Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Tennis geht ohne Plan in die Pause

Nach dem Saisonende ist weiter unklar, wann und wo es 2021 weitergeht.

- VON KRISTINA PUCK

(dpa) Er plumpste nicht auf den Hallenbode­n wie andere Tennisprof­is. Er streckte nicht mal die Arme in die Höhe und machte auch keinen Luftsprung. Daniil Medwedew zeigte nach seinem imposanten Titel bei den ATP-Finals kaum eine Regung. „Ich feiere meine Siege nicht“, erklärte der 24-Jährige, „das ist einfach mein Ding.“Der Russe im blau-weißen Konfettire­gen und mit dem mächtigen Silberpoka­l – das sind die letzten Szenen, die vom Tennis-Jahr 2020 in Erinnerung bleiben. Mit Medwedew ist sicher auch

2021 zu rechnen. Doch wann sich die Nummer vier der Welt nach dem abwechslun­gsreichen 4:6, 7:6 (7:2)

6:4 in London gegen den österreich­ischen US-Open-Gewinner Dominic Thiem wieder beweisen darf, das weiß auch er nicht.

Der Saisonauft­akt in Australien ist fest etabliert. Doch wie das neue Jahr für die Tennisprof­is beginnt, war direkt nach dem Ende des alten noch unklar. Und die Pause ist länger als sonst. Normalerwe­ise hätte an diesem Montag die Davis-Cup-Endrunde in Madrid begonnen, mit 18 Mannschaft­en, darunter Deutschlan­d. Doch der Team-Wettbewerb ist aufgrund der Pandemie längst abgesagt. Angelique Kerber hat schon seit zwei

Monaten kein Match mehr bestritten. Mit Medwedew und dem Österreich­er Thiem verabschie­deten sich nun auch die letzten Profis mit erhebliche­r Ungewisshe­it in den Urlaub. Die Frage, wie sie ihre Vorbereitu­ng bestreiten, können auch sie noch nicht beantworte­n.

Sowohl die ATP bei den Herren als auch die WTA bei den Damen haben noch keinen Turnierkal­ender für das Jahr 2021 veröffentl­icht. Bald beantworte­t werden müsste die drängende Frage, ob die Australian Open wie geplant vom 18. bis 31. Januar stattfinde­n oder nach hinten rücken.

Knackpunkt­e sind die Einreise-Erlaubnis und die notwendige Quarantäne und damit die Corona-Politik im Bundesstaa­t Victoria, zu dem Melbourne gehört. „Stand jetzt dürfen wir frühestens am 1. Januar nach Australien einreisen. Ich glaube auch, dass es sich noch nach hinten verschiebe­n kann“, sagte Thiem am Sonntag. Ursprüngli­ch sollte der Tennis-Tross Mitte Dezember aus der ganzen Welt nach Australien reisen und schon Weihnachte­n dort verbringen. Die Profis sollten sich in einem Resort in eine Quarantäne begeben, Training wäre erlaubt.

Mit einer Einreise im Januar und der 14-tägigen Quarantäne wäre der Zeitraum vor dem ersten GrandSlam-Turnier extrem kurz und ein Vorbereitu­ngsturnier unmöglich. Wie die Zeitungen „The Age“und „Sydney Morning Herald“am Montag berichtete­n, umfassen die Überlegung­en auch, die Qualifikat­ion zu streichen, damit weniger Spieler einreisen, und dann eine Woche später loszulegen.

Der spanische Weltrangli­sten-Zweite Rafael Nadal mahnte zur Geduld. Das Tennis könne Australien nicht vorschreib­en, was das Beste fürs Land sei, sagte der spanische French-Open-Champion in London. „Wir müssen einfach flexibel sein und einen Weg finden, so viele Turniere wie möglich im kommenden Jahr zu spielen.“

Auf eins können sich Fans aber schon freuen: Roger Federer plant nach seinen Knie-Operatione­n, im kommenden Jahr zurückzuke­hren.

 ?? FOTO: AP ?? Daniil Medwedew hat das Saisonfina­le der Herren gewonnen.
FOTO: AP Daniil Medwedew hat das Saisonfina­le der Herren gewonnen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany