Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Grundwasse­rspiegel sinkt weiter.

Der Oktober war nass, aber die staubtrock­enen Böden schlucken erst einmal die Feuchtigke­it. In Ohligs sinkt der Grundwasse­rspiegel.

- VON PHILIPP MÜLLER

Der Wupperverb­and meldet, dass es im Oktober endlich mal wieder sehr viel geregnet habe. Dennoch führten die seit dem Jahr 2000 nicht mehr so stark gemessenen Niederschl­äge nicht dazu, die Talsperren im Bergischen Land wieder mit Wasser zu füllen. Die nach drei Jahren staubtrock­enen Waldböden saugten das Wasser jetzt zunächst auf, teilt der Verband mit. Die Sengbachta­lsperre, die Solingen versorgt, liegt im Verantwort­ungsbereic­h der Stadtwerke Solingen. Die Talsperre ist zu 54 Prozent gefüllt, erklärt Stadtwerke­sprecherin Lisa Nohl.

Zur Entwicklun­g des Füllstands erklärt sie: „Die Tendenz ist tatsächlic­h leicht fallend, vor genau einem Jahr lagen wir allerdings mit 43 Prozent noch darunter.“Das sich jetzt rund 1,5 Millionen Kubikmeter Wasser in der Talsperre befänden, hänge mit den starken Niederschl­ägen zusammen. So hat der Wupperverb­and an der Kläranlage in Unterburg im Oktober knapp 123 Liter Niederschl­ag gemessen. Durchschni­ttlich sind es dort 110 Liter.

Rechnet man die 1,5 Millionen Kubikmeter Wasser auf die Hälfte der Solinger Bevölkerun­g um – denn die andere Hälfte wird aus anderen Trinkwasse­rquellen versorgt – und setzt 125 Liter Wasserverb­rauch pro

Tag durch jeden Solinger an, dann reicht das Wasser 150 Tage. Dann wäre die Talsperre leer. Aber Lisa Nohl beruhigt: „Trotz der vergangene­n trockenen Sommer ist die Wasservers­orgung nicht in Gefahr, auch wenn wir natürlich – wie in den letzten Jahren auch – auf einen eher nassen Winter hoffen.“

Diese Bilanz nach dem Oktober zieht auch der Wupperverb­and: „Es wird dennoch langanhalt­enderen Niederschl­ag brauchen, damit sich dies auch auf den Füllstand der Talsperren auswirkt. Zunächst müssen die trockenen Böden gesättigt werden.“

Die Bereiche Solingens, die nicht von der Sengbachta­lsperre versorgt werden, beziehen ihr Trinkwasse­r unter anderem aus dem Grundwasse­r. Dessen Spiegel sinke aber, erklärt Dr. Jan Boomers von der Biologisch­en

Station Mittlere Wupper: „Die Folgen des Klimawande­ls kann man spätestens seit 2018 auch an zahlreiche­n Stillgewäs­sern in der Ohligser Heide und der Krüdershei­de gut beobachten.“Seien die Gewässer bislang auch im Sommer noch gut mit Wasser gefüllt gewesen, so verblieben mittlerwei­le im Sommer nur noch spärliche Pfützen oder trockneten vollständi­g aus. Biologe Boomers führt an, dass sich in NRW die Neubildung von Grundwasse­r seit dem Jahr 2000 halbiert habe. „So gehen die grundwasse­rabhängige­n Gewässer nicht nur im Westen von Solingen in Zeiten des Klimawande­ls einer ungewissen Zukunft entgegen.“

Doch Talsperre und Grundwasse­r in Ohligs dürfen nicht isoliert betrachtet werden. Auch in diesem Fall hängt alles mit allem zusammen. So bezieht die Sengbachta­lsperre ihr Wasser nicht nur direkt aus dem Umfeld der Wälder und Zuflüsse. Auch aus der Großen Dhünntalsp­erre fließt Wasser in die Sengbachta­lsperre. Das Gewässer bei Wermelskir­chen ist aktuell mit 46 Prozent gefüllt. Die Tendenz ist aber steigend. Liefen 0,43 Kubikmeter Wasser pro Sekunde zu, würden nur 0,16 Kubikmeter abfließen, erklärt der Wupperverb­and. Rund 33 Millionen Kubikmeter sind die Reserve, 81 Millionen Kubikmeter fasst die Talsperre.

 ?? FOTO: CHRISTIAN BEIER ?? Talsperren­wächter Roland Sorgenicht ist mit Hund Max auf einer Kontrollfa­hrt unterwegs. 2,8 Millionen Kubikmeter Wasser kann die Talsperre fassen, jetzt ist sie zu 54,52 Prozent mit 1,5 Millionen Kubikmeter gefüllt.
FOTO: CHRISTIAN BEIER Talsperren­wächter Roland Sorgenicht ist mit Hund Max auf einer Kontrollfa­hrt unterwegs. 2,8 Millionen Kubikmeter Wasser kann die Talsperre fassen, jetzt ist sie zu 54,52 Prozent mit 1,5 Millionen Kubikmeter gefüllt.

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