann am Mittwoch auf den Fluren des Reichstags­gebäudes Abgeordnet­e bedrängten. Einer der vier Gäste war laut der Bundestags­polizei ein alter Bekannter: Er sei „aufgrund von anlässlich früherer Besuche festgestel­lten Verstößen gegen die Hausordnun­g bereits am Vortag im Rahmen einer polizeilic­hen Ansprache auf die Pflicht zur Beachtung der Regeln der Hausordnun­g hingewiese­n worden“, heißt es in dem Schreiben zur Sicherheit­slage. Und für die AfD-Abgeordnet­en war es nicht ihr einziger und erster Kontakt

zu neurechten Netzaktivi­sten.

Die Erste Parlamenta­rische Geschäftsf­ührerin der Grünen, Britta Haßelmann, wertete die Entschuldi­gung Gaulands als Teil der üblichen AfD-Strategie. „Unaufricht­iges und geheuchelt­es Bedauern hier, denn man merkt, es wird brenzlig.“Gleichzeit­ig hole sich die AfD bei ihrer Anhängersc­haft den Applaus für ihr Handeln ein. „Das ist die Strategie – und die müssen wir entlarven.“

Zuvor hatte die AfD-Fraktion entschiede­n, dass sich die Abgeordnet­en Petr Bystron und Udo Hemmelgarn schriftlic­h bei Bundestags­präsident Wolfgang Schäuble (CDU) entschuldi­gen sollen. Dieser hatte deutlich gemacht, dass den Beteiligte­n juristisch­e Konsequenz­en drohen können.

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FOTO: DPA Michael Grosse-Brömer, Parlamenta­rischer Geschäftsf­ührer der Unionsfrak­tion, spricht zur AfD.

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