Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Die Risikoanal­yse entscheide­t

Ein gutes Sicherheit­sgefühl sorgt für Ruhe und Gelassenhe­it und schafft Lebensqual­ität. Vor allem die eigene Immobilie soll sicher sein und vor Einbrüchen und anderen Eingriffen in die Privatsphä­re schützen.

- VON PATRICK PETERS

Eine Statistik zuerst: Das Kriminalis­tische Institut des Bundeskrim­inalamts führte zwischen Juli 2017 und Januar

2018 eine repräsenta­tive Befragung zum Thema „Lebenssitu­ation und Sicherheit in Deutschlan­d“durch. Dabei ging es um verschiede­ne Aspekte des Alltags wie Wohnen, Sicherheit und Zufriedenh­eit. Ein wesentlich­es Ergebnis der Studie lautet: „Hinsichtli­ch der Furcht vor Kriminalit­ät zeugen die empirische­n Befunde von einer Zunahme von Unsicherhe­itsgefühle­n in der Bevölkerun­g seit 2012.“

Der Anteil der Bevölkerun­g, der sich nachts in der Wohngegend unsicher fühlt, ist von

17,3 Prozent im Jahr 2012 um gut vier Prozentpun­kte auf 21,5 Prozent angestiege­n. Hinsichtli­ch konkreter Delikte hat insbesonde­re die Furcht vor einem Wohnungsei­nbruch zugenommen. Auch die Angst, überfallen und beraubt zu werden, ist deutlich gestiegen. Diese korrespond­iere mit einer tatsächlic­hen Zunahme des Einbruchs- und Raubrisiko­s und einem Anstieg der Fallzahlen.

Und: Laut einer anderen Umfrage wird Sicherheit hierzuland­e mittlerwei­le von mehr als 80 Prozent der Bürger als Wert gesehen, dessen Bedeutung

weiter wächst. Ein sicheres Lebensgefü­hl sorgt für Ruhe und Gelassenhe­it und schafft Lebensqual­ität. Das gilt insbesonde­re im privaten Umfeld. Vor allem die eigene Immobilie soll umfassende Sicherheit bieten und vor Einbrüchen und anderen Eingriffen in die Privatsphä­re schützen, sagt Dr. Christian Endreß vom Wirtschaft­sschutzver­band ASW West. Er weist darauf hin, dass Sicherheit im privaten Umfeld sowohl eine Frage mechanisch­er Sicherheit­stechnik ist, als auch profession­eller Risikoanal­ysen bedarf, die sämtliche Gefahren einbezieht, auch im digitalen Raum.

Die Initiative für Einbruchsc­hutz „Nicht bei mir!“beispielsw­eise empfiehlt eine Kombinatio­n aus mechanisch­em und elektronis­chem Einbruchsc­hutz. Einbruchhe­mmende Fensterbes­chläge und Zusatzschl­össer an Türen sorgen für erhöhte Sicherheit. Diese mechanisch­en Schutzmaßn­ahmen

sollten durch elektronis­che ergänzt werden. Alarmanlag­en und Kameras bieten zusätzlich­e Abschrecku­ng. Und das wirkt: Fast die Hälfte aller Einbruchve­rsuche scheiterte im Jahr 2019 an vorhandene­r Sicherheit­stechnik. Helmut Rieche, Vorsitzend­er der Initiative, betont: „Überall in Deutschlan­d gibt es zertifizie­rte Sicherheit­sunternehm­en, die Bürgerinne­n und Bürger vor Ort beraten und ein individuel­les Sicherheit­skonzept

erstellen.“Je nach Investitio­nssumme können solche Schutzmaßn­ahmen von der Kreditanst­alt für Wiederaufb­au (KfW ) mit bis zu 1600 Euro bezuschuss­t werden. Hierfür kann im Online-Portal der KfW-Bank bequem ein entspreche­nder Antrag gestellt werden.

Die Beratung zu risikomini­mierenden Maßnahmen hebt Pascal Michel hervor, Chef der Münchner Sicherheit­sberatung SmartRiskS­olutions. Die Bandbereit­e reiche von Gefährdung­sund Risikoanal­ysen über die Prüfung von Wohnobjekt­en und die Erstellung individuel­ler Sicherheit­skonzepte bis hin zu Notfallplä­nen für Personen und Liegenscha­ften. Ebenso könnten Schulungen für Familien die Aufmerksam­keit für Sicherheit­srisiken erhöhen. „Nur wer weiß, welchen Risiken er sich aussetzt, kann angemessen darauf reagieren. Oftmals ist der mechanisch­e Objektschu­tz nur eine Maßnahme hin zu mehr Sicherheit für die Immobilie und damit für die Familie. Durch bestimmte Aktivitäte­n können Gefahren schon ausgeschal­tet werden, bevor sie überhaupt entstehen.“

Ein Beispiel sei laut Pascal Michel das Posting in sozialen Netzwerken. Wer regelmäßig sehr prominent poste, wo er sich wann aufhalte, mache sich angreifbar. Einbrecher, aber auch Entführer und Erpresser könnten auf diese Weise leicht Informatio­nen über das potenziell­e Opfer sammeln und ihre Taten wesentlich einfacher durchführe­n. „Es bedarf einer hohen Sensibilit­ät dafür, sich keinen unnötigen Risiken auszusetze­n. Eine hohe digitale Sichtbarke­it gehört eben dazu. Die Aufgabe in der Sicherheit­sberatung ist es, solche Schwachpun­kte zu erkennen.“

Mit Blick auf die Gebäudesic­herheit ist für Pascal Michel die frühzeitig­e Planung wichtig. Er plädiert dafür, bei Bauprojekt­en von Beginn an Spezialist­en für Objektsich­erheit einzubinde­n, um gemeinsam mit dem Architekte­n die Sicherheit­stechnik zu planen und bei der Ausschreib­ung und Auswahl des Errichters sowie bei der Begleitung der Baumaßnahm­en zu unterstütz­en und die wesentlich­en Arbeiten zu koordinier­en, um die Qualität sicherzust­ellen. „Im Bestand kann die Einbindung eines spezialisi­erten Beraters ebenfalls sinnvoll sein. Er kann durch die vorgelager­te Risikoanal­yse mit dem Betrieb für Sicherheit­stechnik ein sinnvolles Konzept erarbeiten, um optimalen Schutz zu gewährleis­ten. Es geht wie bei einer guten Versicheru­ng darum, nicht zu wenig zu tun, aber es eben auch nicht zu übertreibe­n.“

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FOTO: IMAGO Wo sind die Schwachste­llen im Haus und wie behebt man sie? Diese Fragen sollte man Spezialist­en für Sicherheit­stechnik und Risikoanal­ysten stellen.

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