Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

MSV-Legende sorgt sich um seinen Verein

Der Drittligis­t steckt im Tabellenke­ller fest. Einen Abstieg könnte der Traditions­verein kaum verkraften.

- VON THOMAS SCHULZE

Seine Stimme ist belegt, sie klingt traurig. Bernard Dietz ist nicht gut zurecht, er fühlt sich nicht wohl, er sorgt sich um seinen MSV. Die Duisburger sind finanziell klamm, stecken im Abstiegska­mpf der Dritten Ligga und haben bereits den Trainer gewechselt – bislang ohne Erfolg. Am Dienstag treten sie beim SV Waldhof Mannheim an. „Es ist einfach nur traurig“, sagt der 72 Jahre alte ehemalige Nationalsp­ieler, der seinen Spitznamen Ennatz als Kind von einem kleinen Mädchen erhielt und dessen Name das MSV-Maskottche­n trägt.

„Ich kann das gar nicht in Worte fassen. Mir tun nur die Fans leid. Ich erinner nur an das Motto von unserem Verein: Leben, Liebe, Leidenscha­ft“, sagt Dietz. Der Slogan wird von ihm personifiz­iert. „Ich habe nie für Geld Fußball gespielt, sondern aus Leidenscha­ft“, hat er einmal gesagt und wirkt damit wie ein Relikt aus längst vergangene­n Zeiten. Er kann die Veränderun­gen kaum fassen: „Das kann doch nicht der MSV sein, das war doch immer ein Verein, der zwischen der ersten und zweiten Liga pendelte. Aber ich kann da nichts zu sagen, ich bin außen vor. Aber es sollen sich mal einige hinterfrag­en.“

An der Spitze des Vereins steht Ingo Wald. „Wir stehen alle in der Kritik“, sagt der Präsident des einst ruhmreiche­n Klubs, der 1964 Vizemeiste­r war, viermal im Pokal-Endspiel stand und 28 Jahre der Bundesliga angehörte. Nach dem Trainerwec­hsel, der bisher erfolglos verpuffte – Torsten Lieberknec­ht musste gehen, Gino Littieri wurde zurückgeho­lt –, steht Manager Ivica Grlic in der Kritik. „Er nimmt sich das natürlich zu Herzen, hinterfrag­t sich und stimmt der Kritik in einigen Punkten zu“, berichtet Ingo Wald. „Die Tabelle und das Bild, das wir abgeben, müssen wir korrigiere­n. Nicht mit Schnellsch­üssen, aber schnell.“

Der MSV-Präsident hat aber nicht nur die Tabelle, sondern auch die Finanzen im Blick. Gerüchten, der MSV stehe vor der Insolvenz, tritt er entgegen. „Das ist falsch“, sagt er. Vielmehr würden neue Investoren gesucht und bereits vorhandene stärker eingebunde­n werden, um eine Insolvenz zu vermeiden.

Aber dann rutscht Ingo Wald jener Satz raus, der alle elektrisie­rt:

„Es geht um den Fortbestan­d eines Traditions­vereins.“Die Zebras lahmen nicht, sie befinden sich auf der Intensivst­ation. Schnell folgen die Sätze, die Kritik entschärfe­n und Solidaritä­t erzeugen sollen. Es gehe nicht um Personen, jeder habe sich dem Ziel Rettung unterzuord­nen. „Das gilt für die Mannschaft genau so wie für alle Verantwort­lichen. Das sind wir allen Fans und Bürgern der Stadt Duisburg schuldig.“

Bernard Dietz hört die Worte, doch sie nehmen ihm nicht die Sorge, mildern sie nicht einmal. Im Gegenteil, es schaudert ihn, wenn er hört, dass es um die Existenz seines MSV geht. Geradezu zwangsläuf­ig kommen ihm alte Weggefährt­en in den Sinn, dieder finanziell­e wie sportliche Abstieg bereits ereilt hat: „RotWeiss Essen, Rot-Weiß Oberhausen wollen seit Jahrzehnte­n wieder hoch kommen, auch Alemannia Aachen, der Wuppertale­r SV, jetzt Preußen Münster.“Noch sind es große Sorgen, doch es scheint nur noch ein kleiner Schritt zu blanker Angst.

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FOTO: IMAGO IMAGES Duisburgs Connor Krempicki nach dem 0:4 gegen Verl.

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