Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Der 1. FC Köln hat gleich drei NegativRekorde aufgestellt. Das veranlasst den Trainer zu deutlicher Kritik.
Ein Vorschlag der SPD-geführten Länder soll berufliche Kontakte zwischen Weihnachten und Neujahr minimieren.
(anh/frin/rky) Um für die wohl wichtigste Phase des Geschäftsjahres gerüstet zu sein, schaut die Deutsche Post bei ihren Mitarbeitern in Sachen Corona genau hin: 23.000 Mitarbeiter wurden in den Verteilzentren bereits getestet. Neue Mitarbeiter werden vor dem ersten Arbeitstag untersucht. Gesundheitsschutz und gleichzeitig Geschäft – das soll sich beim Dax-Konzern nicht ausschließen, mehr noch: das darf sich nicht ausschließen, denn das Unternehmen gilt als systemrelevant.
Homeoffice wo es möglich ist, aber gleichzeitig mit Hygienemaßnahmen weiterarbeiten, wo es notwendig ist – so lässt sich das momentane Vorgehen vieler NRW-Unternehmen zusammenfassen. Der Vorschlag der SPD-geführten Bundesländer, dass Unternehmen prüfen sollten, ob Betriebsstätten entweder durch Betriebsferien oder großzügige Homeoffice-Lösungen vom 21. Dezember 2020 bis 3. Januar 2021 geschlossen werden können, stößt daher auf wenig Begeisterung in der
Wirtschaft. „Wenn man den Betrieben sagt, dass sie die Mitarbeiter frei stellen sollen, damit diese dann die Zeit an Weihnachten mit Freunden und Familie verbringen können, dann frage ich mich schon, was das mit Infektionsschutz zu tun hat?“, sagt David Zülow, Landeschef des Verbands „Die Familienunternehmer“. Und der Präsident des Arbeitgeberverbands Unternehmer NRW, Arndt Kirchhoff, sagt: „Pauschale Forderungen nach generellen Betriebsferien in der Weihnachtszeit halte ich wirtschaftlich weder für umsetzbar noch für vertretbar.“Mobiles Arbeiten sei ein wichtiges Instrument – und dieses würde daher in der Praxis auch eingesetzt, wenn möglich.
Einer Umfrage unter Managern und Personalchefs des Ifo-Instituts zufolge funktionierte die Umstellung auf Homeoffice seit März sogar gut. Zwei Drittel der Befragten gab an, dass die Leistung der Mitarbeiter gleich (44 Prozent) oder sogar besser (18 Prozent) sei. Das verblüfft insbesondere deshalb, weil mehr als die
Hälfte der Befragten angab, dass es Probleme wegen mangelnder technischer Voraussetzungen gab, andere klagten über fehlende Bandbreite sowie eine erschwerte Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Kinderbetreuung ( je 40 Prozent). Trotzdem sahen nur 37 Prozent der Befragten schlechtere Leistungen.
Angesichts der aktuellen Infektionszahlen setzen viele Unternehmen weiterhin darauf, dass ihre Mitarbeiter Zuhause arbeiten. Beim
Versicherer Ergo können die Mitarbeiter selbst entscheiden, ob sie ins Büro kommen – der bislang gültige Orientierungswert von einem Drittel Anwesenheit im Büro wurde angesichts der Fallzahlen wieder aufgehoben. Beim Pharmakonzern Bayer heißt es: „Aktuell sind alle Beschäftigten, die nicht zwingend zu ihrem Arbeitsplatz kommen müssen, aufgefordert, mobil zu arbeiten. Die Maßgabe ist, dass maximal 40 Prozent der Büro-Arbeitsplätze besetzt sein dürfen. Diese Quote wird derzeit deutlich unterschritten.“
Ähnlich verfährt man beim Kunststoffhersteller Covestro. Betriebsferien seien nicht geplant, heißt es. Die Homeoffice-Regelungen führen demnach schon jetzt dazu, dass die Mehrheit der Mitarbeiter von Zuhause aus arbeitet – außer in Bereichen, wo sich dies nicht umsetzen lässt.
Familienunternehmer Zülow hält diese Herangehensweise generell für sinnvoller als Forderungen nach Werksferien. „In den normalen Jahren läuft zwischen Weihnachten und Neujahr sowieso in den meisten Betrieben
nicht viel. Verwaltungstätigkeiten kann man in dieser Zeit gut aus dem Homeoffice erledigen, aber der Monteur muss für den Einbau der Steckdose weiterhin rausfahren.“Die Firmen täten viel zum Schutz der Mitarbeiter – „aber irgendwann muss auch noch Geld verdient werden“.
Während beim Waschmittelkonzern Henkel vom 24. Dezember bis zum 3. Januar die Produktion stillsteht, sind Betriebsferien bei anderen Unternehmen allein aufgrund ihrer Aufgabe nicht möglich. „Systemrelevante Anlagen müssen ständig betrieben werden oder betriebsbereit sein“, heißt es beim Energiekonzern Uniper.
Andreas Ehlert, Präsident der Handwerkskammer Düsseldorf, sagt daher: „Betriebsferien sind nicht überall machbar. Das wäre sehr kostspielig, nur um ein paar Tage wieder unvernünftig sein zu dürfen.“Er ist sicher, dass Firmen selbst prüfen werden, ob sie den Betrieb schließen können: „Aber der Wasserrohrbruch nimmt keine Rücksicht auf Beschlüsse der Bund-Länder-Konferenz.“