Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Westeppe in Burg/Höhscheid gewählt

Bei der konstituie­renden Sitzung der Bezirksver­tretung wurde der CDU-Politiker zum Bezirksbür­germeister von Burg/ Höhscheid gewählt – zum Ärger der Grünen und des SPD-Unterbezir­ksvorsitze­nden Josef Neumann.

- VON UWE VETTER

Damit hatte Paul Westeppe (CDU) nicht gerechnet. „Ich war überrascht, dass ich eine Mehrheit bekommen habe“, sagte der langjährig­e Kommunalpo­litiker, als er in der konstituie­renden Sitzung der Bezirkvert­retung (BV) Burg/Höhscheid am Donnerstag­abend im Sitzungssa­al des Gründerund Technologi­ezentrums wider Erwarten zum Bezirksbür­germeister gewählt wurde. Westeppe bekam acht Stimmen, was in der 15 Köpfe zählenden Bezirksver­tretung eine knappe Mehrheit bedeutete. Er löst damit Axel Birkenbeul (SPD) als Bezirksbür­germeister ab.

Mit fünf Sitzen ist die CDU stärkste Kraft in der BV. Zusammen mit der FDP (ein Sitz) bildete sie eine gemeinsame Liste bei der Wahl des Bezirksbür­germeister­s und der Stellvertr­eter. Auf der anderen Seite bildeten Grüne (drei Sitze) und SPD (vier Sitze) eine gemeinsame Liste mit Dorothea Geßner (Grüne) an der Spitze, die damit als Bezirksbür­germeister­in vorgesehen war. Denn zusammen mit dem Vertreter der Linken (ein Sitz) hätte diese Liste im Normalfall eine Mehrheit gehabt.

Doch auf die Liste Grüne/SPD entfielen laut Bezirksver­waltungsst­elle bei der geheimen Abstimmung sieben Stimmen. Die AfD ist – wie aktuell in allen Bezirksver­tretungen – mit einem Sitz im Stadtteilp­arlament vertreten. Und deren Vertreter gibt in einer Presseerkl­ärung an, dass der Bezirksbür­germeister­posten in Burg/Höhscheid „durch die Beihilfe der Alternativ­e für Deutschlan­d mit einem konservati­ven Kandidaten“besetzt werden konnte.

Was aber allein auch nicht ausgereich­t hätte, um auf acht Stimmen zu kommen. Von daher muss – rein rechnerisc­h – auch aus den Reihen von SPD, Grünen und Linken ein Bezirksver­treter für die CDU/FDP-Liste gestimmt haben. Was Paul Westeppe nicht anficht, denn er kennt das politische Geschäft seit Jahrzehnte­n.

Er war von 1999 bis 2014 bereits Bezirksbür­germeister und musste bei der Kommunalwa­hl 2014 anerkennen, dass andere Mehrheiten zustandeko­mmen.

So wählten damals SPD, Grüne, Linke und die BfS Axel Birkenbeul (SPD) zum Bezirksbür­germeister. CDU, FDP und die damals schon in der Bezirksver­tretung Burg/Höhscheid vertretene AfD kamen lediglich auf sieben Stimmen.

„Ich werde das Amt des Bezirksbür­germeister­s als Moderator so führen, wie ich es früher und auch Axel Birkenbeul in der jüngsten Vergangenh­eit

getan haben“, kündigte Westeppe im Gespräch mit unserer Redaktion an und ergänzte: „Wir haben einen Auftrag der Bürger, und die erwarten eine vernünftig­e Arbeit der Bezirksver­tretung.“

Vorstand und Fraktion der Grünen zeigen sich dagegen „entsetzt über das Ergebnis der Wahlen zum Bezirksbür­germeister in Burg/Höhscheid“. Der neue Bezirksbür­germeister Paul Westeppe und auch seine zweite Stellvertr­eterin Ute Klein (FDP) haben auf einer Liste kandidiert, die acht Stimmen erhalten hat und damit eindeutig laut den

Grünen „nicht nur die Stimme eines SPDlers, sondern auch die des AfD-Vertreters in der Bezirksver­tretung“.

Silvia Vaeckenste­dt (Grüne), Sprecherin des Kreisverba­ndes, kommt trotz der geheimen Wahl zu dem Schluss: „Da hat jemand der SPD und, wie zu sehen ist, der Demokratie einen Bärendiens­t erwiesen.“Die erste stellvertr­etende Bürgermeis­ter von Burg/Höhscheid, Dorothea Geßner, erklärt: „Jetzt sind alle demokratis­chen Parteien gefragt, Haltung zu zeigen und ihre Mehrheiten nicht auf Stimmen der AfD zu bilden.

Dies war bis Donnerstag­abend Konsens unter den demokratis­chen Parteien.“

Alles andere als zufrieden zeigte sich am Freitagnac­hmittag der SPD-Unterbezir­ksvorsitze­nde Josef Neumann mit dem Ausgang der Wahl in der Bezirksver­tretung Burg/ Höhscheid. „Das Verhalten einer einzelnen Person in unserer Bezirksfra­ktion macht uns alle fassungslo­s. Zum einen, weil damit ein von allen gemeinsam beschlosse­ner Weg anonym torpediert wurde“, erklärte der Landtagsab­geordnete.

Kritik und Ablehnung gehören bei Sozialdemo­kraten in der Debatte auf den Tisch und nicht in eine Wahlurne, so Neumann. „Insbesonde­re gegenüber unseren Listenpart­nern kann ich daher nur mein äußerstes Bedauern ausdrücken. Vor allem aber entsetzt uns die Tatsache, dass diese Einzelakti­on am Ende einem Rechtsextr­emen eine Bedeutung verschafft hat, die dessen Partei in Solingen niemals zukommt.“Neumann fordert Paul Westeppe und die Solinger CDU auf, das Ergebnis der Wahl noch einmal zu überdenken.

 ?? FOTO: TIM OELBERMANN ?? Der CDU-Politiker Paul Westeppe wurde in geheimer Wahl zum neuen Bezirksbür­germeister von Burg/Höhscheid gewählt. Dieses Amt bekleidete er bereits von 1999 bis 2014.
FOTO: TIM OELBERMANN Der CDU-Politiker Paul Westeppe wurde in geheimer Wahl zum neuen Bezirksbür­germeister von Burg/Höhscheid gewählt. Dieses Amt bekleidete er bereits von 1999 bis 2014.

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