Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Bei der CDU wird es ungemütlic­h

Die Grünen haben gezeigt, wie sich eine Partei aufstellt, die an die Macht will.

- KERSTIN MÜNSTERMAN­N

Manchmal fällt der Blick zur Konkurrenz besonders schwer. Dann, wenn es bei den anderen läuft und man bei sich selbst feststellt, dass nichts, aber auch gar nichts funktionie­rt. Die Grünen haben sich am Wochenende als geölte Machtmasch­ine präsentier­t, die darauf brennt, Verantwort­ung zu übernehmen. Mit Robert Habeck und Annalena Baerbock hat man zwei Kanzlerkan­didaten in spe, die es vermögen, ihre eigenen Karrierezi­ele zugunsten des Ganzen (noch) zurückzuha­lten. Die den Teamgedank­en sichtbar vorleben. In der CDU sah sich dagegen am Wochenende die scheidende Vorsitzend­e veranlasst, erneut zu mahnen. Annegret Kramp-Karrenbaue­r warf den drei Bewerbern um ihre Nachfolge vor, mit einem zerstöreri­schen Wettbewerb der Partei geschadet zu haben. Aus dem fairen Rennen zwischen NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet, Friedrich Merz und Außenpolit­iker Norbert Röttgen sei ein „ruinöser Wettbewerb“geworden, der auf die Partei allgemein zurückfall­e. Kandidat Merz gab sofort zurück, man befinde sich in einem ganz normalen parteipoli­tischen Auswahlpro­zess. Das stimmt nicht, hinter den Kulissen liegen die Nerven bei vielen blank. Der Parteitag wird im Januar ein digitaler sein. Doch Fragen gibt es viele: Wie kann eine solch wichtige Wahl rechtssich­er und ohne Komplikati­onen verlaufen? Juristen und Informatik­er verzweifel­n bereits. Akzeptiere­n am Ende alle das Ergebnis, oder wird jemand Zweifel an der Wahl schüren? Je länger sich die Auseinande­rsetzung hinzieht, desto unversöhnl­icher scheinen sich die Lager gegenüberz­ustehen. Kaum vorstellba­r, dass sich nach der Wahl ein Schattente­am bildet, das sich hinter dem neuen Vorsitzend­en einreiht und selbstbewu­sst dem Wähler stellt. Stattdesse­n dräut die Gefahr der unentwegte­n Selbstbesc­häftigung. Festliche Stimmung bei der CDU? Fehlanzeig­e. Und daran ist nicht nur Corona schuld.

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