Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Michèle und Helmut Pötzsch wurden geehrt.
Michèle und Helmut Pötzsch erhielten den Rheinlandtaler vom Landschaftsverband für ihr Engagement im Naturschutz.
Gerade steht die aufwendige Reparatur eines Stollenzugangs auf der Agenda von Helmut und Michèle Pötzsch. Diesmal sei nicht „nur“ein Vorhängeschloss zerstört worden, sondern „da hat jemand aufwendig ein Rohr aus dem Pfortengefüge herausgesägt“, sagt Helmut Pötzsch verärgert. Ersatz sei nicht nur teuer, sondern erfordere erheblichen Bürokratie-Aufwand, um das nötige Geld aus den dafür vorgesehenen Töpfen zu bekommen.
Mit solchen Vorkommnissen muss sich das Ohligser Ehepaar regelmäßig auseinandersetzen. Zusätzlich zu seinem Engagement, den Bestand an Fledertieren in Solingen zu schützen und möglichst zu vergrößern. Sie spüren Winterquartiere auf, um sie nach Bedarf vor Eindringlingen zu schützen, sie weisen Populationen nach und machen sich für deren ungestörten Lebensraum stark – wie etwa beim Thema einer Windkraftanlage in der Nähe der Sengbachtalsperre. Helmut Pötzsch hat vor dem Abriss der alten Mauer am Eschbach in Unterburg die Steine mit ihren Ritzen untersucht, um eventuelle Fledermausverstecke zu entdecken.
In gut 40 Jahren ist es dem Paar in Pionierarbeit gelungen, sein Anliegen in die Mitte der Gesellschaft zu bringen und ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass es beim Artenschutz dieser Tiere um mehr geht als nur „um ein paar Fledermäuse“.
Die Minimierung des Bestands oder gar ein Aussterben der Art risse ein empfindliches und unersetzliches Loch in die Naturkette, in der der Mensch ein Glied unter vielen sei, wie Michèle Pötzsch ausführt. „Die Natur braucht den Menschen nicht, aber der Mensch die Natur.“
Der Rheinlandtaler, den die beiden Mittsechziger im Oktober in einer Feierstunde beim Landschaftsverband
Rheinland in Köln – coronabedingt in kleiner Runde – überreicht bekamen, würdigt ihr nimmermüdes Engagement. Dazu gehört auch verletzte Tiere in selbstgebauten Holzkisten aufzupäppeln und mit Mehlwürmern zu füttern, damit sie den Winter überstehen, oder bei nächtlichen Exkursionen in Bachtälern oder auf waldigen Höhen Bestände mit Hilfe von Decodern nachzuweisen und zu zählen. Das und noch mehr bestimmt seit mehr als 40 Jahren das Leben der Pötzschs, die zudem mitgeholfen haben, Naturschutzverbände stimmstark zu vernetzen.
Dass es dazu kam, war Zufall: Die Liebe der jungen Französin und des jungen Deutschen zueinander offenbarte vor rund 50 Jahren schnell auch ein gemeinsames Faible für Höhlen. „Davon gibt es in Frankreich viele“, berichtet Michèle, die damals mit ihrem späteren Mann Helmut Expeditionen unternahm und Lehrgänge absolvierte. Die Begegnung mit den tierischen Höhlenbewohnern
weckte schnell die Faszination für diese Fledertiere, die in französischen Höhlen vielfach vertreten sind.
In Solingen, wo sich das Paar niederließ, um eine Familie zu gründen, stießen sie auf zahlreiche Stollen, in denen die geflügelten Tiere zu finden sind. „Die Gründung des Arbeitskreises Fledertiere NRW und die Ortsgruppe in Solingen waren wichtige weitere Schritte, um die inhaltlichen Aufgaben auch finanziell abzusichern“, erinnert sich Helmut Pötzsch. Inzwischen ist der Verein allerdings aufgelöst und die Arbeit bei der Biologischen Station Mittlere Wupper in guten Händen. Deren Gründung und Verankerung im Bergischen Städtedreieck hat das Ehepaar Pötzsch eng begleitet.
Der Rheinlandtaler war nach dem Umweltpreis der Stadt Solingen die zweite Auszeichnung für die ehrenamtliche Arbeit rund um die Solinger Fledertiere. „So überraschend die Auszeichnung kam, so sehr haben wir uns darüber gefreut“, sagt Helmut Pötzsch.