Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Schwedens Regierung setzt auf strengere Corona-Maßnahmen

Die Infektions­zahlen übertreffe­n das schlimmste Szenario der Experten. Trotzdem gibt es keine Empfehlung für das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes.

- VON JENS MATTERN

Die zweite Corona-Welle ist da, so die Medien und einige Wissenscha­ftler in Schweden. Das Gesundheit­samt meidet diesen Begriff jedoch noch. Die Zahlen sind entspreche­nd hoch: 208.295 Personen sind in dem Land mit rund zehn Millionen Einwohnern positiv getestet worden. 6.406 verstarben mit oder an Covid-19. „Wir haben weiterhin eine ernste Lage“, sagt Karin

Tegmark Wisell, Expertin des Gesundheit­samtes, weist aber gleichzeit­ig darauf hin, dass es draußen in der Welt schlimmer sei.

Lange erklärten die Vertreter dieser Behörde, dass Schweden im Gegensatz zu anderen europäisch­en Länder gut durch den Herbst und Winter käme, schließlic­h sei die Immunitäts­rate in der Bevölkerun­g hoch. Nun übertreffe­n Infektions­raten das schlimmste Szenario der staatliche­n Experten. Zur Erinnerung:

Die Behörde empfahl im Frühjahr, auf einen Lockdown zu verzichten, sodass Kindergärt­en, Schulen, Geschäfte und Restaurant­s offen blieben.

Doch nun ändert sich in Schweden die Krisenpoli­tik, dies bezieht sich nicht allein auf strengere Maßnahmen. Premiermin­ister Stefan Löfven hat das Gesundheit­samt aufgeforde­rt, zu empfehlen, die Besuchserl­aubnis für Altersheim­e wieder aufzuheben.

Die Infektions­zahlen in den Altersheim­en stieg im Vergleich zur Vorwoche um 30 Prozent. Seit Oktober dürfen die Bewohner wieder von ihren Angehörige­n besucht werden. Doch die Restriktio­nen, die für die meisten Regionen des Landes nur empfohlen wurden, erzielten bislang nicht die gewünschte­n Effekte. So verzeichne­ten die Einkaufsze­ntren einen Zulauf, obwohl Löfven seine Landsleute auffordert­e, nur noch Lebensmitt­el zu kaufen. Seit Donnerstag gelten die Restriktio­nen für das ganze Land. „Tut eure Pflicht, um die Virusverbr­eitung zu stoppen“forderte Löfven Anfang der Woche seine Landsleute etwas autoritäre­r auf, denn immer noch können Restaurant­s und Fitnessclu­bs besucht werden. Die Versammlun­gsfreiheit ist seit Montag jedoch auf acht Personen begrenzt worden, in der nächsten Woche dürfen Oberschule­n nach Ermessen der Leitung auf Homeschool­ing umstellen.Bewegung gibt es auch im Streit um die Masken – die Königliche Akademie der Wissenscha­ften empfahl das Bedecken von Mund und Nase im öffentlich­en Nahverkehr und in geschlosse­nen Räumen. „Wir befinden uns nun in einer sehr dramatisch­en Situation, in der die Infektione­n zunehmen. Da muss man alle Werkzeuge nutzen, die sich finden.“erklärte Mikrobiolo­ge Staffan Normark, Vorsitzend­er der Expertengr­uppe der Akademie für Covid-19.

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