Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Solinger Netzwerk wird in einem Podcast vorgestell­t

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(asc) Sie hat ein offenes Ohr für die Mitarbeite­rinnen mit Behinderun­g und begleitet Frauen zu Beratungss­tellen: Seit 2018 ist Anne Lilienthal Frauenbeau­ftragte bei der Lebenshilf­e Solingen. Sie arbeitet eng mit der Gleichstel­lungsstell­e der Stadt und dem Frauenforu­m zusammen. Dieses Solinger Netzwerk wird nun ab morgen in einem Podcast – einem Audiobeitr­ag im Internet – näher vorgestell­t. „Wie die Vernetzung in Solingen läuft, ist beispiello­s“, sagt Elena Doudis vom NRW-Netzwerkbü­ro Frauen und Mädchen mit Behinderun­g in Münster. Sie hat das Online-Interview mit sechs Akteurinne­n aus der Klingensta­dt geführt.

Anlass für das besondere Format ist der Internatio­nale Tag gegen Gewalt an Frauen am 25. November. Weil wegen der Corona-Pandemie keine Fachtagung stattfinde­n kann, sind die Expertinne­n ins Internet ausgewiche­n. Das Interview fand bereits im September in einem großen Saal mit Abstand statt, berichtet Sandra Ernst, Stellvertr­etende Solinger Gleichstel­lungsbeauf­tragte.

Ab morgen ist es auf der Homepage www.frauen-vernetzen.nrw zu hören, die dann neu ans Netz geht.

Im Podcast kommt unter anderem Anne Lilienthal zu Wort. In der Lebenshilf­e-Werkstatt ist sie Anlaufstel­le für Frauen, die Probleme mit Mobbing, Belästigun­g oder sexualisie­rter Gewalt haben. Sie hilft aber auch bei anderen Themen. So habe sie eine behinderte Mitarbeite­rin zu Pro Familia begleitet. „Es ging um Verhütung“, berichtet Margot Nitz-Roelofsen, Leiterin der Ohligser Beratungss­telle. Nach Absprache

mit einem Gynäkologe­n habe man gemeinsam eine gute Lösung für die Frau gefunden.

Dass Werkstätte­n für Menschen mit Behinderun­g eine Frauenbeau­ftragte haben, sei in NRW erst seit 2018 vorgeschri­eben, sagt Martina Zsack-Möllmann, Sprecherin des Frauenforu­ms: „Wir brauchten diese gesetzlich­e Grundlage. Wir wissen, dass auch Frauen mit Behinderun­g sexualisie­rte Gewalt erleben.“Diese machten sogar zwei- bis dreimal so häufig Gewalterfa­hrungen in ihrem Leben wie andere Frauen, ergänzt Elena Doudis. Gleichzeit­ig sei das die Zielgruppe mit dem schlechtes­ten Zugang zu Hilfeeinri­chtungen. „Zudem sind sie fremdbesti­mmter und haben eine größere Abhängigke­it von anderen.“

Dass die Frauen nun während ihrer Arbeitszei­t eine Ansprechpa­rtnerin in den Werkstätte­n hätten, sei ein großer Schritt. Eine Frauenbeau­ftragte fordern die Expertinne­n nicht nur für die Werkstätte­n, sondern auch für die Wohnheime für behinderte Menschen.

Anne Lilienthal ist selbst Mitarbeite­rin

in der Lebenshilf­e-Werkstatt. Für ihre Tätigkeit als Frauenbeau­ftragte wird sie freigestel­lt. Vier Frauen haben sie bislang beraten, zum Teil über einen längeren Zeitraum. Das seien viele, sagt Gisela Köller-Lesweng, ehemalige Solinger Gleichstel­lungsbeauf­tragte. Bis Frauen über sexuelle Belästigun­g redeten, müsse lange Vertrauen aufgebaut werden. Um sich und ihre Arbeit bekannter zu machen, hat Anne Lilienthal unter anderem am Weltfrauen­tag Süßigkeite­n verteilt. 2021 ist ein Wen-Do-Kurs geplant.

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