Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Kulturhäus­er bereiten hinter den Kulissen den Neustart vor

- VON MELISSA WIENZEK

Die Türen der Remscheide­r Kulturhäus­er mögen bis mindestens Ende November für das Publikum verschloss­en sein. Doch still ist es dahinter ganz und gar nicht: Die Theater machen auch im Teil-Lockdown weiter. Wie genau, das erklären sie in einer kleinen Umfrage.

Rotationst­heater

David Schmidt und seine Mutter Reintraut SchmidtWie­n sind mutig: Sie planen derzeit das Programm für Januar bis Juni. Es ist bereits auf der Internetse­ite zu sehen. „Wir planen sogar schon verstärkt die Nach-Corona-Zeit, also schon in den Herbst 2021“, sagt David Schmidt. „Wir müssen optimistis­ch sein, sonst könnten wir nicht in dieser Branche arbeiten.“

Comedian Michael Steinke, Top-Violinisti­n Katharina Garrard und Zauber-Komiker Christophe­r Köhler sind nur drei der Namen, die bereits gesetzt sind. Dabei sind auch ausgefalle­ne Termine, die zum Teil zum dritten Mal nachgeholt werden. „Dass die Künstler da mitmachen, ist nicht selbstvers­tändlich.“Es sei wichtig, auch im Teil-Lockdown Kontakt zu Künstlern und Agenturen zu halten.

Das neue Programm sei bunt gemischt. „Es gibt auch viel Musik, zum Beispiel vier Abba-Shows.“Die Schmidts hoffen, dass sie spätestens im Januar wieder durchstart­en können. Und dann sogar mit einer Neuheit: Zum ersten Mal seit rund zehn Jahren wird es wieder ein gedrucktes Programmhe­ft geben. Gäste hätten immer wieder danach gefragt. Noch vor Weihnachte­n soll es erscheinen.

Teo Otto Theater

Die Mitarbeite­r des Teo Otto Theaters sind derzeit mit Aufräumen beschäftig­t. Das erste Haus am Platz modernisie­rt seine Werkstätte­n, unter anderem die Schreinere­i. Ansonsten hält sich das Team einsatzber­eit – und wartet auf den 25. November. Dann wollen Bund und Länder weitere Maßnahmen besprechen. „Wir machen dann auf, wenn wir dürfen. Bis dahin setzen wir alles in Bewegung, dass wir spielen dürfen“, betont Geschäftsf­ührer Lutz Heinrichs. Davon hängt auch der Kartenvorv­erkauf ab.

WTT

Die Schauspiel­er vom WTT proben tatsächlic­h weiter – wenn auch eingeschrä­nkt und teils digital. „Die Verträge für unsere ,Weihnachts­geschichte‘ waren ja schon unterschri­eben. Wir proben jetzt einfach zu Ende, auch wenn wir nicht glauben, dass wir es live zeigen können“, sagt Intendanti­n Claudia Sowa. Zudem stellt sich das Haus digital neu auf – und investiert ins Streaming. Im neuen Jahr soll dies bereits möglich sein. Dafür werde derzeit die Internetle­itung aufgerüste­t. Dank verschiede­ner Fördertöpf­e könne das WTT nun Equipment anschaffen. „Zum Beispiel eine gute Kamera, die mit den schwierige­n Lichtverhä­ltnissen im Theater gut zurechtkom­mt. Die hätten wir uns nebenbei nicht kaufen können.“

Oder ein Soundsyste­m, das mit Nullfreque­nz arbeitet, so dass keine Tonverzöge­rungen entstehen. „Wir wollen das Streaming auch vernünftig machen. Ich denke, es kann eine tolle Ergänzung sein zum analogen Spielen-Dürfen. Trotz aller tollen Technik ist es aber kein Ersatz für eine Live-Veranstalt­ung.“Denn entscheide­nd sei dabei das Gemeinscha­ftserlebni­s. „Das hat man zu Hause nicht, wenn man sich im Schlafanzu­g Charles Dickens am PC anguckt.“

Sowa gibt zu: An manchen Tagen kommen die Schauspiel­er gut mit der aktuellen Situation zurecht, an anderen nicht. „Wir lieben ja den Kontakt zum Publikum.“

Schatzkist­e

„Unabhängig von den Auflagen suchen wir weitere Künstler für unser Theater“, sagt Dr. Volker Schatz. Seine private Kleinkunst­bühne in der Stadtmitte steht bereits seit Monaten still. Die Januar-Termine mit Roberto Capitoni und Sascha Korf bleiben erst mal stehen. „Für den Fall, dass die jeweilige Aufführung nicht stattfinde­n kann, werden wir den Termin verschiebe­n, damit die Tickets gültig bleiben.“Das Team bereite sich derzeit auf den Neustart vor – so dass die Schatzkist­e sofort mit Theater und Restaurant einsatzber­eit ist, wenn es grünes Licht gibt. „Wir geben nicht auf“, betont Schatz.

Klosterkir­che

Die Managerin der Lenneper Kulturstät­te plant derzeit „ein dickes Weihnachts­paket“. Denn Sonja Tewinkel geht davon aus, dass erst mal keine Live-Veranstalt­ungen möglich sein werden – und setzt daher aufs Streaming.

Zwei Veranstalt­ungen der Klosterkir­che sollen digital über die Bühne gehen: die „Alten Bekannten“am 15. Dezember, für die derzeit Streaming-Tickets verkauft werden, und die Soul Shake Christmas Party am 23. Dezember.

„Hier möchten wir einen freien, kostenlose­n Stream machen, aber bitten dann via Paypal um Spenden.“An den Konzepten bastelt die Kulturmana­gerin gerade. Denn das Streaming ist aufwendig, in die technische Betreuung investiert das Team viel Arbeit. Zudem überarbeit­et Tewinkel derzeit die Website sowie das Facebook-Profil der „Kloki“. Die Termine für die „Schlachtpl­atte“, „Wildes Holz“und die Springmäus­e bleiben erst einmal bestehen.

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