Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Feuerwerk muss an Silvester möglich sein

- VON JULIA RATHCKE BÖLLERVERB­OT IN NRW-STÄDTEN..., WIRTSCHAFT

Nein, es wird in diesem Jahr kein normales Silvester werden, genauso, wie es kein normales Weihnachts­fest geben wird. Der Verlauf der Infektions­zahlen wird eine ausgelasse­ne Stimmung einfach nicht möglich machen. Es ist daher nur konsequent, dass die Politik schon jetzt Klarheit für den 31. Dezember schaffen will, der sonst so laut und feucht-fröhlich gefeiert wird.

Die meisten würden die Gründe für ein Böllerverb­ot in diesem Jahr wohl verstehen. Denn vor allem sollen dadurch Einsatzkrä­fte entlastet und die Kapazitäte­n in Krankenhäu­ser geschont werden. Knalltraum­ata, abgespreng­te Finger, Brandwunde­n – für viele Ambulanzen ist Silvester stets ein Stresstest. Aber ein Jahreswech­sel ganz ohne Feuerwerk? Das sollte es so auch nicht geben. So rigoros wie die Nachbarn in den Niederland­en, wo Rakete und Böller weder gekauft noch gezündet werden dürfen, sollte es hierzuland­e nicht reglementi­ert werden. NRW-Innenminis­ter Herbert Reul geht davon aus, „dass Silvester auf den Straßen keine großen Partys stattfinde­n werden. Deshalb wird es bestimmt auch nicht viele geben, die Böller zünden“. Das ist naiv angesichts der Tatsache, dass die Deutschen jährlich zwischen 120 und 130 Millionen Euro für Böller ausgeben. Weder Umwelt- noch Tierschutz konnten die Bürger bislang davon abhalten, in der Silvestern­acht jede Menge Geld zu verpulvern.

Verbietet man den Kauf und das Zünden von Knallern, fördert es den illegalen Handel mit Böllern. Zudem ignoriert man die Menschen, die diese Tradition mit Verantwort­ung und Augenmaß pflegen. Schließlic­h lassen sich Raketen auch mit Abstand und Vorsicht abfeuern. Gerade nach all den Einschränk­ungen, die den Bürgern in diesem Winter zugemutet werden, wäre es ein deprimiere­ndes Signal, das neue Jahr in Stille begrüßen zu müssen.

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