Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Trickbetrüger setzen auf Beharrlichkeit
Insgesamt 13 Mal wurden Remscheider im vergangenen Jahr Opfer von Trickbetrug. Betroffen sind meistens ältere Menschen, die es gut meinen. Ihnen gegenüber stehen Täter mit großer krimineller Energie.
Insgesamt 13 Mal wurden Remscheider im vergangenen Jahr Opfer von Trickbetrug. Betroffen sind meistens ältere Menschen, die es gut meinen.
Es begann mit einem Anruf. Am Telefon machte eine Frau dem älteren Herrn vor, seine Enkelin zu sein. Der Mann reagierte zögerlich – er habe ihre Stimme gar nicht wiedererkannt. Aber im Laufe des Telefonats machte ihm die junge Frau erfolgreich vor, wirklich seine Enkelin und in eine schlimme Notlage geraten zu sein. Sie brauche dringend Geld. Der alte Mann zögerte nicht: Er machte sich auf den Weg zu seiner Hausbank, hob 25.000 Euro ab und sah sich den fragenden Gesichtern der Bankmitarbeiter gegenüber. Es könne sich um einen Betrug handeln, informierte der Mitarbeiter am Schalter. Der alte Herr schüttelte vehement den Kopf, unterzeichnete sogar einen Beratungsbeleg der Bank, der auf die Möglichkeit des Betrugs hinwies und erklärte: Er müsse seiner Enkelin helfen. Die Scheine übergab er unbekannten Tätern – die mit dem Geld flüchteten.
„Die kriminelle Energie der Täter darf in diesen Fällen nicht unterschätzt werden“, betont Alexander Kresta vom Polizeipräsidium in Wuppertal. Was für Außenstehende so unverständlich aussehe, sei die Folge eines perfiden Betrugs. „Diese Straftaten werden in ähnlichen Strukturen verübt wie die der Organisierten Kriminalität.“Das heißt konkret: Die Täter bringen viel Erfahrung mit und gehen gewieft vor. „Sie arbeiten mit Zeitdruck, versetzen die Opfer in Sorge oder verdrängen durch intensiven Kontakt in unzähligen Anrufen oder lang gehaltenen Telefonaten jegliches kritisches Nachfragen“, erklärt Kresta.
Insgesamt 13 Fälle von Betrug zum Nachteil älterer Menschen wurden 2019 in Remscheid angezeigt. Dieses Jahr seien ähnliche Zahlen zu erwarten, heißt es im Polizeipräsidium in Wuppertal. Der Enkeltrick sei dabei nach wie vor eine der beliebtesten Masche. Am häufigsten allerdings setzen die Betrüger auf die „falschen Polizeibeamten“. Sie geben sich am Telefon als Polizist aus und raten den Opfern, schnellstens ihr Hab und Gut gegen einen Einbruch in Sicherheit zu bringen. Sie erfinden haarsträubende Geschichten, in die zuweilen Verwandte einbezogen werden. Immer noch beliebt sei auch die Vortäuschung eines großen Gewinns, erklärt Kresta. „Die Betrugsmaschen sind vielfältig, die Täter versiert“, fasst er zusammen. Häufig kommen Opfer bereits am Telefon dem Betrug auf die Spur – und legen auf. Immer wieder übergeben
Betroffene aber auch hohe Summen an die Täter. In den meisten Fällen haben es die Trickbetrüger auf ältere Menschen abgesehen. „Mangels Misstrauen und ohne die Möglichkeit eines wirksamen Faktenchecks schenken sie den Betrügern Glauben“, erklärt Kresta. Deswegen würden viele Opfer neben dem finanziellen Schaden nach einem Betrug auch an einem Vertrauensverlust in sich selbst leiden.
Um ältere Menschen zu sensibilisieren und sie über die Maschen der Trickbetrüger aufzuklären, sucht die Polizei im Rahmen ihrer Präventionsarbeit den Kontakt. Dabei arbeitet sie im bergischen Städtedreieck
mit den Sparkassen zusammen – gemeinsam haben sie die Aktion „Klüger gegen Betrüger“ins Leben gerufen. Ehrenamtliche Seniorensicherheitsberater sind im Einsatz – zumindest, wenn nicht gerade die Corona-Pandemie die Regeln vorgibt. Außerdem sei es wichtig, Menschen ins Vertrauen zu ziehen, um Betrugsmaschen gemeinsam zu erkennen. Die wichtigsten Tipps der Polizei lauten: „Lassen Sie sich nicht ausfragen. Rufen Sie selbst bei den echten Enkeln und der echten Polizei an. Legen Sie sofort auf, wenn Ihnen der Anruf verdächtig vorkommt. Und übergeben Sie nie Geld oder Wertsachen an Fremde.“