Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Grundwasserspiegel sinkt weiter.
Der Oktober war nass, aber die staubtrockenen Böden schlucken erst einmal die Feuchtigkeit. In Ohligs sinkt der Grundwasserspiegel.
Der Wupperverband meldet, dass es im Oktober endlich mal wieder sehr viel geregnet habe. Dennoch führten die seit dem Jahr 2000 nicht mehr so stark gemessenen Niederschläge nicht dazu, die Talsperren im Bergischen Land wieder mit Wasser zu füllen. Die nach drei Jahren staubtrockenen Waldböden saugten das Wasser jetzt zunächst auf, teilt der Verband mit. Die Sengbachtalsperre, die Solingen versorgt, liegt im Verantwortungsbereich der Stadtwerke Solingen. Die Talsperre ist zu 54 Prozent gefüllt, erklärt Stadtwerkesprecherin Lisa Nohl.
Zur Entwicklung des Füllstands erklärt sie: „Die Tendenz ist tatsächlich leicht fallend, vor genau einem Jahr lagen wir allerdings mit 43 Prozent noch darunter.“Das sich jetzt rund 1,5 Millionen Kubikmeter Wasser in der Talsperre befänden, hänge mit den starken Niederschlägen zusammen. So hat der Wupperverband an der Kläranlage in Unterburg im Oktober knapp 123 Liter Niederschlag gemessen. Durchschnittlich sind es dort 110 Liter.
Rechnet man die 1,5 Millionen Kubikmeter Wasser auf die Hälfte der Solinger Bevölkerung um – denn die andere Hälfte wird aus anderen Trinkwasserquellen versorgt – und setzt 125 Liter Wasserverbrauch pro
Tag durch jeden Solinger an, dann reicht das Wasser 150 Tage. Dann wäre die Talsperre leer. Aber Lisa Nohl beruhigt: „Trotz der vergangenen trockenen Sommer ist die Wasserversorgung nicht in Gefahr, auch wenn wir natürlich – wie in den letzten Jahren auch – auf einen eher nassen Winter hoffen.“
Diese Bilanz nach dem Oktober zieht auch der Wupperverband: „Es wird dennoch langanhaltenderen Niederschlag brauchen, damit sich dies auch auf den Füllstand der Talsperren auswirkt. Zunächst müssen die trockenen Böden gesättigt werden.“
Die Bereiche Solingens, die nicht von der Sengbachtalsperre versorgt werden, beziehen ihr Trinkwasser unter anderem aus dem Grundwasser. Dessen Spiegel sinke aber, erklärt Dr. Jan Boomers von der Biologischen
Station Mittlere Wupper: „Die Folgen des Klimawandels kann man spätestens seit 2018 auch an zahlreichen Stillgewässern in der Ohligser Heide und der Krüdersheide gut beobachten.“Seien die Gewässer bislang auch im Sommer noch gut mit Wasser gefüllt gewesen, so verblieben mittlerweile im Sommer nur noch spärliche Pfützen oder trockneten vollständig aus. Biologe Boomers führt an, dass sich in NRW die Neubildung von Grundwasser seit dem Jahr 2000 halbiert habe. „So gehen die grundwasserabhängigen Gewässer nicht nur im Westen von Solingen in Zeiten des Klimawandels einer ungewissen Zukunft entgegen.“
Doch Talsperre und Grundwasser in Ohligs dürfen nicht isoliert betrachtet werden. Auch in diesem Fall hängt alles mit allem zusammen. So bezieht die Sengbachtalsperre ihr Wasser nicht nur direkt aus dem Umfeld der Wälder und Zuflüsse. Auch aus der Großen Dhünntalsperre fließt Wasser in die Sengbachtalsperre. Das Gewässer bei Wermelskirchen ist aktuell mit 46 Prozent gefüllt. Die Tendenz ist aber steigend. Liefen 0,43 Kubikmeter Wasser pro Sekunde zu, würden nur 0,16 Kubikmeter abfließen, erklärt der Wupperverband. Rund 33 Millionen Kubikmeter sind die Reserve, 81 Millionen Kubikmeter fasst die Talsperre.