Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Im Westen fehlt sportliche Rivalität
Der Fußball-Westen hat ein Problem – zumindest, was die großen Rivalitäten seiner großen Vereine anbelangt. Denn um diese Rivalitäten am Leben zu erhalten, muss der Fußball-Westen ein ewig Gestriger sein. Es sind allein Tradition, Geschichten, Rückblicke, die sie rechtfertigen. Eine aktuelle oder gar konstante sportliche Konkurrenzsituation ist es jedenfalls nicht. Und das ist schlecht für eine Region, in der nach eigener Verklärung das Herz des Fußballs schlägt. Denn wo Geschichten keine neuen Kapitel schreiben, da muss man immer wieder Altbekanntes lesen.
Nehmen wir die große Ruhrgebiets-Fehde zwischen Borussia Dortmund und Schalke 04. Ein Duell, das Millionen elektrisiert. Doch was da elektrisiert, zieht eben seine Nahrung nicht mehr aus einer Gegenwart. Dafür ist der BVB Königsblau finanziell wie sportlich haushoch überlegen. Vielleicht trennt 2022 sogar eine Klasse die beiden Rivalen, da muss Rivalität zwangsweise die Vergangenheit bemühen, um lebendig zu bleiben.
Oder Mönchengladbach gegen Köln. Das rheinische Derby lebte erst lange von beidseitiger Klasse, dann vom beidseitigen Dahindarben. Nun darbt nur noch der FC, während Borussia sich als Spitzenteam etabliert hat. Folklore beherrscht folglich die Rivalität, nicht aber das Streben nach denselben Zielen.
Und was ist erst mit Fortuna Düsseldorf, dem MSV Duisburg, dem VfL Bochum, Rot-Weiss Essen? Diese Klubs sind alle so sehr mit sich selbst beschäftigt und spielen noch nicht einmal unterhalb der Ersten Liga in derselben Klasse, so dass man sich Rivalitäten schönreden muss, um überhaupt welche zu finden.