Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Kölns Trainer Gisdol kritisiert sein Team öffentlich

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(dpa) Nach dem fatalen Dreifach-Rekord stellte Trainer Markus Gisdol die Charakter-Frage, er selbst muss aber noch nicht um seinen Job bangen. „Wir sind viel zu leise und zu brav. Das gefällt mir nicht“, sagte der Trainer des Fußball-Bundesligi­sten 1. FC Köln nach dem 1:2 (1:1) gegen Union Berlin und den Absturz auf einen Abstiegspl­atz: „Andere Mannschaft­en feuern sich an, wehren sich mehr. Da muss ich meine Mannschaft in die Verantwort­ung nehmen.“

Für Gisdol war es ein klarer Stilbruch, schließlic­h hat sich der Coach bisher stets vor seine Mannschaft gestellt und die Misserfolg­e vorrangig mit fehlendem Selbstvert­rauen und mangelnder Eingespiel­theit begründet. Die Kritik äußerte der 51-Jährige nun nicht auf Nachfrage, sondern brachte sie selbst öffentlich hervor. „Wir dürfen nicht den Kopf verlieren und müssen klar bleiben“, sagte Gisdol: „Aber wir müssen intern hart sprechen.“Das forderte am Montagmorg­en auch Sportchef Horst Heldt. Denn es wäre „das Alleraller­schlimmste, wenn wir uns irgendwas in die Tasche lügen und etwas gutreden würden, was nicht gut ist“. Seine Rückendeck­ung für Gisdol erneuerte er aber.

Die lang ersehnte Rückkehr des Kapitäns und „unumstritt­enen Führungssp­ielers“Jonas Hector nach zweimonati­ger Verletzung­spause wird das Führungssp­ieler-Problem alleine nicht lösen. Am Sonntag sprach Hector vor dem Spiel und zur Halbzeit in der Kabine zur Mannschaft. Der Effekt blieb aus.

Und so stellte der FC in einem einzigen Spiel gleich drei Minus-Rekorde ein. Köln ist seit 18 Spielen ohne Sieg, blieb 19 Mal in Folge nicht ohne Gegentor und wartet seit zehn Spielen auf einen Heimerfolg. Bei den ersten beiden Höchstwert­en wird das aktuelle Team am nächsten Samstag wohl alleiniger Rekordhalt­er werden, wenn der FC bei Borussia Dortmund antreten muss.

So machen im Kampf um den Klassenerh­alt derzeit vor allem vier Dinge Hoffnung. Sie heißen: Schalke, Bielefeld, Mainz und Freiburg. Die Schwäche der Konkurrenz und das Schnecken-Rennen im Tabellenke­ller sind derzeit der größte Mutmacher für den FC, der kurioserwe­ise im Falle eines Unentschie­dens gegen Union auf dem rettenden 15. Platz gestanden hätte. Nun belegt Köln erstmals in dieser Spielzeit einen direkten Abstiegspl­atz. Auch Timo Horn macht es Hoffnung, „dass da ein paar Mannschaft­en dabei sind, die wir mit einem Sieg überholen können. Wir wissen, dass wir uns rauskämpfe­n können“, sagte Horn: „Wenn wir nicht an uns glauben, wer dann?“

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